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Immunabwehr: Wer zu viel Salz isst, schädigt das Immunsystem


Neue Studie zu Risiken
Salz greift das Immunsystem stark an


Aktualisiert am 14.04.2023Lesedauer: 2 Min.
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Salz ist lebensnotwendig: Natriumchlorid kann aber auch Krankheiten begünstigen und der Immunabwehr schaden. (Quelle: HandmadePictures/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Bluthochdruck, kranke Nieren und geschwächte Knochen: Ein Zuviel an Salz kann der Gesundheit schaden. Nun zeigt eine Studie: Auch die Immunabwehr leidet.

Höchstens fünf Gramm pro Tag: Mehr Salz sollte es laut der aktuellen Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation nicht sein – aus mehreren guten Gründen. Natriumchlorid – so der chemische Name – treibt den Blutdruck nach oben und erhöht somit das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt, wie zahlreiche Studien bereits gezeigt haben. Auch dass die Nieren durch zu viel Salz strapaziert werden und sich das Mikrobiom im Darm ändert, war bereits bekannt.

Dennoch konsumieren nach Daten des Robert Koch-Instituts viele Menschen in Deutschland deutlich mehr als empfohlen: Frauen nahmen demnach im Jahr 2021 im Durchschnitt acht Gramm täglich zu sich, Männer sogar zehn Gramm.

Wer zu oft zum Salzstreuer oder zu häufig stark gesalzenen Fertigprodukten sowie Fast Food greift, bringt aber auch sein Immunsystem aus dem Gleichgewicht. So hemmt zu viel Salz unter anderem die zur Immunabwehr wichtigen Fresszellen (Mitochondrien) in ihrer Arbeit, wie eine 2020 im Journal "Science Translational Medicine" publizierte Untersuchung zeigen konnte:

Bei Mäusen, die mit besonders salzreicher Nahrung gefüttert wurden, verliefen demnach bakterielle Infekte deutlich schwerer. Und auch menschliche Studienteilnehmer, die täglich sechs Gramm Salz zusätzlich aufnahmen, zeigten eine nachweisbare Schwächung des Immunsystems.

Zu viel Salz: Immunsystem richtet sich gegen den Körper

Ein Übermaß an Natriumchlorid kann aber zusätzlich dazu führen, dass das Immunsystem überschießend reagiert und die Abwehrmechanismen fälschlicherweise gegen den eigenen Organismus richtet, wie es bei Autoimmunkrankheiten wie der Multiplen Sklerose (MS) der Fall ist. Darauf deutet eine nun im Fachblatt "Cell Metabolism" erschienene Untersuchung hin.

Regulatorischen T-Zellen – auch Tregs genannt – spielen eine wichtige Rolle: Sie sorgen dafür, dass das Immunsystem nach erfolgreicher Bekämpfung einer Infektion wieder herunterreguliert wird. Sie bremsen also unser Immunsystem zum richtigen Zeitpunkt wieder ab.

Ist dieser Mechanismus gestört, können sich Autoimmunerkrankungen entwickeln, die Entzündungen und Gewebeschäden zur Folge haben.

Wie hoch ist die Salzkonzentration im Körper?

Die Konzentration von Salz im Blut und in den menschlichen Organen bleibt normalerweise konstant, damit relevante biologische Prozesse reibungslos funktionieren. Mit der Nahrung aufgenommenes zusätzliches Natriumchlorid filtern die Nieren heraus, sodass es mit dem Urin ausgeschieden wird. Nur in der Haut, die Salz speichern kann, schwankt die Konzentration. Das ist ein Grund, warum Natriumchlorid bei einigen Hauterkrankungen hilft.

Übersalzung hemmt wichtigen Teil des Immunsystems

Um zu überprüfen, ob zu viel Salz die regulatorischen T-Zellen hemmen kann, legten die beteiligten Forscher im Labor Kulturen mit menschlichen T-Zellen an und überprüften, welchen Einfluss ein erhöhter Salzgehalt im Nährmedium auf die Arbeit der Mitochondrien sowie auf die Genaktivität in der Tregs hat.

Tatsächlich beobachten die Wisenschaftler, dass die Mitochondrien der Tregs weniger Energie erzeugten. Das wiederum führte zu einer abgeschwächten Funktion der Immunzellen. "Wir konnten nun erstmals nachweisen, dass eine übermäßige Salzzufuhr auch einen wichtigen Arm des Immunsystems schwächt", so Prof. Dr. Christian Kurts vom Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Bonn, einer der Autoren.

Erkenntnisse auch für Forschung zu Krebs interessant

Dass ein hoher Salzgehalt die Arbeit der Mitochondrien einschränkt, erklären die Studienautoren so: "Der hohe extrazelluläre Salzgehalt erhöht die Konzentration von Natrium-Ionen in der Zelle." Dies hemme die Atmung der Mitochondrien, weil es ihre Elektronentransportkette stört und führe schließlich unter anderem zu einem Energiemangel der T-Zellen.

Die Erkenntnisse können laut den Wissenschaftlern das Verständnis darüber stärken, welche Faktoren dazu führen, dass die regulatorischen T-Zellen nicht mehr korrekt funktionieren. Diese spielen nicht nur bei Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle, sondern auch bei Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Es seien jedoch noch weitere Studien nötig, um die Zusammenhänge mit Krankheiten genauer zu analysieren.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Cell Metabolism: "Sodium perturbs mitochondrial respiration and induces dysfunctional Tregs"
  • Circulation: "Salt Transiently Inhibits Mitochondrial Energetics in Mononuclear Phagocytes"
  • Science Translational Medicine: "A high-salt diet compromises antibacterial neutrophil responses through hormonal perturbation"
  • WHO: "Fünf Empfehlungen zur Reduzierung der Salzzufuhr für ein längeres und gesünderes Leben"
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Salzkonsum in Deutschland: Ergebnisse der DEGS-Studie"
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