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Wie sich Demenz auf die Lebenserwartung auswirkt


Schock-Diagnose
Wie viele Jahre bleiben an Demenz erkrankten Patienten noch?


Aktualisiert am 23.08.2023Lesedauer: 7 Min.
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Demenz ist in 90 Prozent der Fälle unheilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.Vergrößern des Bildes
Demenz ist in 90 Prozent der Fälle unheilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. (Quelle: LPETTET/getty-images-bilder)

Die Diagnose Demenz oder Alzheimer ist für die Betroffenen und deren Angehörige ein Schock. In der Verzweiflung kommen viele Fragen auf: Wie viele Jahre bleiben dem Patienten noch?

Eine Demenzerkrankung wirkt hat nicht nur negative Auswirkungen auf das Gedächtnis und das Erinnerungsvermögen, sondern reduziert auch die Lebenserwartung der Patienten. Lesen Sie hier, in welchem Maß das der Fall ist und an welchen Symptomen sich die Krankheit zeigt.

Demenz und Lebenserwartung: Viele Faktoren spielen eine Rolle

Prognosen über die Lebenserwartung demenzkranker Personen zu stellen, ist schwierig. Ein entscheidender Faktor ist, in welchem Alter die Demenz ausbricht, welche Demenzform vorliegt und wie schnell der Patient die einzelnen Stadien durchläuft. Eine Demenzerkrankung an sich ist nicht tödlich, vielmehr wird die Lebenserwartung durch begleitende Krankheiten eingeschränkt. So begünstigt eine Demenz beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionskrankheiten.

Zudem sollte man bedenken, dass Demenzkranke in der Regel Menschen höheren Alters sind – dass sie sterben muss daher nicht unbedingt etwas mit ihrer Krankheit zu tun haben. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass Demenzkranke unter starkem Stress stehen, was wiederum eventuell vorhandene Erkrankungen negativ beeinflusst. Die damit verbundenen Risiken können sich negativ auf den Gesundheitszustand des Patienten auswirken und seine Lebenserwartung reduzieren. In welchem Maß dies geschieht, ist jedoch bislang nicht ausreichend erforscht.

Alzheimer: Lebenserwartung hängt vom Alter der Patienten ab

Im Fall der Alzheimer-Demenz lassen sich konkretere Aussagen treffen. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gilt allgemein, dass die noch verbleibende Lebenserwartung umso geringer ist, je später im Leben die Erkrankung auftritt, je schwerer die Symptome sind und je mehr körperliche Begleiterkrankungen bestehen.

Studien haben gezeigt, dass Menschen, bei denen Anzeichen der Demenz vor dem 65. Lebensjahr eintritt, eine Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren haben. Tritt eine Demenz im Alter zwischen 65 und 75 auf, so verkürzt sich die Lebenserwartung statistisch auf weniger als fünf Jahre. Erkrankt ein Mensch nach dem 85. Lebensjahr an einer Demenz, so verringert sich die Lebenserwartung auf weniger als drei Jahre.

Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?

Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern und Orientierung einhergehen. Dass mit zunehmendem Alter die Vergesslichkeit zunimmt und das Kurzzeitgedächtnis versagt, ist zunächst ein normaler biologischer Alterungsprozess, der noch nichts darüber aussagt, ob tatsächlich eine Demenzerkrankung vorliegt.

Alzheimer stellt eine spezielle Form der Demenz dar. Sie ist die häufigste Form, denn rund 60 Prozent aller Demenzerkrankungen werden durch die Alzheimer-Demenz hervorgerufen. Die Ursache der hirnorganischen Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen und Nervenverbindungen im Gehirn. Die Krankheit ist unheilbar, verläuft in mehreren Stadien und endet mit dem Tod. Die Zahl der Betroffenen nimmt kontinuierlich zu, was Experten damit erklären, dass es immer mehr alte Menschen gibt. Unter 60 Jahren tritt Alzheimer sehr selten auf. Unter den 70- bis 75-Jährigen sind knapp drei Prozent erkrankt, bei den über 90-Jährigen ist es bereits jeder Dritte.

Demenzformen: Diese Varianten gibt es

Neben Alzheimer gibt es verschiedene Formen von Demenzerkrankungen, deren Anzeichen zum Teil sehr ähnlich sind. Der Gedächtnisverlust hat jedoch unterschiedliche Ursachen:

  • Vaskuläre Demenz: Die zweithäufigste Form ist die Vaskuläre Demenz. Der medizinische Begriff "vaskulär" bedeutet so viel wie "gefäßbedingt, durchblutungsbedingt, die Blutgefäße betreffend". Eine Vaskuläre Demenz wird meist durch kleine Schlaganfälle ausgelöst, die das Hirngewebe absterben lassen.
  • Lewy-Körper-Demenz: Die Lewy-Körper-Demenz ist die dritthäufigste Form aller Demenzerkrankungen. Die Ursachen und Symptome ähneln denen von Alzheimer. So lagern sich ebenfalls Eiweißreste – die so genannten Lewy-Körperchen – in den Nervenzellen des Gehirns ab, die die Kommunikation stören. Zwar bleibt das Gedächtnis länger erhalten als bei Alzheimer, aber es treten häufiger Sinnestäuschungen und Halluzinationen auf. Die Demenzform ist nach dem Berliner Neurologen Friedrich H. Lewy benannt, der das Krankheitsbild erstmals 1912 in seinem Buch über die "Paralysis agitans" beschrieb. An dieser Demenzform war auch der Hollywoodstar Robin Williams erkrankt.
  • Morbus Pick: Eine seltenere Form der Demenz ist der Morbus Pick, auch frontotemporale Demenz genannt. Wissenschaftlich dokumentiert wurde Morbus Pick um 1900 von dem Prager Neurologen Arnold Pick. Er stellte bei der Obduktion früh verstorbener, damals als "Schwachsinnige" bezeichneten Patienten einen ungewöhnlichen Gewebeschwund in deren Gehirnen fest und stufte dieses Phänomen als eigene Krankheit ein.

Bei den genannten Demenzformen handelt es sich um primäre Demenzen. Sie haben ihren Ursprung im Gehirn, wo immer mehr Nervenzellen absterben. Grundsätzlich sind primäre Demenzen nicht heilbar. Die richtige Behandlung kann aber den Verlauf verzögern. Sekundäre Demenzen, die durch andere Krankheiten wie Depressionen, Alkoholsucht oder Schilddrüsenerkrankungen ausgelöst werden können, lassen sich heilen, wenn die Ursache frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Die Diagnose: Wie der Arzt Demenz feststellt

Die Erstdiagnose erstellt in der Regel ein Facharzt, nachdem er eine neurologische und psychiatrische Diagnostik durchgeführt hat. Eine eingehende Untersuchung des körperlichen und psychischen Gesundheitszustands sowie eine neuropsychologische Untersuchung sind nötig, um die Symptome einer konkreten Demenzform genauer zuzuordnen und eine Therapie zu empfehlen.

Die Diagnose Alzheimer-Demenz lässt sich nur in einem Ausschlussverfahren stellen. Wenn bei einer Demenz keine andere Ursache gefunden werden kann, wird eine "Demenz vom Alzheimer-Typ" diagnostiziert. Neben einer körperlichen Untersuchung sind Blutproben erforderlich, um beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen auszuschließen.

Hinzu kommt eine Aufnahme des Gehirns mit sogenannten bildgebenden Verfahren wie der Computertomografie (CT) oder der Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT), um andere organische Ursachen auszuschließen. Manchmal ist auch eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik) erforderlich, um eine entzündliche Erkrankung des Gehirns sicher auszuschließen.

Der Verlauf von Alzheimer in sieben Stufen

Im Unterschied zu anderen Formen der Altersdemenz, die in der Regel schleichend verlaufen und nicht zwangsläufig zum Tod führen, ist Alzheimer eine fortschreitende, unheilbare Erkrankung. Auch die aktuelle Forschung gibt derzeit keinen Grund zur Hoffnung. Nach einer Klassifizierung der Alzheimer's Association verläuft der Prozess in sieben Stufen.

Die Stadien der Krankheit können sich allerdings überlagern, sodass eine klare Abgrenzung schwierig sein kann. An Anfang der Krankheit fallen die Patienten durch zunehmende Vergesslichkeit auf, aber ihr Wahrnehmungsvermögen ist noch nicht gemindert. Typische Symptome, die je nach Stadium auftreten, sind neben dem Verlust des Gedächtnisses auch Sprachstörungen, Veränderungen der Persönlichkeit und Gefühlsausbrüche wie Zorn und Verzweiflung. Medikamente können den Verlauf um mehrere Monate oder auch ein Jahr verzögern. Eine heilende Behandlung der Krankheit ist bislang nicht in Sicht, denn die zerstörten Nervenzellen im Gehirn können sich nicht mehr regenerieren.

In der fortgeschrittenen, letzten Phase der Alzheimer-Erkrankung sind die Erkrankten vollständig von Betreuung und Pflege abhängig, da auch viele Körperfunktionen nachlassen. Ihr Gedächtnis ist nicht mehr in der Lage, neue Informationen zu speichern. Das Versagen der Erinnerung geht so weit, dass ach nahe Angehörige oft nicht mehr erkannt werden, und die Sprache reduziert sich auf wenige Wörter. Die Mimik der Betroffenen ist eingeschränkt und das Kauen und Schlucken wird immer schwerer. Auch Blase und Darm können nicht mehr kontrolliert werden. Die Patienten sind teilnahmslos und haben ein schwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen. Sie müssen gefüttert werden, damit es nicht zur Abmagerung oder Austrocknung kommt.

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Wie lange die einzelnen Stadien andauern, kann im Einzelfall nicht vorhergesagt werden. Im Durchschnitt leben Alzheimer-Patienten noch sieben bis zehn Jahre, nachdem die Diagnose gestellt wurde. Doch auch kürzere oder erheblich längere Zeiträume sind möglich.

Behandlung von Demenz: Diese Möglichkeiten gibt es

Hirnorganische Schäden, die bei primären Demenzen auftreten, lassen sich in der Regel nicht mehr rückgängig machen. Allerdings gibt es Medikamente, die den Blutfluss im Gehirn verbessern und so das Fortschreiten der Demenz bremsen können. Für die Mehrzahl der Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch keine Behandlung, die zur Heilung führt. Das Hauptziel der Therapie ist daher, die Lebensqualität der Kranken und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Die medizinische Behandlung von Alzheimer-Patienten setzt unter anderem beim Botenstoff Acetylcholin im Gehirn der Kranken an. So werden Arzneimittel eingesetzt, die das Enzym hemmen, das für den natürlichen Abbau von Acetylcholin sorgt. Mitunter verzögern sie auch das Fortschreiten der Symptome. Den im Gehirn stattfindenden eigentlichen Krankheitsprozess und den Verfall der kognitiven Fähigkeiten können sie aber nicht stoppen.

Lebenserwartung bei vaskulärer Demenz

Die Lebenserwartung der Patienten ist deutlich verringert. Bei hochbetagten Erkrankten über 85 Jahren liegt die Sterblichkeit dreimal so hoch wie bei nicht-dementen Altersgenossen.

Die Todesursachen liegen zu einem Drittel in direkten Komplikationen der Demenz wie vor allem Lungenentzündungen. Ein weiteres Drittel verstirbt an Schlaganfällen und etwa zehn Prozent an Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche und Folgeerkrankungen, bedingt durch Abmagerung und Austrocknung.

Da die vaskuläre Demenz nicht heilbar ist, konzentriert sich die Behandlung darauf, die Risikofaktoren zu vermindern. Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte müssen stimmen, damit das Risiko weiterer Hirnschläge sinkt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Medikamenten, die Begleitsymptome der Demenz wie Unruhe, Angst oder Schlafstörungen lindern können. Bei der Verbesserung der Lebensqualität von Demenzkranken spielen nicht nur medikamentöse Therapien eine Rolle.

Je nach Krankheitsstadium kann auch eine Psychotherapie sinnvoll sein. Sie hilft, mit der Wahrheit besser klar zu kommen. Weitere Therapien zielen darauf, die verbliebenen Fähigkeiten der Kranken zu trainieren und das geistige Versagen hinauszuzögern. Dazu gehören etwa Musik- und Kunsttherapie, Bewegungsübungen oder Sinnes- und Wahrnehmungsübungen.

Vorsorgevollmachten, Pflegeberatung und Hilfe

Im frühen Stadium einer Demenzerkrankung ist das Wahrnehungsvermögen des Patienten noch nicht getrübt und er ist geschäftsfähig. Im Krankheitsverlauf kann sich das schnell ändern, den der geistige und körperliche Verfall schreitet voran. Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich eine Vorsorge- und Betreuungsvollmacht sowie eine Patientenverfügung aufzusetzen. Patientenverbände empfehlen, bei der Krankenkasse einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung zu stellen und eine Pflegeberatung in Anspruch zu nehmen.

Bundesweite regionale Pflegestützpunkte und ihre Pflegekassen machen auch Hausbesuche vor Ort. Ab Pflegestufe 2 können verschiedene Leistungen beantragt werden, die Angehörige bei der häuslichen Pflege unterstützen. Zudem gibt es Betreuungs- und Gedächtnisgruppen, die den Patienten unterstützen und ihm helfen, so lange wie möglich am Leben teilzunehmen.

Das Endstadium: Sterbeprozess bei Demenz

Wenn von "langem Abschied" die Rede ist, geschieht das oft in Verbindung mit einer Demenzerkrankung. Das Absterben der Gehirnzellen, das den langsamen Verlust der Fähigkeiten und Erinnerungen mit sich zieht, ist in gewisser Weise bereits ein Teil des Sterbeprozesses. Da es im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz oft zum Umzug in ein Heim oder Hospiz kommt, wenn die Familie die Pflege des Kranken nicht mehr allein bewältigen kann, erfolgt die finale Sterbephase häufig dort.

Wie kann man an Demenz sterben? Die Demenzerkrankung selbst ist nicht die Todesursache. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass gegen Ende der Erkrankung, wenn die Patienten also im Endstadium sind, häufig das Immunsystem nachlässt, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt. 80 Prozent aller Alzheimer-Patienten sterben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. an Folgeerkrankungen wie einer Lungenentzündung, die oft im Zusammenhang mit langer Bettlägerigkeit auftritt.

Wann die letzten Tage anbrechen, ist bei Demenzkranken oft schwer zu bestimmen. Manchmal ist ein verstärkter Rückzug der Erkrankten zu beobachten, häufig wird Essen und Trinken verweigert und die Körperfunktionen sowie das Wahrnehmungsvermögen lassen mehr und mehr nach. Oft ist es eine akute Lungenentzündung, die sich nicht auskurieren lässt. Meist haben Angehörige und Pflegekräfte, die den Bewohner schon lange kennen, ein gutes Gespür für die Veränderungen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Alzheimer's Association
  • Homepage der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
  • Homepage des Bundesgesundheitsministeriums
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