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Wirtschaft: Städte stemmen sich gegen Diesel-Fahrverbote


2018 wird die Luft dünn
Wie Kommunen Fahrverbote verhindern wollen

Von dpa-afx
Aktualisiert am 27.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Autos im Stau: Der Verkehr belastet vor allem das Klima in den Innenstädten.Vergrößern des BildesAutos im Stau: Der Verkehr belastet vor allem das Klima in den Innenstädten. (Quelle: Kichigin/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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2018 drohen erste Fahrverbote für ältere Dieselautos. Betroffene Kommunen wollen das verhindern. Es gibt viele Ideen von Carsharing bis E-Busse. Aber können die Städte rechtzeitig gegensteuern?

In vielen Kommunen werden Grenzwerte für den Ausstoß gefährlicher Stickoxide andauernd überschritten. Es drohen daher gerichtlich erzwungene Diesel-Fahrverbote. Rund 90 Städte in Deutschland kämpfen mit zu hohen Werten. Am 22. Februar 2018 wird eine Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig erwartet.

Ende November 2017 war bei einem Spitzentreffen von Bund, Ländern und Kommunen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Startschuss für konkrete Projekte für bessere Luft gefallen. Dafür stehen eine Milliarde Euro zur Verfügung. Ein Viertel der Kosten soll die Autobranche übernehmen. Vor kurzem hatten 60 Städte vom Bund Geld für ihre Konzepte zur Bekämpfung von Diesel-Abgasen bekommen.

Mehr öffentlicher Nahverkehr und Elektroautos

Stuttgart ist als Stadt mit der dreckigsten Luft bekannt und versucht seit Jahren, gegen dieses Image anzukämpfen. Doch bislang hat dies noch zu keinem Erfolg geführt, um drohende Fahrverbote abzuwenden. Seit Jahren gilt ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen sowie Tempo 40 auf bestimmten Steigungstrecken, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung erklärt. Für städtische Bedienstete wurde ein Jobticket eingeführt. Man treibt die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf Elektroautos und den Ausbau des Personennahverkehrs voran.

Im Doppelhaushalt 2018/2019 der baden-württembergischen Hauptstadt sind laut Mitteilung weitere 25,61 Millionen Euro für die Umsetzung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung bestimmt. Schwerpunkte: der weitere Ausbau des Nahverkehrs mit zusätzlichen Buslinien, neuen Stadtbahnen und einer Tarifreform, die verstärkte Förderung des Rad- und Fußverkehrs und der E-Mobilität sowie mehr "Verkehrsverflüssigung". In Sachen Feinstaub gibt es zwei bundesweit bekannte Versuche. Eine Mooswand soll am stark belasteten Stuttgarter Neckartor – der schmutzigsten Kreuzung Deutschlands – die Luft verbessern. Experten gehen davon aus, dass die feingliedrige Landpflanze Feinstaub und Stickoxide binden kann.

Zusätzlich verfolgt man mit der Straßenreinigung einen zweiten Versuch: Acht Kilometer Straße rund um das Neckartor wurden intensiv mit Wasserdruck gereinigt und abgesaugt. Reifen- oder Bremspartikel ließen sich entfernen, bevor sie als Feinstaub aufgewirbelt werden. Die Zusammenarbeit mit dem Bund sei bisher gut gewesen. Zum Thema Fahrverbote verweist man auf die Verhandlung der Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen Baden-Württemberg im Sommer 2017. Das Land ging gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart in Sprungrevision. Das Bundesverwaltungsgericht werde diese Haltung nun prüfen.

Hamburg will mehr emissionsfreie Busse

Zu denjenigen Städten, die am meisten belastet sind, gehört auch Hamburg. Man ist hier aber zuversichtlich, mit verschiedenen Maßnahmen Diesel-Fahrverbote vermeiden zu können. Konkret plant der Senat nach Auskunft eines Sprechers zum Beispiel, von 2020 an nur noch lokal emissionsfreie Busse anzuschaffen. Die Hamburger Verkehrsunternehmen kauften bereits Fahrzeuge der neuesten Abgasnorm Euro 6 und mustern zeitgleich ältere aus. "Parallel werden alle Vorbereitungen für den Wechsel auf E-Busse getroffen", heißt es.

Außerdem soll die Ladeinfrastruktur für Elektroautos deutlich ausgebaut werden. Hamburg sieht sich unter den deutschen Städten dabei in einer Spitzenposition. Es gehe zudem darum, Autoverkehr in der Innenstadt zu verringern – etwa durch mehr Carsharing und einen Ausbau des Radverkehrs. Hamburg habe das Ziel, den Radverkehrsanteil bis zum Ende der 2020er-Jahre auf 25 Prozent zu steigern.

E-Ladesäulen für verbesserte Infrastruktur

München investiert bis 2020 aus eigenen Mitteln 60 Millionen Euro in die Förderung der E-Mobilität und erhofft sich bald noch mehr Geld vom Bund. Für Dieselfahrer ändert sich zunächst nichts: Weder für Fahrverbote noch für die von der Stadt gewünschte Umweltplakette gebe es bisher eine Rechtsgrundlage, so ein Sprecher des Umweltreferats.

Der Stickoxid-Grenzwert wurde im Jahr 2017 bisher in ganz Bayern im Stundenmittel eingehalten, auch an der viel befahrenen Landshuter Allee in München, wie Messdaten des Landesumweltamts zeigen. Jedoch dürfte der Jahresmittel-Grenzwert teils erneut überschritten werden.

"München hat das größte kommunale Förderprogramm für Elektromobilität in Deutschland", heißt es aus dem Umweltreferat. Die Stadtwerke hätten 150 E-Ladesäulen errichtet. Die Stadt fördere auch Ladesäulen bei Unternehmen, kaufe Elektrofahrzeuge für ihren Fuhrpark und werde 2020 die erste E-Bus-Linie starten. Vom Bund bekomme München jetzt 185.000 Euro, um bis Juli den "Masterplan" zur Luftreinhaltung zu erstellen. Mit dem Plan werde man sich dann um Geld aus dem Fonds "Nachhaltige Mobilität für die Stadt" bewerben. Das Verwaltungsgericht München hat gegen den Freistaat Bayern 4.000 Euro Zwangsgeld verhängt, weil er keinen Luftreinhalteplan mit möglichen Fahrverboten erstellt hat.

Weniger Fahrspuren sollen Verkehr reduzieren

Die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam erhält für die Entwicklung eines Konzepts zur Stickstoff-Reduzierung vom Bund 90.000 Euro Fördermittel. Dazu gehört insbesondere ein Plan für mehr umweltgerechte Mobilität. Bereits im Juli 2017 wurde außerdem in einem Modellversuch die hoch belastete Zeppelinstraße von vier auf zwei Fahrspuren verengt. Die Verwaltung wollte damit die Menge von 27.000 Autos pro Tag um 5.000 verringern. Nach der Hälfte der Versuchszeit wurden auf der Einfallstraße die durchschnittlichen Stickoxid-Werte von 60 Mikrogramm je Kubikmeter Luft auf unter 40 Mikrogramm gesenkt.

In Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden ist das wichtigste Vorhaben die Umstellung der Busflotte. Von 2022 an sollen hier nur noch Elektrobusse fahren, wie Daniel Sidiani, Referent für Mobilität, sagt. Darüber hinaus ist geplant, eine Stadtbahn einzuführen. Außerdem wird vom 1. Januar 2018 an ein Leihradsystem eingerichtet. Wiesbaden will, dass hierfür 500 E-Bikes vom Bund gefördert werden.

Die Städte Mainz, Koblenz und Ludwigshafen zeigen sich zuversichtlich, dass sie bis Ende Juli 2018 "Masterpläne" fertigstellen können. Darin wollen sie darlegen, wie sie für sauberere Luft sorgen, zum Beispiel mit

  • Elektroautos und -bussen
  • mehr Radverkehr
  • einer besseren Steuerung des Verkehrs durch Digitalisierung.

Maßnahmen langfristig nicht wirksam genug

Oldenburg in Niedersachsen will eine grüne Umweltzone in der Innenstadt einrichten, die Busflotte modernisieren, den Fahrplan des Nahverkehrs enger takten und Radwege ausbauen, sagt ein Sprecher. Der Rat wolle im Januar 2018 über das Maßnahmenpaket entscheiden. "Unser Ziel ist es, Fahrverbote zu vermeiden." In Hameln wurden Schaltungen von Ampeln verbessert. Ein Stadtsprecher meint aber: "Letztendlich kurieren wir mit diesen kurzfristigen Maßnahmen nur Symptome, die Krankheit liegt tiefer." Langfristig müsse man sich vom Dieselmotor verabschieden und auf alternative Verkehrsmittel umsteigen.

Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa

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