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Amadeus Fire: Aktienrückkauf beschlossen – was das für Anleger bedeutet


Auf Wachstumskurs trotz Krise
Amadeus Fire beschließt Aktienrückkauf

Von Leon Bensch

Aktualisiert am 17.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Sitz der Amadeus Fire AG: Das Unternehmen ist auf verschiedene Personaldienstleistungen im kaufmännischen und IT-Bereich spezialisiert.Vergrößern des Bildes
Sitz der Amadeus Fire AG: Das Unternehmen ist auf verschiedene Personaldienstleistungen im kaufmännischen und IT-Bereich spezialisiert. (Quelle: imageBROKER/Manuel Kamuf/imago images)

Amadeus Fire hat Ende September beschlossen, eigene Aktien zurückzukaufen. Ein Grund zur Freude für Aktionäre. Darüber hinaus gibt es eine üppige Dividende.

Der Personaldienstleister Amadeus Fire (WKN 509310) hat beschlossen, rund 286.000 Aktien zum Preis von 112,50 Euro zurückzukaufen. Das entspricht einem Anteil von bis zu fünf Prozent des derzeitigen Grundkapitals der Gesellschaft.

Diese Nachricht ist für Aktionäre ein Grund zur Freude. Denn durch den Aktienrückkauf steigt nicht nur automatisch der Gewinn pro Aktie, sondern gleichzeitig sinkt auch die Bewertung des Unternehmens – und die Dividendenrendite steigt. Lesen Sie hier, was man unter Dividendenrendite versteht.

Darum kaufen Unternehmen Aktien zurück

Bei amerikanischen börsennotierten Unternehmen ist es ganz normal, Aktien zurückzukaufen. Einer Untersuchung nach haben 45 Prozent der großen US-Unternehmen im Jahr 2022 mindestens ein Prozent ihrer Aktien zurückgekauft. In Deutschland waren es nur rund 12 Prozent. Warum Unternehmen sogenannte Buybacks durchführen, hat mehrere Gründe: Dividenden sind häufig höher besteuert als Kursgewinne. Und kauft ein Unternehmen Aktien zurück, senkt dies die Anzahl der Aktien. Selbst bei gleichbleibendem Gewinn steigt der Gewinn pro Aktie.

Deutsche Aktiengesellschaften hingegen belohnen ihre Aktionäre durch hohe Dividendenzahlungen und lassen sie dadurch an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens teilhaben. Im Jahr 2022 schütteten alle Dax-Unternehmen rund 52 Milliarden Euro an Dividenden aus, was einer Rendite von etwa 3,4 Prozent entspricht.

Aktienrückkaufprogramme sind für Unternehmen gerade in Krisen sinnvoll. Da in einer Rezession die Investitionsbereitschaft abnimmt, also überschüssiges Geld zur Verfügung steht, und darüber hinaus die Aktienkurse niedrig stehen, können Aktienrückkäufe ein Gradmesser für die Bewertung sein. Ist das Management der Meinung, dass das eigene Unternehmen an der Börse unterbewertet ist, kann dies zu Aktienrückkäufen führen.

Geschäftstätigkeit von Amadeus Fire

Amadeus Fire ist führender Dienstleister für Personalentwicklung und Vermittlung mit Spezialisierung auf kaufmännische Fach- und Führungskräfte sowie Fachkräfte in der Informationstechnologie (IT). Die Amadeus-Gruppe beschäftigt über 4.000 Mitarbeiter. Im Kerngeschäft positioniert sich das Unternehmen in den Bereichen des Rechnungswesens, Office, Banking und IT-Service.

Der Weiterbildungsbereich besteht aus den Tochtergesellschaften Steuer-Fachschule Dr. Endriss, Akademie für Internationale Rechnungslegung und TaxMaster. Zusätzlich hat sich die Amadeus Fire AG als Personal-Dienstleister und Solution Provider in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Beschaffung, Personal und Logistik auf dem Markt positioniert.

Dass Amadeus Fire in einer wachstumsstarken Branche tätig ist, zeigt sich daran, dass in Deutschland noch nie so viele Fachkräfte gefehlt haben wie 2023. Dieses Defizit hatte sich lange angekündigt und es wird auch in den kommenden Jahren nicht gelöst werden, solange weiterhin mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden als neue hinzukommen. Im vergangenen Jahr hat der Fachkräftemangel mit im Schnitt 67.924 offenen Stellen sogar ein neues Rekordniveau erreicht.

Die Digitalisierung der Unternehmen, die Qualifikation von Menschen in IT-Berufen sowie die Rekrutierung von ausgebildeten Mitarbeitern wird für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen, wenn sie den Anschluss an die Leistungsfähigkeit anderer Industrienationen nicht verlieren will.

Positive Entwicklung

Das Management von Amadeus Fire hat die Lage erkannt und profitiert von ihr. Um die Auswirkungen des Aktienrückkaufprogramms bei Amadeus Fire jedoch einzuordnen, sollten Sie sich die Geschäftszahlen des Unternehmens anschauen. Daraus geht hervor, dass der Konzernumsatz zur ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2023 um 7,8 Prozent auf 216 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden konnte. Das operative Ergebnis (Ebita) lag mit einem Wert von 32,9 Millionen Euro 10,3 Prozent über dem Vorjahr.

Während das Zeitarbeitsgeschäft sowie das Interims- und Projektmanagement von Amadeus Fire leicht rückläufig waren, sind die Umsätze im Segment Personalvermittlung um 12 Prozent gestiegen. Aus dem Halbjahresfinanzbericht geht außerdem hervor, dass der Gewinn pro Aktie im ersten Halbjahr bei 3,45 Euro lag, was einem Gewinnsprung von knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Die langfristigen Schulden liegen bei rund 76 Millionen Euro. Der Free Cash Flow kletterte um 27,9 Prozent auf etwa 33 Millionen Euro.

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Die geschäftliche Entwicklung von Amadeus Fire ist auch rückblickend beeindruckend. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Umsatz von 142 Millionen Euro auf 407 Millionen Euro gesteigert werden. Gleichzeitig konnte der Gewinn von 2,83 Euro pro Aktie auf 6,71 Euro mehr als verdoppelt werden. Sollte die Prognose für das laufende Jahr mit einem Gewinn pro Aktie von 7,89 Euro eintreffen, würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim aktuellen Kurs von 107 Euro auf 13,5 sinken.

Wenn Sie nun den Aktienrückkauf einrechnen, läge das KGV sogar nur noch bei 13. Anleger haben die Aktie von Amadeus Fire in den vergangenen zehn Jahren mit einem durchschnittlichen KGV von 23 bewertet. Würde der Aktienkurs zu dieser Bewertung aufschließen, hätte der Kurs rein theoretisch noch Luft nach oben bis 190 Euro. Aufgrund der derzeitigen Charakteristiken scheint die Aktie unterbewertet zu sein, was offenbar auch das Management so sieht.

Ausblick

Dass der Kurs deswegen nicht steigen muss, liegt auch am Börsenumfeld und den derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Problemen. Wer Geduld hat und abwarten möchte, bis die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt, kann sich bis dahin über eine Dividende von fünf Euro pro Aktie freuen, die voraussichtlich im Mai 2024 ausgezahlt wird. Die Dividende entspricht einer Dividendenrendite von 4,46 Prozent.

Die deutsche Wirtschaft kämpft im zweiten Halbjahr 2023 noch immer mit hohen Energiepreisen, einer leicht rückläufigen Inflation und konjunkturellen Unsicherheiten. Die Verbraucher halten sich beim Konsum zurück. Der ifo-Geschäftsklimaindex trübte sich im Oktober erneut ein. Eine genaue Prognose, wie sich die Wirtschaft 2024 entwickeln wird, ist aufgrund der Vielzahl von Einflussfaktoren nicht möglich.

Dennoch sieht Amadeus Fire Chancen. Der Fachkräftemangel bietet Chancen auf dem Arbeitsmarkt und im Sektor für Weiterbildung und Berufsqualifikation. Darüber hinaus besteht bei vielen Unternehmen nach wie vor eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildeten Arbeitskräften – für Amadeus Fire ist das ein positives Umfeld sowohl für die Entwicklung seiner Personaldienstleistungen als auch die Vermittlung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung der Investor Relations der Amadeus FiRe AG: "Amadeus FiRe beschließt öffentliches Aktienrückkaufangebot für bis zu 5 Prozent des Grundkapitals"
  • tagesschau.de: "Fachkräftemangel in IT-Berufen auf Rekordniveau"
  • schroders.com: "Aktienrückkäufe außerhalb der USA immer beliebter"
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