Studie: Deutsche fühlen sich immer länger jung

Die meisten Menschen in Deutschland fühlen sich deutlich jünger, als sie tatsächlich sind, zeigt eine neue Studie. Es gibt jedoch Unterschiede je nach Herkunft und Geschlecht.

Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. Diesen tröstlichen Satz kennen die meisten – und eine große Langzeitstudie aus Deutschland bestätigt jetzt: Zumindest hierzulande fühlen wir uns immer länger jung. Und je älter wir werden, desto größer ist der Unterschied zwischen dem tatsächlichen Alter und der gefühlten Anzahl der Lebensjahre.

Die in der Analyse ausgewerteten Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer großen deutschen Langzeitstudie, zeigen auch, dass dieser "Verjüngungseffekt" mit jeder Generation augenfälliger wird.

Bei der im Fachblatt "Psychological Science" erschienenen Studie analysierte ein Forscherteam um den Psychologen Markus Wettstein von der Humboldt-Universität zu Berlin die Daten von rund 15.000 Erwachsenen, die in Deutschland lebten und bei Studienbeginn zwischen 40 und 85 Jahre alt waren. Die Probanden waren zwischen den Jahren 1996 und 2020 immer wieder nach ihrem empfundenen Alter befragt worden.

Die Forscher um Wettstein wollten insbesondere mehr darüber herausfinden, ob sich das Phänomen des jünger empfundenen Alters über die vergangenen Generationen verstärkt hat oder nicht. Es zeigte sich, dass sich Menschen in Deutschland im Schnitt etwa 11,5 Prozent jünger fühlen, als sie sind. Wer 40 ist, fühlt sich also wie knapp 36, wer 65 ist, der fühlt sich wie 58.

Frauen fühlen sich jünger als Männer

Das Interessante: Auf je mehr Lebensjahre wir zurückblicken, desto langsamer altern wir dem subjektiven Empfinden nach. Je älter die Befragten also waren, desto jünger fühlten sie sich im Vergleich zu ihrem realen Alter. Dieser Verjüngungseffekt verstärkte sich laut der Untersuchung mit jeder Dekade um 1,6 Prozentpunkte. Die subjektive Alterung schreitet also heute langsamer voran als vor einem oder mehreren Jahrzehnten.

Konkret zeigte sich: Wer heute 60 Jahre alt ist, fühlt sich im Schnitt um zwei Prozent jünger als jemand, der vor 10 Jahren 60 war. Allerdings zeigten sich auch Unterschiede zwischen bestimmten befragten Gruppen. So fühlten sich Frauen im Schnitt jünger als Männer. Das Gleiche gilt für Westdeutsche im Vergleich zu Ostdeutschen. Auch bei chronisch Kranken und bei Singles war der Unterschied zwischen dem subjektiven und tatsächlichen Alter geringer.

Wer sich subjektiv jünger fühlt, profitiert im Alter von einer besseren körperlichen und geistigen Gesundheit. Verbunden werden damit auch ein höheres Wohlbefinden, größere Stressresilienz und ein geringeres Sterblichkeitsrisiko.