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Tarifverträge werden in Deutschland zum Auslaufmodell


Neue Zahlen
Tarifverträge werden zum Auslaufmodell

Von dpa-afx, t-online
Aktualisiert am 19.11.2013Lesedauer: 2 Min.
Immer weniger Firmen zahlen nach TarifvertragVergrößern des BildesImmer weniger Firmen zahlen nach Tarifvertrag (Quelle: dpa-bilder)
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Der Tarifvertrag wird langsam aber sicher zum Auslaufmodell. In den vergangenen 20 Jahren wurde das System, dass die Deutschland lange Jahre prägte, immer löchriger. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Tarifbindung im Osten unter 50 Prozent

Während 1998 noch Tarifverträge für 76 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 63 Prozent in Ostdeutschland galten, lag die Tarifbindung im Jahr 2012 nur noch bei 60 Prozent im Westen und 48 Prozent im Osten. Das liegt laut WSI nicht nur an einem geringeren Organisationsgrad der Arbeitnehmer, sondern auch an "Erosionserscheinungen auf der Arbeitgeberseite".

So verlören die Arbeitsgeberverbände deutlich an Mitgliedern. Beispielsweise habe Gesamtmetall allein zwischen 1993 und 1996 über 20 Prozent seiner Mitgliedsunternehmen eingebüßt. Den Arbeitnehmerorganisationen fehle damit oft ein Ansprechpartner, erklärte das WSII. Es seien aber nicht nur wirtschaftlich schwache Unternehmen, die den Verbänden den Rücken kehrten und sich Tariflöhne nicht leisten könnten.

Arbeitgeber bleiben im Verband, aber ohne Tarifbindung

Im anderen Fall bleiben Unternehmen zwar Verbandsmitglieder, scheiden aber aus der Tarifbindung aus. Dies betrifft vor allem kleinere Unternehmen. Laut WSI bietet gut die Hälfte der rund 700 Arbeitgeberverbände in Deutschland eine solche Mitgliedschaft ohne Tarifbindung an. Im Jahr 2010 hatten demnach 42 Prozent der Mitgliedsunternehmen von Gesamtmetall diesen Status.

Den WSI-Experten zufolge haben die Arbeitgeberverbände damit ihre tarifpolitische Funktion teilweise eingebüßt. Auch bei der politischen Lobbyarbeit setzten zumindest größere Unternehmen heute eher auf eigene Zugänge, statt sich auf die Arbeit des national organisierten Verbands zu verlassen.

Deutschland ist ein Sonderfall

Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein Sonderfall, wie Dr. Bernd Brandl von der Universität York in Großbritannien feststellt. Zwar ist das Organisationsniveau - etwa 60 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Unternehmen, die in einem Arbeitgeberverband sind, um die 20 Prozent der Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft - nichts Besonderes. Aber der Rückgang auf der Arbeitgeberseite ist ein deutsches Phänomen.

Als eine Ursache betrachtet der Wissenschaftler die Strategie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, auf die Dezentralisierung von Tarifverhandlungen zu drängen. "Somit entzieht sich der Verband sukzessive seine Existenzgrundlage, was sich in einem Rückgang an Mitgliedern manifestiert", so Brandl.

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