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Schulden-Voyeurismus: Neue App zeigt auch Nachbarn mit Geldproblemen


"Achtung Pleite"
Neue App zeigt auch Nachbarn mit Geldproblemen

Von t-online
13.07.2016Lesedauer: 2 Min.
Pleitegeier: Neue App befriedigt Schulden-Voyeurismus.Vergrößern des BildesPleitegeier: Neue App befriedigt Schulden-Voyeurismus. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Eine neue App macht derzeit Schlagzeilen: "Achtung Pleite" liefert mit wenigen Klicks auf dem Smartphone Namen und Adressen von insolventen Privatpersonen oder Firmen. Kann das erlaubt sein?

Die App “Achtung Pleite” soll es Privatpersonen, Handwerkern, Immobilienmaklern, Dienstleistern sowie Klein- und Großunternehmen ermöglichen, sich über die Zahlungsfähigkeit von Personen und Unternehmen in ihrem Umfeld zu informieren. So wirbt jedenfalls das Unternehmen DerKeiler für sein Angebot. Für 2,99 Euro lässt sich die App auf Android- oder iOS-Handys installieren.

Prüfung der Zahlungsfähigkeit

Über eine Million aktuell in Privat- oder Firmen-Insolvenz steckende Schuldner aus ganz Deutschland sind gelistet. Zwar ist die Zahl von Unternehmensinsolvenzen wegen der Mini-Zinsen so niedrig wie seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr. Doch das Statistische Bundesamt zählte trotzdem allein 2015 rund 23.000 neue Fälle.

"Gerade Handwerker und kleinere Betriebe werden davon profitieren, denn es kann mit unserer App innerhalb von Sekunden geprüft werden, ob der Auftraggeber zahlungsunfähig ist", so Ulrich Keil, Geschäftsführer von DerKeiler im rheinland-pfälzischen Ramsen.

Nachbarn mit Geldproblemen finden

Gesucht werden kann nach Name, Straße, Ort, Postleitzahl oder Stadtteil. Die Suchergebnisse lassen sich dann auf einer Karte darstellen, die bis auf Straßenzüge vergrößert werden können. So lässt sich schon nach wenigen Klicks schnell erkennen, ob vielleicht auch der eigene Nachbar Geldprobleme hat.

Dieser "Schulden-Voyeurismus" hat der App zu einem schnellen Erfolg verholfen: Bereits wenige Tage nach dem Start hat es die App mit dem Geier-Logo auf Platz 1 in den App-Store-Download-Charts geschafft.

Insolvenzrechtler sind bestürzt

Die Daten und die dazugehörigen Dokumente stammen von den einzelnen Insolvenzgerichten und werden von DerKeiler aufbereitet und in der App dargestellt. Insolvenzrechtler sind bestürzt und halten diese Art der Veröffentlichung der Daten von insolventen Bürgern zumindest für zweifelhaft. Ein Frankfurter Anwalt für Insolvenzrecht, der anonym bleiben wollte, benannte das Angebot als "suspekt".

Den beteiligten Personen mit aktuellen Geldproblemen ist wahrscheinlich an dieser Art der Öffentlichkeit nicht gerade gelegen. Zwar müssen alle Verfahren auf der Seite Insolvenzbekanntmachungen.de preisgegeben werden. Doch eine uneingeschränkte, pauschale Suche darf gemäß §2 der Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet nur innerhalb von zwei Wochen nach dem ersten Tag der Veröffentlichung möglich sein.

Fraglich ist, ob sich DerKeiler auch daran hält. Die App darf die Daten nicht beliebig lange speichern und bereitstellen. Anspruchsvoll für den Betreiber der App, der sich auf die Analyse unstrukturierter Datenbestände spezialisiert hat, dürfte auch sein, dass alle Insolvenz-Daten spätestens nach drei Jahren wieder komplett gelöscht werden müssen.

Wer sich für die Solvenz möglicher Kunden interessiert, kann auf der Seite Insolvenzbekanntmachungen.de recherchieren - und zwar kostenlos. Dazu bedarf es keiner App.

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