"Spiegel": Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern nehmen weiter stark zu

Die Deutschen sind anscheinend ein Volk von Steuerhinterziehern. Nur so ist zu erklären, warum im Jahr sechs nach Zumwinkel und nach unzähligen Berichten über den Kauf von Steuer-CDs durch Ermittlungsbehörden die Zahl der Steuerselbstanzeigen immer noch stark anschwillt anstatt nun eventuell langsam zurückzugehen. Die erste Steuer-CD kauften deutsche Behörden 2006, 2008 wurde der Fall Zumwinkel bekannt, der mit einer Bewährungsstrafe für den ehemaligen Post-Chef endete, der knapp 970.000 Euro hinterzogen hatte. Dennoch zählten die Finanzämter im ersten Halbjahr 2014 mehr als doppelt so viele Selbstanzeigen wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Das berichtet der "Spiegel" vorab.

Eine Umfrage in den 16 Bundesländern habe ergeben, dass bis Ende Juni über 22.600 Selbstanzeigen mit Bezug zu ausländischen Kapitaleinkünften eingegangen sind. Im ersten Halbjahr 2013 seien es nur knapp 9200 gewesen.

Verstärkte Reue ist demnach vor allem in Thüringen zu spüren. Dort hat sich die Zahl den Angaben zufolge vervierfacht. Zahlenmäßig liege jedoch weiterhin Baden-Württemberg vorne, wo sich 5000 Bürger selbst beim Finanzamt angezeigt hätten. Die Zuwachsraten seien hier jedoch weit unterdurchschnittlich.

Der Staat profitiert

Für das Gesamtjahr werde wieder mit einem Rekord gerechnet. Bereits jetzt sei die Gesamtzahl aus dem vergangenen Jahr (25.700) fast erreicht. 2010 hatte es dagegen 27.600 Selbstanzeigen gegeben, wie der "Spiegel" vorab schreibt. Die Ermittler gehen weiter von einem Hoeneß-Schwarzer-Effekt aus. Zu Jahresbeginn 2015 drohen außerdem Verschärfungen bei der Selbstanzeige. Die Mehreinnahmen des Staates durch Steuer-CDs und Selbstanzeigen belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro.