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Sechs Tage altes Baby in den USA übersteht Herztransplantation


Neue Patientengruppe wächst heran
Der kleine Oliver übersteht Herz-Transplantation direkt nach Geburt

t-online, afp, mmh

13.02.2015Lesedauer: 4 Min.
Vor 30 Jahren bedeutete ein angeborener Herzfehler ein Todesurteil, heute überleben fast alle betroffenen Babys. (Symbolfoto)Vergrößern des BildesVor 30 Jahren bedeutete ein angeborener Herzfehler ein Todesurteil, heute überleben fast alle betroffenen Babys. (Symbolfoto) (Quelle: imago/HBL network)
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Ein nur sechs Tage altes Baby hat in den USA eine Herztransplantation überstanden und ist damit der jüngste Patient des Landes für den komplizierten Eingriff. Der zu früh geborene Oliver Crawford habe die zehnstündige Operation gut überstanden und erhole sich im Kinderkrankenhaus in Phoenix im Staat Arizona, erklärten die Ärzte und die glücklichen Eltern des Babys. Bei dem Kind war während der Schwangerschaft ein Herzfehler festgestellt worden.

Oliver ist einer von heutzutage zahlreichen jungen Herz-Patienten. Vor 30 Jahren war ein angeborener Herzfehler ein sicheres Todesurteil, doch inzwischen überleben durch verfeinerte Operationsmethoden, frühe Diagnosen und Therapien fast alle betroffenen Babys. Mit ihnen wächst auch eine ganz neue erwachsene Patientengruppe heran mit besonderen Bedürfnissen, die spezialisierte Ärzte verlangt.

"Wir waren auf eine Totgeburt vorbereitet"

Die Ärzte hätten wenig Hoffnung gehabt, dass das Baby überlebt, erklärte die Mutter des Kindes, Caylyn. "Als in der 33. Woche die Fruchtblase platzte, waren wir auf eine Totgeburt vorbereitet", hieß es in der von der Klinik verbreiteten Erklärung der Eltern. Dann aber sei der Junge am 5. Januar auf die Welt gekommen und habe "gekämpft". Er kam auf eine Transplantationswarteliste und wurde wenige Tage später operiert. "Nach unserem Wissen ist Oliver der jüngste Herztransplantationspatient", erklärte die Mutter.

Dem Krankenhaus zufolge geht es dem Baby "erstaunlich gut". Seine Lungen seien noch sehr schwach, aber er erhole sich. "Oliver ist ein Wunder", glaubt sein Vater. "Dabei hatten wir schon mit dem Schlimmsten gerechnet."

Junge Spenderherzen sind schwer zu finden

Ein so junges Spenderherz zu finden, ist tatsächlich nicht einfach. 2013 standen in Deutschland 327 Spenderherzen mehr als 1000 Patienten auf den Wartelisten für eine Herztransplantation gegenüber. Die Zeit für Empfänger eines Spenderherzens drängt: "Die Wartezeit für eine Herztransplantation ist ohnehin viel zu lang und beträgt im Schnitt 16 Monate, so dass sich der Zustand vieler dieser schwerkranken Patienten erheblich verschlechtert. Insbesondere bei Kindern sind Spenderherzen kaum verfügbar“, warnt das Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, Professor Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Kardiovaskularchirurgie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen. "Uns sind Fälle bekannt, wo Kinder seit drei Jahren mit einem Kunstherz, dem sog. 'Assist-System', in der Klinik leben müssen. Für alle Patienten, Kinder wie Erwachsene, und ihre Angehörigen bedeutet das Leiden, das schwer zu ertragen ist.“

Angeborene Herzfehler sind inzwischen ein sehr häufiges Krankheitsbild. Etwa eines von hundert Babys in Deutschland kommt mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt, das sind rund 7000 pro Jahr. Heute überlebt dank moderner OP-Methoden fast jedes der betroffenen Kinder. Die Aussichten hängen von der Schwere des Problems und dem Zeitpunkt der Diagnose und Therapie ab. Meist wird sofort nach der Geburt operiert, doch völlig gesund sind die Kleinen deshalb nicht. Der Herzfehler beschäftigt sie ein Leben lang und damit entsteht in Deutschland eine komplett neue Patientengruppe. Hochrechnungen der Zeitung "Die Welt" ergaben, dass 2017 in Deutschland etwa 180.000 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler leben werden.

Das sind die häufigsten angeborenen Herzfehler

  • Kammerseptumdefekt, mit rund 30 Prozent der häufigste Defekt: Die Wand (Septum), die die Kammern trennt, hat ein Loch. Das sauerstoffhaltige Blut mischt sich mit dem sauerstoffarmen. Ein kleines Loch - mit ein bis zwei Millimetern Durchmesser - schließt sich fast immer von selbst. Die Diagnose kann noch im Mutterleib durch Ultraschall gestellt werden. Babys mit einem größeren Loch leiden oft unter Atemnot, trinken wenig und nehmen nur langsam zu. Behandlung: Ein "Patch" (Flicken) schließt das Loch. Die OP am offenen Herzen erfolgt sofort nach der Geburt oder spätestens bis zum sechsten Lebensmonat.
  • Vorhofseptumdefekt, der zweithäufigste Herzdefekt (sieben Prozent): In diesem Fall hat die Trennwand zwischen den Vorhöfen ein Loch. Ist das Loch zu groß, wird das Herz zu stark beansprucht. Hier hilft ein Patch oder ein Katheterröhrchen das von der Leiste zum Herz transportiert wird. Dort öffnet es sich wie ein Schirm und legt sich über das Loch. Vorteil dieser Methode ist im Gegensatz zur Herz-OP, dass auf der Brust keine Narbe bleibt.
  • Fallot-Tetralogie: Diese Erkrankung besteht aus mehreren Herzfehlbildungen. Die Organe werden mit zu wenig Sauerstoff versorgt, der Herzmuskel muss extrem stark arbeiten, verdickt sich und erschwert den Blutfluss. Symptome sind bläuliche Haut des Babys, Atemnot , plötzliche Bewusstlosigkeit. Hier ist eine Herz-OP immer erforderlich.
  • Das Hypoplastische Linksherzsyndrom: Hier ist die linke Herzkammer zu klein, so dass das Linksherz das Blut nicht in die Hauptschlagader transportieren kann. Ein seltener (3,8 Prozent aller Defekte), aber einer der schwierigsten Herzfehler. Drei risikoreiche Operationen sind nötig, die Sterblichkeit liegt bei zehn bis 15 Prozent.

"Emah"-Ärzte heißt die Abkürzung für die Spezialisten, die sich um "Erwachsene mit angeborenem Herzfehler" kümmern. Es gibt zertifizierte Emah-Ärzte, Emah-Kliniken, -Zentren und Praxen. Die Patienten benötigen besondere Betreuung, beispielsweise um die Druckverhältnisse im Lungenkreislauf zu kontrollieren, Reaktionen auf Medikamente zu beobachten und Frauen mit einem Herzdefekt zu begleiten, wenn sie schwanger werden wollen.

Herz-OP macht Eltern extrem Angst

Operationen am offenen Herzen sind auch für Ärzte nicht tägliche Routine. Manche erfordern eine hohe Spezialisierung. Für die betroffenen Eltern sind sie angstbehaftet. Auch sie benötigen genaue Information und psychologische Betreuung.

Es ist besonders wichtig, Kinder im Übergang zur Erwachsenenmedizin zu begleiten, damit die Therapie weiterhin angepasst und fortgeführt wird. Manche Kinder brauchen trotz Defekt keine Behandlung, andere sind auch körperlich eingeschränkt oder nicht stark belastbar. Sport oder ein Zahnarztbesuch kann zum Problem werden, außerdem werden sie wohl keinen Beruf ausüben können, der starken Kraft- und Körpereinsatz verlangt. Um einer Entzündung der Herzinnenhaut (infektiöser Endokarditis) vorzubeugen, müssen auch behandelnde Zahnärzte vor jedem Eingriff genau über den Gesundheitszustand des Kindes informiert werden.

Experten betonen, wie wichtig es ist, dann nicht nur das Selbstvertrauen zu stärken, sondern auch die Schulbildung im Auge zu behalten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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