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Signa-Gruppe insolvent: So geht es bei Galeria, Elbtower und Co. weiter


Galeria, Elbtower und Co.
Das passiert jetzt in deutschen Innenstädten

Von Frederike Holewik

Aktualisiert am 01.12.2023Lesedauer: 5 Min.
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Galeria Karstadt KaufhofVergrößern des Bildes
Filiale von Galeria Kaufhof in der Kölner Innenstadt: Wie es für die Kaufhauskette nach der Signa-Insolvenz weitergeht, ist ungewiss. (Quelle: Thomas Banneyer/dpa/dpa-bilder)

Die Signa-Gruppe ist insolvent. Viele Betroffene üben sich nun im Abwarten und hoffen auf andere Investoren. Für deutsche Innenstädte könnte das zum Problem werden.

Die österreichische Signa-Gruppe ist insolvent und das könnte weitreichende Auswirkungen auf deutsche Innenstädte haben. Denn zu dem Konzern des einst gefeierten Immobilienmoguls René Benko gehören unter anderem die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, das bekannte Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, aber auch Bauprojekte wie das Hamburger Prestigeobjekt Elbtower.

Bei Letzterem und auf vielen weiteren Baustellen, an denen die Signa-Gruppe in Deutschland und Österreich beteiligt war, stehen derzeit die Maschinen still.

"Erst im Frühling haben die Städte um die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen gebangt, nun ist die Lage wieder unsicher. Ob die Insolvenz der Signa Holding zu Schließungen weiterer Standorte führen wird, ist unklar", sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, t-online.

Immobilienbewerter: Insolvenz wird lange Spuren hinterlassen

Die Signa Holding GmbH hatte am Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt. Das Unternehmen werde beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen. Wie das Verfahren letztlich ausgehen wird, ist ungewiss. Klar ist: Der Signa-Gruppe fehlt Geld. Gleichzeitig ist sie in vielen innenstadtprägenden Unternehmen und Bauprojekten involviert.

"Mit einem Entwicklungsvolumen von über 850.000 Quadratmetern an Büro- und Einzelhandelsflächen in meist innerstädtischen Lagen hat die Signa-Pleite das Potenzial, noch lange ihre Spuren in unseren Städten zu hinterlassen", erklärte Sven Carstensen, Vorstand des Immobilienbewerters Bulwiengesa. Wie es für all diese Objekte weitergehen wird, muss sich zeigen. Wahrscheinlich sind aber eine Reihe von Einzellösungen. t-online gibt einen Überblick über die aktuelle Lage:

Galeria Karstadt Kaufhof

Für die angeschlagene Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sollte die Übernahme durch das Tochterunternehmen der Signa Holding, die Signa Retail Selection AG, im Jahr 2019 eigentlich die Rettung sein. Doch die Kette berappelte sich nur schwer. Gleich zweimal durchlief das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren, in der Corona-Krise wurde die Kaufhauskette mit 680 Millionen Euro vom Staat unterstützt. Im Zuge der verschiedenen Sanierungsmaßnahmen verloren rund 9.000 Menschen ihre Jobs.

Dass nun Signa selbst in Schieflage geraten ist, trifft Galeria an einem empfindlichen Punkt. Erst vor wenigen Wochen hatte Galeria-Chef Olivier van den Bossche im "Handelsblatt" davon gesprochen, dass er mit einem starken Jahr rechne.

Doch dann meldete erst die Signa Retails Selection AG und nun die Signa Holding Insolvenz an. Kurzum: Ein neuer, finanzkräftiger Investor wird gesucht. Das Weihnachtsgeschäft werde noch für die nötige Liquidität sorgen, doch dann muss ein neuer Plan her.


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Schnelle Entscheidung gefordert

Die Schweizer Signa-Tochter Signa Retail Selection AG kündigte an, die Geschäfte geordnet abzuwickeln. Ihr ist die Galeria-Kaufhaussparte unterstellt, die damit zum Verkauf stehen dürfte. Die Gewerkschaft Verdi wünscht sich für Galeria und die 12.500 Beschäftigten bereits einen neuen Eigentümer mit Kompetenz im Handel. Wird kein entsprechender Käufer gefunden, sind die Aussichten für die Galeria-Warenhäuser düster – zumindest in der bisherigen Aufstellung.

Städtetag-Präsident Dedy fordert eine schnelle Entscheidung: "Es muss rasch klar werden, ob und wie die Häuser weiter genutzt werden. Nur so lässt sich die Weiterentwicklung der Innenstädte planen und das Gesamtgefüge der Innenstadt strategisch ausrichten."

Kadewe

Beim Berliner Luxuskaufhaus Kadewe gibt man sich hingegen entspannt. Der Chef sieht die Signa-Insolvenz gelassen. "Wir sind sehr sicher aufgestellt", sagte der Geschäftsführer der Kadewe Group, Michael Peterseim, dem "Tagesspiegel". Die Schwierigkeiten des Konzerns hätten keine Folgen für das Luxuskaufhaus in der Tauentzienstraße. "Die werden keine Auswirkungen auf uns haben. Das können wir klar ausschließen." Signa sei lediglich ein Minderheitsgesellschafter und bei strategischen und operativen Fragestellungen nicht gefragt.

"Häufig wird übersehen, dass wir einen klaren Hauptgesellschafter haben. Der heißt Central Group und steht hinter uns", betonte Peterseim. Der thailändische Handelskonzern habe kürzlich versichert, dass es in Europa im Luxuswarensegment alles tun werde, um das Kadewe und die beiden anderen Häuser in Hamburg zu stützen. Der Betrieb ist also zunächst gesichert.

Elbtower

Der Elbtower in der Hamburger Hafencity befindet sich derzeit im Bau und soll die Skyline der Stadt prägen – sofern er denn fertiggestellt wird. Seit Oktober tut sich auf der Baustelle nichts mehr. Grund dafür sind eingestellte Zahlungen der insolventen Signa Real Estate Management Germany, die wiederum zur Immobiliensparte Signa Prime Selection der Gruppe gehört.

Dennoch ist man in Hamburg optimistisch. "Es besteht keine vertragliche Verbindung zwischen der Gesellschaft des Elbtowers und der Signa Holding", erklärt die Stadtentwicklungsbehörde. Vertragspartner sei eine Tochtergesellschaft der Signa.

Der entsprechende Vertrag sieht vor, dass der Rohbau des Elbtowers bis spätestens Anfang 2028 fertiggestellt werden muss. Ansonsten fallen Strafzahlungen von monatlich 500.000 Euro bis maximal 10 Millionen Euro an. Ab 2029 könnte Hamburg das Gebäude dann von Signa für 117 Millionen Euro zurückkaufen, berichtet die "Welt". Doch die Insolvenz könnte das ändern. "Eine Insolvenz würde das Wiederkaufsrecht unmittelbar auslösen", hatte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) zuletzt im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft gesagt.

Bei der Frage nach einem neuen Investor ist man in der Hafenstadt hoffnungsvoll. Zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass der Milliardär und Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne einen Einstieg beim Elbtower in Erwägung zieht. "Die Kühne Holding evaluiert derzeit Möglichkeiten, wie sie zu einer Lösung des Elbtower-Problems beitragen kann", teilte eine Sprecherin des Konzerns heute mit. Allerdings gebe es derzeit keine Gespräche mit der Stadt Hamburg "und keine aktuellen Verhandlungen".

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Weitere Projekte

Neben dem Elbtower ist die Signa-Gruppe allein in Hamburg in neun weiteren Immobilienprojekten involviert, darunter die Gänsemarkt-Passage und das Alsterhaus. In Berlin gehört neben dem Kadewe auch ein großes Bauprojekt am Kurfürstendamm dazu. Hinzu kommt das Stadtquartier-Projekt "Wolfsburg Connect". Insgesamt seien derzeit mindestens 21 Bauprojekte von Signa in Deutschland gestoppt, berichtet das "Handelsblatt".

Ganz überraschend kommt die Signa-Insolvenz nicht. Seit Monaten zeichnete sich die Schieflage der Firma ab, mehrere Tochterfirmen in dem schwer zu durchblickenden Unternehmenskonstrukt hatten bereits Insolvenz angemeldet. Die rund 120 Banken, die Benko Insidern zufolge Geld geliehen hatten, hatten sich zwar auf ein Stillhalteabkommen verständigt, um Signa nicht ins Kippen zu bringen. Letztlich fehlten Signa aber kurzfristig rund 400 Millionen Euro, um laufende Kosten, etwa für Löhne und Baustellen, zu decken, wie ein Insider sagte. Auf langjährige Partner konnte Benko dabei zuletzt nicht mehr zählen, sie wandten sich von ihm ab. Laut "Spiegel" erwägen einzelne sogar Klagen.

Käufer werden genau hinschauen

Die Signa-Krise hängt dabei auch mit der allgemeinen Krise auf dem Immobilienmarkt zusammen. So haben hohe Baukosten, die Inflation und vor allem die gestiegenen Zinsen die Branche in den vergangenen Monaten stark belastet. Mehrere Immobilienentwickler wie Gerch, Development Partner und Euroboden mussten daraufhin ebenfalls Insolvenz anmelden.

Das dürfte auch Auswirkungen auf den möglichen Verkauf von einzelnen Immobilien aus dem Signa-Portfolio haben. "Mögliche Käufer werden die Lage genau verfolgen." Sie dürften die öffentlich bekannte Notlage von Signa aber nutzen, um die Preise zu drücken, so Rick Smith vom Sanierungsspezialisten Forbes Burton. Aber nicht nur Signa kämpfe mit den steigenden Zinsen, auch die Käufer dürften angesichts dessen nicht bereit sein, zu viel zu zahlen.

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