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Ozon-Alarm: Warum Stadtrand und Land stärker betroffen sind


Kein Großstadtphänomen
Ozon: Das giftige Gas wird ein immer größeres Problem


06.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Sonnenstrahlen: Besonders die US-Strahlung begünstigt die Ausbildung von Ozon.Vergrößern des Bildes
Sonnenstrahlen: Besonders die UV-Strahlung begünstigt die Ausbildung von Ozon. (Quelle: Michaela Rehle/reuters)

Mit der anhaltenden Hitze- und Dürreperiode der vergangenen Jahre kehrt ein altes Problem zurück: Ozon. Experten warnen eindringlich vor dem giftigen Gas.

In vielen Regionen Deutschlands sind die Ozonwerte derzeit erhöht. Meist warnen jedoch eher private Wetterdienste vor den hohen Schadstoffwerten, lange bevor die Behörden aktiv werden. Denn: Erst wenn der Ozon-Schwellenwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht ist, ist das Umweltbundesamt verpflichtet, die Bevölkerung zu informieren.

Viel zu spät, meinen Experten. Auf Twitter warnte vor Kurzem der Meteorologe Jörg Kachelmann vor den schädlichen Auswirkungen bereits geringerer Ozon-Werte.

"Die Luft ist hochgradig ungesund, für Kinder und Jugendliche auch mit der Gefahr von bleibenden Schäden", so Kachelmann. Dazu postete er eine Karte, die die Ozonbelastung in Deutschland zeigt. Zu erkennen waren Durchschnittswerte um 120 und Spitzenwerte von bis 160 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Ozon ist ein toxisches Gemisch

Was steckt dahinter? Was ist Ozon überhaupt? Im Kern handelt es sich um einen sogenannten sekundären Schadstoff. Das Gas bildet sich aus Vorläuferstoffen, die alle aus von Menschen verursachten Quellen stammen: Verkehr, Energiewirtschaft (also vor allem die Öl- und Gasindustrie) und Landwirtschaft. In Verbindung mit intensiver Sonnenstrahlung bilden sie ein toxisches Gemisch, das zu Husten, tränenden Augen, Atembeschwerden bis hin zu Atemnot führen kann.

Was oft nicht bekannt ist: Ozon ist kein Großstadtphänomen. Die höchsten Werte fänden sich nicht in den Innenstädten, sondern seien am Stadtrand und in den angrenzenden ländlichen Gebieten am höchsten, erläutert das Umweltbundesamt.

Die Begründung: Ozon reagiert mit Stickstoffmonoxid in den Autoabgasen. Es baut gewissermaßen Ozon ab. Wo also mehr Autos fahren, dort ist die Ozon-Konzentration abgesenkt, aber dafür sind andere Belastungen erhöht. Dazu zählen Feinstaub oder Kohlendioxid. Mit dem Wind wird Ozon aber hinausgetragen aus den Städten.

Belastung nicht in den Innenstädten am höchsten

Und was oft auch nicht hinreichend bekannt ist: Die höchste Ozon-Konzentration findet sich nicht in den Mittagsstunden, wenn die Sonne am höchsten steht. Den Peak sehen die Experten stattdessen in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr.

Ute Dauert, Luftexpertin beim Umweltbundesamt, meint: "Besonders für ältere Menschen, Vorerkrankte oder auch Kinder ist die Kombination aus Hitze, Ozon und UV-Strahlung eine Gefahr. Auch Menschen, die draußen arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko." Dabei spielten drei Faktoren eine Rolle: die Dauer des Aufenthalts im Freien, die Höhe der Ozonkonzentration und die körperliche Belastung, also ob man zum Beispiel joggt oder körperlich schwer arbeitet.

Ab einem Schwellenwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter muss das Umweltbundesamt als zuständige Behörde die Bevölkerung informieren. Es betont, dass dies dem Schutz der Gesundheit besonders empfindlicher Bevölkerungsgruppen dient. Eine Warnung für die Gesamtbevölkerung muss erst bei 240 Mikrogramm pro Kubikmeter (gemittelt über eine Stunde) erfolgen.

Zielwert soll nur an 25 Tagen überschritten werden

Doch ist das nicht schon zu spät? "Klar ist: Schon Konzentrationen von 120 bis 140 Mikrogramm können für vorbelastete, geschwächte oder ältere Menschen zur Gefahr werden", erklärt Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe. "Nach Schätzungen kommt es in Europa jedes Jahr zu 24.000 vorzeitigen Todesfällen durch Ozon. Diese Daten sind alle da."

Das Besondere bei Ozon: Es gibt keinen Grenzwert für die Belastung, sondern einen Zielwert. Saar: "Der langfristige Zielwert bei Ozon liegt eigentlich bei 120 Mikrogramm pro Kubikmeter über acht Stunden im Mittel. Dieser Wert sollte nicht häufiger als an 25 Tagen im Jahr überschritten werden", so Saar.

Sie schlägt eine Orientierung an diesem Wert vor: "Man könnte den Wert, mit dessen Erreichen die Informationspflicht für die Bevölkerung besteht, also auch deutlich runtersetzen."

Eins ist klar: Der Klimawandel heizt das Problem zusätzlich an. "Wir entfernen uns weiter von dem Ziel, Konzentrationen zu erreichen, die nicht gesundheitsgefährdend sind", mahnt Saar. Das Wetter werde das Problem nicht lösen, sondern es eher verschlimmern. "Die Zahl der Sonnentage nimmt zu und die UV-Strahlung begünstigt die Entstehung von Ozon." Darum müssten politische Lösungen für das Problem ausgearbeitet werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Ute Dauert
  • Interview mit Dorothee Saar
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