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Weltklimagipfel: Warum das Zwei-Grad-Ziel kaum noch zu erreichen ist


Klima-"Gipfel der Unverfrorenheit"
Warum das Zwei-Grad-Ziel kaum noch zu erreichen ist

Von dpa
Aktualisiert am 28.11.2014Lesedauer: 4 Min.
Der Eisbär ist zum Symbol der Erderwärmung geworden. 2004 wurden noch 1500 Eisbären in Alaska und im Nordwesten Kanadas gezählt, zuletzt waren es nur noch 900 Exemplare.Vergrößern des BildesDer Eisbär ist zum Symbol der Erderwärmung geworden. 2004 wurden noch 1500 Eisbären in Alaska und im Nordwesten Kanadas gezählt, zuletzt waren es nur noch 900 Exemplare. (Quelle: imago / Blickwinkel)
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Wenn sich nicht bald etwas ändert, wird das sogenannte Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung ein frommer Wunsch bleiben. Nur die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt. Auf der Klimakonferenz Anfang Dezember in Peru soll der Weg bereitet werden für den Weltklimavertrag. Tatsächlich gibt es im Vorfeld bei einigen wichtigen Staaten etwas Bewegung, bei vielen Beobachtern überwiegt dennoch die Skepsis.

Ohne Schneekanonen könnte man Skispringen und Biathlon derzeit in Deutschland vergessen. Ganz zu schweigen von Ski-Rennen. Wenn jetzt wieder - bei Temperaturen von teils um die 10 Grad - die Saison beginnt, wird das überdeutlich. Es sind zweifelsohne Luxusprobleme im Vergleich zu Inselstaaten in der Südsee, die ihr Staatsgebiet durch Überflutung verlieren könnten.

Es verändert sich etwas. Und zwar ziemlich schnell. Die Klimakarawane trifft sich nun in Perus Hauptstadt Lima, um zu verhandeln, wie der Trend noch zu stoppen ist. Der Eisbär ist zum Symbol der Erderwärmung geworden. 2004 wurden noch 1500 Eisbären in Alaska und im Nordwesten Kanadas gezählt, zuletzt waren es nur noch 900 Exemplare.

"Das sommerliche Packeis auf dem Meer ist seit Jahren auf dem Rückzug und ohne Eis fehlt den Bären die Plattform zum Robbenjagen. Das macht das Überleben, insbesondere für Jungtiere, immer schwieriger", sagt Sybille Klenzendorf vom WWF-Arktisprogramm.

Maßnahmen für Zwei-Grad-Ziel unzureichend

Bei der Klimakonferenz 2010 im mexikanischen Cancún war beschlossen worden, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, doch die bisherigen Maßnahmen reichen dafür sicher nicht. Die Klimakonferenz in Lima, wo vom 1. bis 12. Dezember 195 Staaten verhandeln, soll nun das Gerüst beschließen für den UN-Weltklimavertrag, der bei der Konferenz in Paris im Jahr darauf geschaffen werden soll. Bis hin zu Kanzlerin Angela Merkel war zuletzt neue Hoffnung geschöpft worden - vor allem weil die USA und China sich ein ganz klein wenig bewegen.

US-Präsident Barack Obama hat angekündigt, die USA wollen bis 2025 den Ausstoß von Treibhausgasen um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zu 2005 reduzieren. China will ab 2030 den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid senken. Offen ist, ob das wirklich ausreicht?

In Berliner Regierungskreisen wird aber immerhin registriert: Chinas Führung sei nervös, wegen tausender ungenehmigter Demos gegen Luftverschmutzung. Auch Indien bewege sich. Aber: immer geht es um Lasten- und Schuldverteilung, lange wuchs nur der Westen - mit entsprechender CO2-Verschmutzung.

Letztlich wird auf eine Eigendynamik gehofft, in eine positivere Richtung als 2009 - damals scheiterte in Kopenhagen ein erster Anlauf für ein globales Abkommen kläglich. Alle Staaten sollen möglichst bis Lima, spätestens aber bis Ende März ihre nationalen Minderungsziele angeben. In Peru werde es vor allem darum gehen, welche Gase einbezogen werden und auf welche Zieljahre sich die Verpflichtungen beziehen sollen, sagt der deutsche Klima-Unterhändler Karsten Sach.

Rechtsverbindliches Abkommen scheint utopisch

Die EU will bis 2030 mindestens 40 Prozent weniger CO2 ausstoßen im Vergleich zu 1990. China, mit Abstand größter Emittent, will bis dahin mehr als heute schon ausstoßen. Anders als im Kyoto-Protokoll, von Merkel 1997 als Umweltministerin einst mit erstritten, könnte es statt verbindliche Regelungen ein Sammelsurium nationaler Ziele geben, mit denen sich das Zwei-Grad-Ziel nicht mehr erreichen lässt. Ein rechtsverbindliches Abkommen scheint derzeit utopisch.

Bisher ist es oft ein frustrierendes Nullsummenspiel - die EU spart mühsam CO2 ein, anderen Staaten stoßen um so mehr aus. Letztlich könnte nur ein globaler Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten den Ausstoß kontrolliert deckeln. Also ein weltweiter Preis für den Ausstoß von CO2. Die Hälfte der seit 1750 vom Menschen verursachten Kohlendioxidausstöße sind seit 1970 angefallen.

Ohne eine baldige, aktive Klimaschutzpolitik läuft es auf drei Grad, wahrscheinlich sogar vier Grad mehr hinaus bis 2100. Zumindest in Sachen Klimafinanzierung gab es zuletzt auch gute Nachrichten. Der grüne Klimafonds ist bereits mit 9,3 Milliarden Dollar gefüllt - davon fast eine Milliarde aus Deutschland. Damit soll vom Klimawandel betroffenen Staaten zum Beispiel beim Schutz vor Überflutungen geholfen werden oder beim Ausbau der Wind- und Solarenergie.

Schlüsselrolle für Kanzlerin Merkel

Kanzlerin Merkel kommt nun eine Schlüsselrolle zu, weil im Juni der G7-Gipfel in Bayern stattfindet, dort könnte sie die Industriestaaten auf einen ehrgeizigen Kurs einschwören. Aber schon Deutschland droht - trotz Energiewende - sein Vorreiterziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasausstößen bis 2020 zu verfehlen.

Lutz Wicke, Professor am Institut für Umweltmanagement der Europäischen Wirtschaftshochschule Berlin, nennt sich selbst einen "grünen Schwarzen". Der frühere Berliner Staatssekretär ist ziemlich ernüchtert. "Im Grunde wird das ein Gipfel der Unverfrorenheit", sagt er mit Blick auf die Klimagipfel in Lima und Paris. "Man will das Zwei-Grad-Ziel völkerrechtlich fixieren, aber einen Vertrag beschließen, mit dem der Klimawandel praktisch ungebremst weiter fortschreitet."

Es gehe bisher nur um unverbindliche nationale Minderungsbeiträge. "Die können reichen von minus 40 Prozent bis 2030 bei der EU bis zu 0 Prozent bei China." Bei den chinesischen Wachstumsraten sei bis dahin mindestens eine Verdopplung ihrer gegenwärtigen jährlichen Emissionen zu erwarten. Daher sieht Wicke die Bewegung als "reine PR-Aktion".

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