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"Tatort"-Kritik: Aaron Karl machte "Schock" zum TV-Highlight


Mordsjagd in Wien
Brillanter Darsteller macht "Tatort" zum TV-Highlight

t-online, Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 23.01.2017Lesedauer: 3 Min.
Beeindruckender Auftritt: Aaron Karl spielt im Wiener "Tatort: Schock" David Frank, einen Studenten aus gutem Hause, der seine Eltern entführt hat und damit droht, sie umzubringen.Vergrößern des BildesBeeindruckender Auftritt: Aaron Karl spielt im Wiener "Tatort: Schock" David Frank, einen Studenten aus gutem Hause, der seine Eltern entführt hat und damit droht, sie umzubringen. (Quelle: ARD/ORF/Hubert Mican)
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Eine Eltern-Entführung und ein drohender Doppelmord mit anschließender Selbsttötung: Der Wiener "Tatort: Schock" hatte es in sich. Die Kommissare Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) mussten dieses Mal keinen Mörder jagen, sondern einen Mord verhindern. Eine gelungene Episode - dank einer hochspannenden Geschichte und eines glänzenden Hauptdarstellers. Chapeau.

David Frank (Aaron Karl) meldet sich per Stream im Internet - und alle Welt kann seine Ansage mitverfolgen. Er blickt dem Zuschauer direkt in die Augen und erzählt ganz ruhig, dass er seine Eltern - einen renommierten Matheprofessor und eine angesehene Rechtsanwältin - entführt habe und sie demnächst umbringen werde. Anschließend wolle er sich selbst töten. Damit wolle er ein Zeichen setzen und auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. Er sei nicht nur ein Redner, sondern ein Macher. Bamm.

Moritz Eisner gerät an seine Grenzen

Die Wiener Polizei gerät in helle Aufregung. Sie muss den angedrohten Mord verhindern, den Mörder in spe stellen. Frank liefert den Beamten die Hintergründe seines Vorhabens nur portionsweise. Er spielt ein Katz-und-Maus-Spiel. Er ist intelligent und unberechenbar. Er führt Eisner und Fellner vor und gleichzeitig einen Schlagabtausch mit der kritischen Soziologin Sarah Adler (Mercedes Escherer), deren Uni-Thesen er folgt.

Moritz Eisner gerät im Laufe des Falls an die Grenzen seiner Belastbarkeit: Die Kreise von Franks Sympathisanten umfassen auch seine Tochter Claudia (Tanja Raunig) und deren Freund Kerem (Mehmet Sözer), der öffentliche Druck ist enorm, sein Chef "Ernstl" (Huber Kramar) hält zwar die Hand über seine Ermittlungen, weist ihn jedoch mehrfach in die Schranken und der "Korinthenkacker" vom Verfassungsschutz geht ihm höllisch auf die Nerven.

Gibt es eine Gewalt, die entschuldbar ist?

Regisseur Rupert Henning, von dem auch das Drehbuch stammt, hat diese 15. Wiener "Tatort"-Episode in eine nervenzehrende Suche umgewandelt. Sein "Täter" David Frank ist ein heimlicher Held, der nach dem Selbstmord seiner Freundin sehr öffentlich die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft anprangert. In der junge Menschen einem ungeheuren Leistungsdruck ausgesetzt sind. In der junge Menschen versuchen, alles richtig zu machen - und dennoch scheitern. Claudia Eisner bringt's auf den Punkt: "Wir schlucken das Scheiß-Amphetamin, damit wir den Erwartungen der Leistungsgesellschaft entsprechen. Wir sind die Pflichterfüller-Generation."

Frank: "Ich nehmen Ihnen allen eine Illusion"

Frank holt die Polizei ins Boot, den Verfassungsschutz, die Universität, die ganz große Bühne. Sie alle sollen sein Vermächtnis hören. Seine Tat ist "kein Amoklauf, keine Affekthandlung, keine Rache, nicht religiös-ideologisch motiviert". Er will seinen Zuschauern eine Illusion nehmen: "Die Hoffnung, dass alle, die sich bemühen, es zu etwas bringen werden. Dass alles gut wird. Dass die Krise vorbei geht."

Täter als heimlicher Held

Regisseur Hennings Sicht auf die Dinge ist schwarz, aber realistisch. Als ehemaliger Kabarettist nimmt er kein Blatt vor den Mund und wirft die Frage auf: Gibt es eine Gewalt, die entschuldbar ist? Er lässt Frank ein ziemlich trauriges Bild der Perspektive seiner Generation beschreiben. Hier nuschelt kein Junkie im Drogenrausch oder ein Fanatiker in ideologischen Extremen. Schauspieler Aaron Karl, Sohn des bekannten Darstellers Fritz Karl, überzeugt mit seinem eindringlichem Auftritt. Er lässt den Zuschaer nicht aus den Augen und erklärt sich mit leiser, wütender Stimme. Man nimmt ihm den unglücklichen Studenten aus gutem, wenn auch unterkühltem Elternhaus ohne Weiteres ab. Den Einsamen, der um Hilfe ruft.

Am Schluss hat der junge Mann eine Polizistin als Geisel und ist von Scharfschützen umstellt. Und auch wenn er ein letztes "Bitte nicht schießen" in die Web-Kamera stammelt, so richtet er die Pistole doch ganz bewusst auf Bibi - in Erwartung der tödlichen Schüsse: Auch er zerbricht an den Leistungsansprüchen, die die Gesellschaft, für ihn personalisiert durch seine Eltern, an ihn stellt. Immerhin tut er das vor laufender Kamera und setzt so das gewünschte Zeichen. Seine Eltern werden gefunden, betäubt, aber am Leben.

Der Kloß im Hals des Zuschauers mag noch eine ganze Weile nach dem Abspann nicht kleiner werden.

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