Kein Rückruf Undichte Impfspritzen bleiben bis 2019 im Einsatz
Geimpft mit einer undichten Spritze? Das könnte bedeuten, dass die Dosis zu gering war. Fachleute sehen aber keinen Grund zur Panik.
Gelassen haben der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut auf undichte Impfspritzen der Firma "Glaxosmithkline" reagiert. Sicherlich sei das eine "unangenehme Situation", sagt ein Sprecher des Ärzteverbands. Betroffene Spritzenchargen sollten ausgetauscht werden. Für die Patienten sah er aber keine Gefahr. "Wenn man sieht, dass etwas undicht ist, muss man die Impfung wiederholen." Zur Not gebe es auch andere Anbieter – aber bislang sei die Zahl der undichten Spritzen dem Vernehmen nach sehr gering.
"Glaxosmithkline" hatte in einem Schreiben Anfang April 2018 mitgeteilt, während der Impfstoffvorbereitung oder Impfstoffverabreichung seien einige Spritzen undicht geworden. In Europa seien 2,6 von 100.000 vertriebenen Impfstoffdosen bekannt. "Allerdings ist nicht bekannt, wie viele es sind – es können daher auch mehr sein."
Nachimpfung soll entgegenwirken
Das Paul-Ehrlich-Institut erklärt, die Sterilität der Produkte sei nicht beeinträchtigt und einer Unterdosierung wegen ausgetretener Flüssigkeit bei der Injektion könne per Nachimpfung entgegengewirkt werden. Weil das Problem in den meisten Fällen aber vor dem Impfen bemerkt worden sei, sollte die Zahl der Betroffenen "sehr klein" sein. Weiter heißt es: "Da keine Gefährdung von Patienten erkennbar ist, ist eine Marktrücknahme mit dem Risiko einer eingeschränkten Versorgung mit zahlreichen Impfstoffen nicht angemessen."
Qualität, Sterilität und Sicherheit seien nicht beeinträchtigt
Auch der Hersteller hatte mitgeteilt, dass er die Chargen nicht zurückrufen wolle. Sonst könnte die ausreichende Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Impfstoffen – nach Darstellung von "Glaxosmithkline" – nicht mehr gewährleistet werden. Gesundheitliche Gefahren sieht auch die Firma mit Deutschlandsitz in München nicht. Qualität, Sterilität und Sicherheit der Impfstoffe seien wegen der Lecks an den Spritzen nicht beeinträchtigt.
Noch bis Ende 2019 potenziell undichte Spritzen im Verkehr
Lediglich der Arzt müsse über eine erneute Impfung entscheiden, heißt es weiter. Auch die Experten vom Paul-Ehrlich-Institut teilen mit, dass vor einer erneuten Impfung für jeden Patienten individuell Nutzen und Risiko einer zweiten Impfung abgewogen werden sollten.
Seit 2015 wurde "Glaxosmithkline" vermehrt undichte Spritzen gemeldet, die einen mit Keramik beschichteten Ansatz haben; die lecke Stelle ist an der Verbindungsstelle zur Nadel. Umgehend seien die Behörden informiert worden, heißt es seitens des Unternehmens. Mit den Spritzenherstellern seien Korrekturen vorgenommen worden, seit Januar 2018 würden verbesserte Spritzen genutzt. Allerdings seien noch bis Ende 2019 potenziell undichte Spritzen im Verkehr.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- dpa