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Glutenunverträglichkeit: Forscher entwickeln erstes Medikament gegen Zöliakie


Etwa jeder 100. betroffen
Deutsche Forscher entwickeln erstes Medikament gegen Zöliakie

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 30.07.2021Lesedauer: 2 Min.
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Ein angeschnittenes Brot und eine Hand mit ablehnender Geste.Vergrößern des Bildes
Brot: Menschen mit Zöliakie müssen sich streng glutenfrei ernähren. (Quelle: MarsBars/getty-images-bilder)

Bauchschmerzen, Durchfall, Darmschäden: Eine Glutenunverträglichkeit kann schwere Folgen haben. Behandelbar ist die Erkrankung bisher nicht, doch das könnte sich bald ändern.

Eine Glutenunverträglichkeit macht sich auf unterschiedliche Art bemerkbar: Manche Patienten verlieren an Gewicht, sind ständig müde oder leiden unter Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Andere verfallen in Depressionen oder entwickeln eine Osteoporose.

Was den Betroffenen zu schaffen macht, ist eine überschießende Reaktion ihres Körpers auf Gluten, ein in vielen Lebensmitteln vorkommendes Eiweiß. Bereits Spuren davon können ihnen schaden.

Eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Gluten kommt in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen vor.

Glutenunverträglichkeit: Erstes Medikament zeigt "stark schützende Wirkung"

Bislang bleibt den rund 800.000 Zöliakie-Patienten in Deutschland nur eine lebenslange, strenge glutenfreie Ernährung, die viele Einschränkungen und Verzicht mit sich bringt. Die meisten Backwaren, Nudeln, Bier sind tabu, es sei denn, man achtet auf glutenfreie Produkte. Da das Eiweiß in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird, findet es sich auch in vielen Fertigprodukten. Ein Blick auf die Verpackung gibt Gewissheit, ob Gluten in einem Produkt enthalten ist.

Forscher der Universitätsmedizin Mainz haben nun als erste einen Wirkstoff entwickelt, der Menschen mit Glutenunverträglichkeit helfen könnte: der sogenannte Transglutaminase-Hemmer ZED1227.

Tests der Mainzer Wissenschaftler gemeinsam mit internationalen Kollegen hätten gezeigt, dass der Wirkstoff "eine starke schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut hat und die Entzündung, Erkrankungssymptome sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert", heißt es in einer Mitteilung der Unimedizin Mainz. Damit sei es das erste Medikament gegen Zöliakie, dessen klinische Wirksamkeit belegt werden könne.

Studie: Wirkstoff an 160 Zöliakie-Patienten getestet

Im Rahmen der Studie haben sich 160 teilnehmende Patienten freiwillig einer täglichen Glutenbelastung und Medikamenteneinnahme sowie zwei Darmspiegelungen (Endoskopien) unterzogen. Der Arzneimittelwirkstoff ZED1227 wurde als Tablette in drei unterschiedlichen Dosierungen verabreicht. Eine vierte Patientengruppe erhielt ein Placebo.

Das Ergebnis: Das Medikament verhinderte in jeder Dosierung die glutenbedingte Entzündung im Darm. Die höchste Dosierung erwies sich dabei als am wirksamsten. Darüber hinaus verbesserten sich mit jeder Dosierung des Medikaments die Zöliakie-typischen Symptome sowie die empfundene Lebensqualität.

"Zöliakie-Betroffene verspüren durch die dauerhaft notwendige Vorsicht bei der Ernährung einen erheblichen Leidensdruck. Mit dem Transglutaminase-Hemmer ZED1227 wird ihnen zukünftig eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit unterstützend zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen, die ihnen zusätzlich einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität ermöglicht", erläutert Studienautor Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan.

Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse der Studie sei ab Herbst 2021 eine größere Folgestudie mit einer besonders belasteten Patientengruppe geplant, die nicht auf die glutenfreie Diät anspricht. Bis das Medikament marktreif ist, kann es allerdings noch Jahre dauern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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