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Parkinson vor Ausbruch der Erkrankung erkennen: Neuer Test macht es möglich


Forscher sprechen von "Game Changer"
Parkinson vor Ausbruch erkennen: Neuer Test soll es möglich machen

  • Lynn Zimmermann
Von Lynn Zimmermann

Aktualisiert am 13.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Parkinson beeinträchtigt die motorischen Fähigkeiten.Vergrößern des Bildes
Parkinson: Bei der neurologischen Erkrankung sind die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Bei Parkinson sterben mit der Zeit Nervenzellen im Gehirn – eine frühe Behandlung ist daher essenziell. Ein neuer Test könnte die Früherkennung ermöglichen.

Das Parkinson-Syndrom zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Dabei gehen nach und nach bestimmte Nervenzellen im Gehirn zugrunde. Dieser Prozess wirkt sich auf den ganzen Körper aus, sodass zahlreiche Symptome auftreten wie Zittern der Hände, eine gestörte Koordination von Bewegungen und eine versteifte Muskulatur.

Ein neuer Test könnte dabei helfen, eine beginnende Parkinson-Erkrankung frühzeitig zu erkennen, noch bevor das Gehirn geschädigt ist. Das hat eine Studie der University of Pennsylvania in den USA ergeben, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "The Lancet Neurology" veröffentlicht wurde.

Die frühzeitige Diagnose ist bislang problematisch, denn die Anzeichen der Erkrankung sind zu Beginn oft nicht eindeutig und werden von den Betroffenen manchmal kaum bemerkt. Eine Behandlung findet somit häufig erst im fortgeschrittenen Verlauf statt – wenn bestimmte Hirnareale bereits geschädigt sind.

Bei 88 Prozent der Parkinson-Patienten Protein gefunden

Die entscheidende Rolle bei dem neuen Test spielt das Protein Alpha-Synuclein, das in Nervenzellen vorkommt. Ist die Struktur des Proteins beschädigt, kann es verklumpen und Ablagerungen im Mittelhirn bilden. Diese Ablagerungen werden auch Lewy-Körperchen genannt und gelten als Hauptmerkmal von Parkinson.

Der entwickelte Test (Alpha-Synuclein Seed Amplification Assay, kurz αSyn-SAA) könne das Protein nun auch im Gehirnwasser von erkrankten Menschen nachweisen und habe somit das Potenzial, Menschen mit der Parkinson-Krankheit frühzeitig von gesunden Personen zu unterscheiden.

In der Studie untersuchte das Forscherteam um Professor Andrew Siderowf 1.123 Menschen, darunter:

  • Patienten mit einer diagnostizierten Parkinson-Erkrankung
  • Menschen mit Vorerkrankungen, die als Parkinson-Vorform gelten (wie bestimmten Schlafstörungen)
  • Menschen mit erblich bedingten Risikofaktoren
  • gesunde Personen

Das Ergebnis: Bei 88 Prozent der Parkinson-Erkrankten konnte der Test das defekte Alpha-Synuclein im Gehirnwasser nachweisen. "Unsere Resultate deuten darauf hin, dass das αSyn-SAA-Verfahren den Biomarker für die Parkinson-Krankheit sehr zuverlässig ermittelt", wird Ko-Autor Luis Concha-Marambio in einer "Lancet"-Mitteilung zitiert.

Ursache der Erkrankung entscheidend

Allerdings: Je nach der Genetik der Probanden gehen die Testergebnisse auseinander. Zu den genetischen Risikofaktoren gehören die Genvarianten GBA und LRRK2. Sie erhöhen das Erkrankungsrisiko, ebenso andere Faktoren wie Alter, bestimmte Chemikalien oder Hirnverletzungen.

So konnte der Test bei 96 Prozent der Patienten mit dem genetischen Risikofaktor GBA das defekte Alpha-Synuclein nachweisen. Bei Patienten mit der LRRK2-Variante betrug der Anteil jedoch nur 68 Prozent. Die Autoren vermuten, dass die Erkrankung hier möglicherweise durch anderen Mechanismen ausgelöst wird.

Auch bei den Menschen mit Vorerkrankungen, die zu einem späteren Parkinson-Syndrom führen können, variiert die Trefferquote: Ist etwa der Geruchssinn durch eine Vorerkrankung beeinträchtigt, war das defekte Protein bei gut 97 Prozent der Teilnehmer nachweisbar. Bei Menschen mit einer Schlafstörung lag der Anteil nur bei 63 Prozent.

Alpha-Synuclein-Test macht sehr frühe Hinweise möglich

Trotz der zum Teil schwankenden Ergebnisse könne der Test den Autoren zufolge eine große Hilfe bei der Früherkennung sein. Der Grund: Bei den meisten Teilnehmern mit einer Parkinson-Vorform, bei denen das Protein im Hirnwasser vorhanden war, gab es noch keine Hinweise auf Veränderungen der Nervenzellen im Mittelhirn. Das Alpha-Synuclein kann also ein sehr früher Hinweis auf die sich anbahnende Krankheit sein.

Test sei ein "Game Changer" für die Parkinson-Diagnose

Auch in der internationalen Forschungsgemeinschaft weckt der Test große Hoffnung. Daniela Berg und Christine Klein vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein nennen das Verfahren zum Nachweis des Alpha-Synucleins in einem Kommentar einen "Game Changer" für die Diagnose, Erforschung und Behandlung von Parkinson. Auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Lars Timmermann, ist optimistisch und erwartet für die nächsten Jahre Auswirkungen der Erkenntnisse auf neue Therapien.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • thelancet.com: "Assessment of heterogeneity among participants in the Parkinson's Progression Markers Initiative cohort using α-synuclein seed amplification: a cross-sectional study". (Stand: April 2023; englisch)
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