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Drama auf Mauritius: Fährt das "Traumschiff" noch in die richtige Richtung?


Drama auf Mauritius
Fährt das "Traumschiff" noch in die richtige Richtung?


Aktualisiert am 17.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Das Traumschiff": An Ostern geht es nach Mauritius.Vergrößern des Bildes
"Das Traumschiff": An Ostern geht es nach Mauritius. (Quelle: ZDF / Dirk Bartling)

Sinkende Einschaltquoten, lose Handlungsstränge und ein Kapitän, der weiterhin die Gemüter spaltet. In der 93. Folge legt "Das Traumschiff" auf Mauritius an. Hier erfahren Sie, unter welchen Aspekten sich das Einschalten lohnt.

Der TV-Ostersonntag scheint gerettet, denn "Das Traumschiff" sticht wieder in See. Dieses Mal nehmen Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen) und seine Crew Kurs auf Mauritius und natürlich werden dem Zuschauer nicht nur die Strände dieser märchenhaften Insel im Indischen Ozean geboten, sondern – wie man es vom "Traumschiff" gewohnt ist –, drei parallel laufende Geschichten.

Deren Handlungen sind mal wieder teils ziemlich hanebüchen, aber das scheint die Macher nur wenig zu interessieren, funktioniert der "Traumschiff"-Plot schließlich seit jeher so, dass der Zuschauer mittendrin getrost in die Küche scharwenzeln und sich einen Teller Kartoffelsalat oder ein Gläschen Eierlikör holen kann.

Das Konzept der drei nebeneinanderher plätschernden Erzählstränge scheint ein Motto der fast immer gleichen Drehbuchschreiber zu sein und vielleicht hat das auch eine sehr lange Zeit sehr gut funktioniert. Aber man fragt sich: Warum nicht lieber eine richtige Geschichte, die den Zuschauer in ihren Bann zieht?

Stattdessen wirkt auch der neueste Ausflug des alten Dampfers wie ein großes Frühstücksbuffet. Man bedient sich einfach von allem ein bisschen und tappt dabei von einer Klischeefalle in die nächste. Die seichte Unterhaltung wirkt wie eine Wiederholung von der Wiederholung von der Wiederholung.

Was darf der Zuschauer dieses Mal erwarten?

In der 93. Episode rasselt Schiffsärztin Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes) mit ihrem Vater Bernd (Wolfgang Stumph) aneinander. Der ist mit Leib und Seele ein windiger Geschäftemacher und schreckt auch nicht vor dem Versuch zurück, für seinen neuesten Coup Kapitän Parger höchstpersönlich ins Boot zu holen.

Ebenfalls offenkundig Motto beim "Traumschiff": Warum auf talentierte Schauspieler, die es – Achtung, kleines Wortspiel – wie Sand am Meer gibt, zurückgreifen, wenn es auch ohne geht? Und weil man auch beim ZDF der Meinung ist, dem Zeitgeist damit zu entsprechen, Influencer anzuheuern, hängen diese auch nichtssagend über der Reling und latschen ab und an durchs Bild – Hauptsache sie bringen ihre vermeintlich große Social-Media-Reichweite mit. Das ist ungefähr so visionär wie jemand, der seit Jahrzehnten die immer gleichen Storys konstruiert und auch noch damit durchkommt.

Am Reißbrett entwickelt wirkt auch der Handlungsbogen um Roman Hilbert (sehr gut gespielt von Helmut Zierl), der an Bord auf eine junge Dame trifft, die ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Und weil die beiden 40 Jahre Altersunterschied trennt, geht es nahezu als Geniestreich durch, dass man sich eine turbulente Dreieckskonstellation aus dem Kreuz leiert, in der Hilberts Sohnemann eine ganz besondere Rolle zuteilwird.

Szenen einer Ehe und die Blaue Mauritius

Und dann ist da auch noch das Ehepaar Sabine und Thomas Budarek (Janina Hartwig und Andreas Hoppe), deren Beziehung schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und sich in etwa in der gleichen Schieflage befindet wie der Dampfer selbst. In der Mauritius-Folge ist die Geschichte rund um die Eheleute Budarek vor dem geschichtsträchtigen Hintergrund der gleichnamigen legendären Briefmarke dennoch recht kurzweilig.

Mit der Zeit zu gehen: Darunter versteht man bei den Machern des "Traumschiffs" nicht etwa, glaubwürdige Geschichten zu schreiben, sondern herrlich flache Dialoge rund um das Thema Gleichberechtigung zu inszenieren. Schon zu Beginn wird der Zuschauer Zeuge einer Szene, die Fragen aufwirft: Ist ein Mann heutzutage tatsächlich "altmodisch", wenn er einer Frau die Tür aufhält? Was versteht man unter Emanzipation? Etwa, wenn eine Frau vorschlägt, dem Mann das Gepäck hinterherzutragen?

Letztlich weckt der neue Ausflug des "Traumschiffs" – gerade nach zwei Jahren Pandemie – dennoch das Fernweh des Zuschauers. Wir sehen malerische Strände und atemberaubende Naturkulissen.

Unabhängig vom angepriesenen "Herzkino", welches das Herz in Wahrheit aber ungefähr so bewegt wie Arabella Kiesbauer sich in ihrem Gastauftritt auf der Tanzfläche, sollte man die aktuelle Episode unter folgenden Aspekten schauen: Fährt das "Traumschiff" für Sie noch in die richtige Richtung? Finden Sie, dass der neue Boss auf der Brücke der Kultserie wirklich frischen Wind verleiht? Und bindet man tatsächlich junges Publikum an ein altes Format, indem man sich Influencer und TV-Gesichter an Bord holt, deren schauspielerische Qualitäten ungefähr so repräsentativ sind wie ihre teils geschönten Followerzahlen auf Social Media?

Zu sehen ist die 93. Folge vom "Traumschiff" Ostersonntag um 20.15 Uhr, wie immer im ZDF.

Verwendete Quellen
  • "Das Traumschiff" vom 17. April 2022
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