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Darum sind Videos von ausgedrückten Pickeln beliebt


Faszination Ekel
Darum sind Videos von ausgedrückten Pickeln beliebt

dpa, Marco Krefting

Aktualisiert am 16.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau drückt sich einen Pickel ausVergrößern des BildesGerne schauen wir anderen Menschen beim Ausdrücken von Pickeln zu. Woher kommt das? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die einen drücken wie am Fließband Pickel aus, die anderen operieren an offenen Herzen und Hirnen – und unzählige Internetnutzer gucken zu. Experten erklären, was die Faszinationen ausmacht. Und was das Ganze mit dem Dschungelcamp und Leonardo da Vinci zu tun hat.

Faszination Ekel?

Die Dermatologin Sandra Lee drückt auf YouTube Pickel aus und entfernt Mitesser oder anderes mithilfe medizinischer Werkzeuge. Auf Instagram kursieren Fotos und Videos von medizinischen Eingriffen – teils mit der Ästhetik eines Werbeprospekts.

Was fasziniert Menschen daran?

Aus Expertensicht gibt es dafür unterschiedliche Gründe. Zum einen ist es der Ekel, wie Dagmar Unz von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt sagt. "Emotionen haben Schutzfunktionen. Ekel wird hervorgerufen bei Dingen, die krank machen, wie Kot, Leichen oder Eiter", sagt die Professorin unter anderem für Medienpsychologie. Sich damit aus einer sicheren Situation heraus zu befassen, sei Prävention: "Wir beschäftigen uns mit potenziellen Gefahren, um vorbereitet zu sein."

Die Faszination für Ekel sei dabei etwas sehr Altes, sagt Unz. Früher hätten Theatermacher das Publikum schocken können, wenn die Schauspieler nackt mit Blut verschmiert auf der Bühne standen. "Damit die Funktion heute erfüllt wird, brauchen Sie etwas Neues", sagt die Professorin.

Ekel spiele im Alltag immer wieder eine Rolle. So gebe es Bücher über die ekligsten Dinge der Welt. Das Dschungelcamp habe gerade anfangs vom Ekelfaktor gelebt. Und auch Horrorfilme funktionierten als Tabubruch oder Mutprobe: Wie lange kann ich Angst und Ekel aushalten?

Nervenkitzel oder Empathie?

Parallelen zum Gruselfilm zieht auch Peter Falkai, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Universität München. Es gehe ein Stück weit um Voyeurismus und Angeregtheit. Je nachdem wie empathisch der Betrachter sei, könne er Nähe schaffen und mitleiden, Nervenkitzel spüren oder in einer Art Opferrolle das Gefühl bekommen, ausgeliefert zu sein. "Empathische Menschen spüren in dem Moment auch den Schmerz", sagt der frühere Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Bei weniger empathischen Menschen sei die Lust am Betrachten ausschlaggebend: "Es gab in der Geschichte immer Leute, die Freakshows gesammelt haben."

Ansich hält der Mediziner die im Internet gehypten Aufnahmen für harmlos: "Das sieht halt so aus." Sicherlich zeigten viele der Bilder und Videos Extremsituationen und seien eigentlich für den medizinischen Gebrauch. Doch schon Leonardo da Vinci habe sehr detailliert anatomische Tatsachen gezeichnet. Und jeder Medizinstudent kenne den "Atlas der Anatomie" von Frank Netter mit expliziten Darstellungen von Schädeln und aufgeklappten Herzen.

Daher sei auch entscheidend, in welchem kulturellen Kontext die Aufnahmen gesichtet werden: "Ich kann hierüber aufklären: Medizin ist was Rationales, OPs sind durchgeplant", sagt Falkai. Auch Arztserien im Fernsehen wie "Emergency Room" und "Dr. House" seien da wunderbare Werbung. "Die reißen den Schleier der Angst ab und zeigen, dass da vernünftig gearbeitet wird." Dass könne letztlich dazu führen, dass sich der Patient weniger vor dem nächsten Arztbesuch fürchtet.

Auf weitere Informationen achten

Meist sind die Darstellungen auf den Instagram-Accounts mit vielen Informationen über die Krankheit, Art und Verlauf des Eingriffs versehen. Darunter entspinnen sich manchmal Diskussionen mit Hunderten von Kommentaren. Sandra Lee alias Dr. Pimple Popper will ebenfalls mit ihren Videos aufklären und den Zuschauern "ein Fenster in meine Welt" bieten, wie sie sagt. Und das scheint zu klappen: "Ich habe viel über Dermatologie gelernt", schreibt Wesley Billings in seinem Kommentar. Und Lee dankt für "SOLCH wunderbare Fans".

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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