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"Tatort" aus Hamburg: Ist bei der Polizei ein Maulwurf tätig?


"Tatort" aus Hamburg
Wenn Polizisten die Täter sind

MeinungVon Barbara Schaefer

Aktualisiert am 23.04.2018Lesedauer: 3 Min.
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Auf der Flucht: Alima (Sabrina Amali) und ihr Bruder Abbas Khaled (Youssef Maghrebi) finden auch in Lüneburg keine Ruhe.Vergrößern des Bildes
Auf der Flucht: Alima (Sabrina Amali) und ihr Bruder Abbas Khaled (Youssef Maghrebi) finden auch in Lüneburg keine Ruhe. (Quelle: NDR/Christine Schroeder)

Der Fall macht es den Zuschauern nicht leicht. Die Ermittler der Bundespolizei und die Polizei in Lüneburg führen einander an der Nase herum – und die Zuschauer mit. Wo ist der Maulwurf, und wem soll man glauben?

"Sie kennen das, ich muss Sie darauf hinweisen: Alles, was Sie sagen... " - So beginnt dieser "Tatort", eine Verhörsituation wie so oft – nur sitzen sich diesmal zwei Polizeibeamte gegenüber. Auf der einen Seite, als Ermittler, Joachim Rehberg (Jörn Knebel), Chef der Lüneburger Polizei, und als Befragter Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) von der Bundespolizei. Falke kam mit seiner Kollegin Julia Grosz (schön grantig: Franziska Weisz) ins Kopfsteinpflaster-Kleinstadtidyll, um die Identität eines Mannes zu überprüfen.

Die Geschichte wird in der Retrospektive erzählt, eine Frau ist tot, wer hat geschossen? Genauergesagt: Verschiedene Beteiligte erzählen ihre Version der Geschichte um Abbas Khaled. Der in Lüneburg gut integrierte Geflüchtete steht im Verdacht, in seiner Heimat als Mitglied einer Miliz Kriegsverbrechen begangen haben. Die Ermittler decken auf: Tatsächlich lebt er unter falschem Namen, und seine mit ihm eingereiste Frau ist in Wahrheit seine Schwester – aber ist er ein Verbrecher? Khaled ist schwul, er hatte allen Grund aus dem syrisch-libanesischem Grenzgebiet zu fliehen.

Der letzte Cowboy in Lüneburg

Ein paar Klischees werden abgearbeitet: der Deutschlehrer mit dem Helfersyndrom, der Khaled näher steht, als er zugeben möchte, die sehr verständnisvolle Schwester. Schön ins Bild gesetzt (Kamera: Matthias Bolliger) die Lonesome-Rider-Atmosphäre im Motel. Im Cowboygang betritt Falke den Frühstücksraum, wirft die Musicbox an.

Manche Szene scheint doch absurd und dient nur der Drehbuchlogik (Buch: Arne Nolting und Jan Martin Scharf). Auf der Suche nach dem Flüchtigen fährt die Polizei mit mehreren Autos zu seiner Wohnung. Natürlich geht er daraufhin wieder stiften. Später führt der Einsatz die beiden Ermittler in eine leerstehende Lagerhalle. Offensichtlich sind dort Menschen. Die beiden teilen sich auf, beide mit gezogener Waffe, Grosz geht alleine in die Kellerräume, Falke durchsucht das Erdgeschoss – würde man so unbedarft sein in einer gefährlichen Situation? So aber kommt es zum ungeklärten Todesfall und den Verhören.

Der Lüneburger Polizeichef mit seiner ätzend gütig-verständnisvollen Verhörmethode bringt vor allem Falke (Wotan Wilke Möhring mit dieser Marius-Müller-Westernhagen-Stimme) auf die Palme.

Heidschnucken-Allergie?

Falke und seine Kollegin Grosz geraten unter Verdacht und müssen sich abwechselnd befragen lassen. Die beiden sollen gegeneinander ausgespielt werden, was zu gelingen scheint, schließlich zoffen sie sich andauernd, auch vor anderen, werfen sich gegenseitig ihre Kacklaune vor, "auf Heidschucken allergisch?" fragt sie ihn. Sie scheinen sich in falschen Aussagen zu verstricken.

Immer undurchsichtiger werden die Zustände im schnuckeligen Lüneburg. Ein arabischer Clan regiert das Idyll, die ortsansässige Polizei ermittelt, bekommt aber die Bosse nicht zu fassen. An der Tanke werden Pillen vertickt, es geht um Drogen, aber wer steckt dahinter? Es geht um eine kriminelle Vereinigung, Zuhälterei, Geld fließt, aber wer kassiert? Der Verdacht kommt auf, dass in der Polizei in Lüneburg ein Maulwurf tätig ist (Regisseur: Özgür Yildirim).

Ein Herz und eine Seele

Am Ende wird der Maulwurf enttarnt, es war der Chef selbst, und Grosz lässt sich die Genugtuung nicht nehmen, das Verhörmikrophon umzudrehen: "Alles, was Sie sagen... " Rehberg ringt sich noch ein bemühtes Lächeln ab und meint zu erkennen, dass die Kollegen von der Bundespolizei gar nicht zerstritten sind. Grosz nickt: "Falk und ich sind ein Herz und eine Seele". Das will man nicht hoffen. Ist es doch so unterhaltsam, ihnen beim Streiten zuzusehen.

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