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"Tatort"-Check: Kandinsky, Schiele, Marc – alle in einer Villa in Weimar?


"Tatort"-Faktencheck
Kandinsky, Schiele, Marc – und alle in einer Villa in Weimar?

Barbara Schaefer

Aktualisiert am 11.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Zwei Leichen auf dem Bett, ein Kandinsky an der Wand und ratlose Gesichter bei Frau Dr. Seelenbinder (Ute Wiekhorsz), Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen).Vergrößern des Bildes
Zwei Leichen auf dem Bett, ein Kandinsky an der Wand und ratlose Gesichter bei Frau Dr. Seelenbinder (Ute Wiekhorsz), Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen). (Quelle: MDR/Wiedemann & Berg/Anke Neugebauer)

Beim Einbruch in seine Villa wird ein Weimarer Kunstsammler ermordet. Ging es um die teure Kunst, oder steckt die Grundstücksvergabe für einen Museumsneubau dahinter? Und was hing da alles an den Wänden der Villa? t-online macht den Faktencheck.

Die Kriminalhauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und der vornamenlose Lessing (Christian Ulmen) ermitteln zwischen Grundstücksrochade, einem Puff, einem Steinbruch, einem Bauhaus-Architektur-Professor, den zwei derben Brüdern Martin und Fritte, und einer Frau zwischen diesen drei Männern. Wer hat etwas davon, wo das Museum gebaut wird – und wer musste deswegen sterben?

Dem Kommissar-Paar schaut man gerne zu in seiner Spielfreude und Schnoddrigkeit. Dass Lessing aus dem West-Östlichen Divan zitiert, beeindruckt Dorn nur marginal. Wandlungsfähig zeigt sich Nora Tschirner als Doreen Schneider beim Pole Dance.

Viel Kunst- und Kultur-Gewese liegt in der Weimarer Luft, schon Goethe soll im besagten Steinbruch Mineralien gesammelt haben, der Einbrecher sinkt, gleichfalls erschossen, unter einem Kandinsky nieder, und der Architekt wird mit der Gropius-Büste erschlagen. Zwischendurch gibt’s kalte Fritten, und am Ende, im Steinbruch, mutiert der Krimi zum staubigen Western (Kamera: Stephan Wagner).

Zudem muss sich das knuffige Kommissar-Paar, das in einer braunen Wohnhöhle lebt, mit dem Vater des Polizeipräsidenten auseinandersetzen, ein veritabler Kunstfälscher. Der malt mal kurz einen Kandinsky nach – geht das überhaupt?

Der Faktencheck

Fragen an Prof. Dr. Rainer Metzger, Professor für Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.

t-online.de: In der Villa hängt das Gemälde "Weiches hart" von Wassily Kandinsky. Laut Drehbuch ging das in Argentinien verloren und wurde später in London für vier Millionen versteigert – stimmt das?

Dr. Rainer Metzger: Meines Wissens nein – jedenfalls wären vier Millionen für einen Kandinsky ein Schnäppchenpreis, zuletzt wurde bei Sotheby’s sein "Murnau – Landschaft mit grünem Haus" für 21 Millionen britische Pfund und das "Bild mit weißen Linien" für 33 Millionen versteigert.

Dieser Kandinsky hängt nun im Haus eines Weimarer Kunstsammlers – kann das sein?

Nach Weimar ging vor ca. 20 Jahren die Kunstsammlung des Kölner Galeristen Paul Maenz. Er hat sie in der Zwischenzeit wieder abgezogen. Vielleicht ist davon was hängen geblieben beim Drehbuchschreiber. Prinzipiell kann die Ware natürlich überall sein. Bevorzugt bei Oligarchen.

Im Verlauf der Handlung wird das Bild durch eine Fälschung ersetzt. Die Fälschung wurde mal kurz über Nacht hergestellt – ist das realistisch? In so kurzer Zeit?

Abmalen kann man einen klassisch Modernen natürlich über Nacht. Fürs schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch reicht auch eine halbe Nacht.

Es fällt auf, weil die Farbe noch nicht trocken ist. Was für eine Farbe müsste das sein? Öl-Farbe?

Wenn das Bild die Nacht davor entstanden ist, siehst du es jedem an. Prinzipiell trocknet Acryl schneller als Öl. Da kannst du noch lang Nass in Nass malen. Bei Tintoretto zum Beispiel sieht man noch heute, dass es zu schnell gehen musste.

Nun noch zu drei weiteren Bildern in der Villa: Das eine hängt im Eingang und scheint ein Schiele zu sein, oder sein zu wollen – korrekt?

Das ist auf der Basis eines Schiele. Die Vorlage ist allerdings ein Aquarell, es stammt von 1910.

Dann gibt es ein paar Pferde an einer Wand – kann das, soll das Franz Marc sein?

Die Pferde sollen wohl auf Marc referieren. Allerdings soll es eine Zeichnung sein, und die wäre auf keinen Fall so riesig.

Und zuletzt: Auf einer Staffelei steht ein – unfertiges – Bild einer Frau im Pool. Hat das Bild ein realistisches Vorbild, oder ist das die dilettierende Pinselei des Hausherrn?

Die Frau am Pool erinnert an Bilder des 1980er Amerikaners Eric Fischl. Vielleicht soll auch ein wenig Hockney drin sein.

Und: Wäre es denkbar, dass in einer Villa in Weimar ein Kandinsky, ein Marc, und ein Schiele hängen? Sind Bilder dieser berühmten Maler überhaupt in Privatbesitz, oder hängen die alle in Museen?

Insgesamt kann derlei natürlich in einer Privatvilla hängen. Wenn der Kapitalismus so weiter macht, wird das immer wahrscheinlicher.

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