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Jaguar XJ 220: Dieser Sportwagen war ein Superflop


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Jaguar XJ 220: Dieser Sportwagen war ein Superflop

driver.de, Ulrich Feld

Aktualisiert am 12.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Jaguar XJ220Vergrößern des BildesJaguar XJ220 (Quelle: Hersteller-bilder)
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Eigentlich hätte er ein Riesenerfolg werden müssen. Er trug einen berühmten Namen, konnte auf einen legendären Stammbaum verweisen. Er war so schön wie eine vom Sturm geformte Aluminiumskulptur. Und als er kam, ließ er auf den Teststrecken alle Konkurrenten hinter sich, denn er war damals das stärkste und schnellste jemals in Serie produzierte Auto der Welt. Und dennoch gilt der Jaguar XJ220 als der größte Flop unter den Supersportwagen.

Mitte der achtziger Jahre kratzte der Ferrari 288 GTO erstmals erfolgreich an der 300 km/h-Mauer und überschritt sie knapp um 3 km/h. In den Jahren danach schlug Erzrivale Porsche mit dem Über-Elfer 959 zurück, worauf Ferrari prompt mit dem 324 km/h schnellen F40 reagierte. Über dem F40 war noch reichlich Platz. So dachte sich zumindest im England Jim Randle, Entwicklungschef bei Jaguar. Was Randle nach Feierabend mit einem kleinen Team geschaffen hatte, stand 1988 auf der Birmingham Motor Show: der Jaguar XJ220.

Prototyp des Jaguar XJ220 löst Begeisterung aus

Was zuerst nur als Demonstrationsobjekt für die Fähigkeiten von Jaguar gedacht war, löste einen Sturm der Begeisterung aus und wurde ab dem Folgejahr zum Serienfahrzeug weiterentwickelt. Nach dem Tod von Enzo Ferrari am 14. August 1988 waren die Preise für extreme Sportwagen in die Höhe geschossen und besonders der F40 wurde zu Fantasiepreisen gehandelt. Jaguar kündigte eine Auflage von 350 Exemplaren des Jaguar XJ220 an, und nicht weniger als 1200 Bestellungen gingen daraufhin ein. Trotz des extrem hohen Preises von einer Million Mark versprachen sich viele Spekulanten von dem Jaguar XJ220 hohe Gewinne.

Dunkle Wolken am Horizont

Aber es sollte anders kommen. Erst im Jahr 1992 war der Jaguar XJ220 serienreif, und was er bot oder vielmehr nicht mehr bot, sorgte für lange Gesichter. Anstatt des angekündigten Zwölfzylinders sorgte ein 3,5-Liter großer V6 mit Doppelturbolader für Vortrieb, der geplante Allradantrieb wich einem simplen Hinterrad-Antrieb und die Flügeltüren des Prototyps hatte Jaguar durch konventionelle Autotüren ersetzt.

Geplatzte Träume

Die extrem hohen Preise für Supersportwagen waren schon 1990 wie eine Seifenblase geplatzt. Weswegen viele Interessenten ihre Bestellungen wieder stornierten. Schon 1994 stellte Jaguar darum die Produktion des Jaguar XJ220 ein. Anstatt der geplanten 350 Stück hatte Jaguar nur 281 Exemplare verkaufen können, und auch die nur mit größter Mühe.

Jaguar XJ220 mit Heckdiffusor

Teilweise war der Jaguar XJ220 bei seiner Marktpremiere auch schon leicht veraltet, obwohl er als einer der ersten Sportwagen schon einen Heckdiffusor bekam. Die Lenkung verzichtet auf Servo-Unterstützung und verlangt nach Piloten mit durchtrainierten Armen. Auch das Kupplungspedal erfordert energisches Zutreten, und die Schaltung begnügt sich mit fünf Gängen. Zusammen mit der unübersichtlichen Karosserie und dem großen Wendekreis macht das den Jaguar XJ220 im dichten Verkehr ziemlich schwerfällig.

Leichtgewicht mit Doppelturbolader

Aber auch wenn der Jaguar XJ220 ein bisschen mehr Fahrvergnügen verspricht, als er letztendlich halten kann: Niemand, der auch nur einen Tropfen Benzin im Blut hat, kann seiner Faszination widerstehen. Die beiden Turbolader holen aus dem V6 nicht weniger als 542 Pferdestärken heraus, und die fangen selbst bei leichtem Streicheln des Gaspedals merklich an zu wiehern. Durch die komplett aus Aluminium gefertigte Karosserie wiegt ein Jaguar XJ220 nur knapp über 1,4 Tonnen.

Beschleunigung wie eine Kanonenkugel

Bei Vollgas beschleunigt der Jaguar XJ220 nicht nur - er krallt die Hinterreifen in den Asphalt, macht einen Riesensatz nach vorne und schießt unter berserkerhaftem Gebrüll davon wie von einer Kanone abgefeuert. Die Zahl 220 in der Typenbezeichnung gibt die Höchstgeschwindigkeit in Meilen pro Stunde an, 220 Meilen sind somit 350 Kilometer. Und niemand, der jemals einen Jaguar XJ220 auf gut ausgebauten Landstraßen bewegt hat, zweifelt daran, dass er dieses Tempo auch erreicht.

Jaguar XJ220: Katze mit Komfort

Technisch wäre es kein Problem, den Jaguar XJ220 voll auszufahren. Durch den Heckdiffusor, den langen Radstand und die günstige Gewichtsverteilung erweist sich der Jaguar XJ220 auch bei höherem Tempo sowie in langgezogenen Kurven als äußerst spurstabil. Und bietet dabei auch noch einen ordentlichen Federungskomfort. Nur bei langsamerem Tempo lassen die Vorderräder ein stärkeres Poltern und Ruckeln vernehmen. Aber Jaguar hat den XJ220 ja auch zum Schnellfahren gebaut.

Jaguar XJ220 als kostspieliges Vergnügen

Der Ruf eines Super-Flops haftet dem Jaguar XJ220 auch heute nach 20 Jahren noch an. Was allerdings auch Vorteile hat: Von seinem ursprünglichen Neupreis ist der Jaguar XJ220 nach wie vor weit entfernt. Ein sehr teurer Spaß bleibt er dennoch. Zum Kaufpreis von gut 250.000 Euro kommen extrem hohe Aufwendungen für Wartung und Ersatzteile. Aber das war bei Supersportwagen eigentlich schon immer so.

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