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Behandlung der Hepatitis B: Diese Medikamente helfen


Behandlung
Diese Medikamente helfen gegen Hepatitis B

Von Lydia Klöckner

10.06.2022Lesedauer: 5 Min.
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Eine Ärztin im Gespräch mit einem PatientenVergrößern des Bildes
Hepatitis B ist mit bestimmten Medikamenten behandelbar. (Quelle: uzhursky/getty-images-bilder)

Hepatitis B erfordert nicht immer eine Therapie. Hier erfahren Sie, wann eine Behandlung notwendig ist, welche Medikamente es gibt und wie sie wirken.

Wer an einer akuten Hepatitis B erkrankt, hat gute Chancen auf eine vollständige Genesung: Bei den meisten Erwachsenen klingt die Erkrankung wieder ab, ohne dem Körper dauerhaft zu schaden. Einer Behandlung bedarf es dazu meist nicht – das Immunsystem wird selbst mit den Erregern fertig.

Nur in bestimmten Fällen ist eine Therapie notwendig, nämlich wenn

  • die Infektion chronisch wird, also dauerhaft bestehen bleibt,
  • eine Frau in der Schwangerschaft mit Hepatitis B infiziert ist und die Viruslast (Zahl an Viren) hoch ist oder
  • die Hepatitis B einen schweren Verlauf nimmt.

Für die Behandlung gibt es zwei Arten von Medikamenten: Interferone und Virostatika. Diese unterscheiden sich in ihrer genauen Wirkungsweise und auch in den zu erwartenden Nebenwirkungen. Darum sind Interferone für bestimmte Patientinnen und Patienten besser geeignet als Virostatika und umgekehrt.

Beide Arten von Wirkstoffen dienen aber letztlich dazu, die Viruslast – also die Zahl der Viren – im Körper zu senken, um die Leber vor dauerhaften Schäden in Form einer Leberzirrhose oder Leberkrebs zu schützen. Ist die Leber bereits stark geschädigt und vernarbt, kann sie sich durch eine antivirale Behandlung teilweise erholen.

Hepatitis-B-Therapie mit Interferonen

Interferone sind Botenstoffe, die auch natürlicherweise im Körper vorkommen. Sie sind an der Steuerung verschiedener Vorgänge beteiligt, mit denen das Immunsystem Krankheitserreger bekämpft.

In der Behandlung der chronischen Hepatitis B kommen künstlich hergestellte Interferone zum Einsatz. Sie sollen das Immunsystem bei der Bekämpfung der Viren unterstützen. Diese werden einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt.

Zeigt die Therapie die erwünschte Wirkung, bildet der Körper bestimmte Abwehrstoffe (Antikörper), die sogenannten Anti-HBe. Diese können die Viren langfristig an der Vermehrung hindern und die Infektion so für viele Jahre eindämmen. Sie lassen sich im Blut nachweisen.

Selten verhilft die Behandlung sogar zur Heilung. Der Körper stellt dann neben den Anti-HBe noch eine weitere Art von Antikörpern her: die Anti-HBs. Sie bekämpfen die Erreger so wirksam, dass diese im Blut nicht mehr nachweisbar sind.

Eine Therapie mit Interferonen hilft allerdings nicht immer: Es hat sich gezeigt, dass die Behandlung nur für Patientinnen und Patienten mit bestimmten Voraussetzungen aussichtsreich ist. Dazu zählen vor allem:

  • geringe Viruslast, also geringe Anzahl von Viren im Körper
  • stark erhöhte Leberwerte

Doch auch wenn die Bedingungen für eine Interferontherapie erfüllt sind, hilft diese keineswegs immer, sondern nur in etwa einem Drittel der Fälle. Ob und wie gut jemand auf die Behandlung ansprechen wird, lässt sich im Vorhinein nicht mit Gewissheit sagen. Darum wird der Erfolg der Behandlung durch regelmäßige Blutuntersuchungen überprüft.

Stellt sich dabei heraus, dass die Behandlung nicht anschlägt, wird sie abgebrochen. Die Betroffenen erhalten dann stattdessen Virostatika.

Wenn die Behandlung erfolgreich verläuft, ist sie nach einem halben bis knappen Jahr abgeschlossen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den Virostatika, welche die Betroffenen in der Regel viele Jahre oder dauerhaft einnehmen müssen.

Die Interferone haben aber auch viele Nachteile. Dazu zählen zum einen die belastenden Nebenwirkungen wie etwa Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit oder Stimmungsschwankungen. Zum anderen kommt eine Interferontherapie für viele Menschen nicht infrage, weil sie ihnen mehr Schaden als Nutzen bringen würde.

Ungeeignet ist diese Form der Behandlung zum Beispiel für Schwangere und für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder einer stark geschädigten Leber (Leberzirrhose im Stadium Child B oder C).

Hepatitis-B-Behandlung mit Nukleotid- und Nukleosidanaloga (Virostatika)

Die meisten Menschen mit einer chronischen Hepatitis B bekommen keine Interferone verordnet, sondern Tabletten mit den Wirkstoffen Entecavir oder Tenofovir. Dabei handelt es sich um sogenannte Nukleotid- und Nukleosidanaloga. Das sind Medikamente, die die Vermehrung von Viren hemmen, weshalb sie auch Vitostatika genannt werden: Das griechische Wort statikos heißt hemmend.

Um sich zu vermehren, müssen Viren ihr Erbgut vervielfältigen. Das Erbgut ist wie eine Kette aufgebaut. Für jedes neue Virus muss eine neue Kette gebildet werden – und in diesen Prozess greifen die Nukleotid- und Nukleosidanaloga ein: Da sie den natürlichen Bestandteilen des viralen Erbguts ähneln, werden sie im Zuge der Vervielfältigung gewissermaßen versehentlich in die neu gebildete Erbgutkette eingebaut. Das führt zum Kettenabbruch und somit zum Ende der Vervielfältigung.

Die Medikamente stehen als Tabletten zur Verfügung. Erkrankte nehmen diese einmal täglich ein, und zwar oftmals dauerhaft. Denn die Mittel bringen normalerweise keine vollständige Heilung. Meist dämmen sie die Infektion nur ein, indem sie die Zahl der Viren (Viruslast) deutlich vermindern.

Im besten Fall lassen sich die Erreger nach etwa einem Jahr nicht mehr im Blut nachweisen. Werden die Medikamente dann jedoch abgesetzt, können sich die Viren wieder vermehren, sodass die Infektion wieder aufflammt. Unter Umständen lässt sie sich dann nicht mehr so gut in den Griff bekommen, weil Viren manchmal Resistenzen gegen Virostatika bilden.

Darum raten Ärztinnen und Ärzte normalerweise nur zu einem Therapieende, wenn das Risiko für einen Rückfall gering ist. Abschätzen lässt sich das anhand verschiedener Blutwerte. Sind etwa Antikörper vom Typ Anti-HBe im Blut nachweisbar, spricht dies dafür, dass der Körper die Viren aus eigener Kraft in Schach halten kann.

Sind Anti-HBs im Blut zu finden, kommt dies einer Heilung gleich. Die Chance dafür ist bei einer Behandlung mit Virostatika allerdings noch geringer als bei einer Interferontherapie.

Dafür haben Virostatika auch viele Vorteile. Beispielsweise rufen sie weniger Nebenwirkungen hervor. Zudem sind sie auch für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen geeignet, für die Interferone deshalb nicht infrage kommen.

Ablauf der Hepatitits-B-Behandlung in der Schwangerschaft

Wenn eine Frau in der Schwangerschaft mit Hepatitis B infiziert ist, kann es passieren, dass sie während der Geburt ihr Kind ansteckt. Dieses Risiko besteht vor allem, wenn die Viruslast hoch ist, die Betroffene also eine große Zahl an Erregern im Blut trägt.

In diesem Fall kann die Ärztin oder der Arzt ihr das Medikament Tenofovir verordnen, ein Virostatikum. (Andere Virostatika oder eine Interferontherapie sind für Schwangere nicht geeignet.)

Die Behandlung vermindert die Menge der Viren und sorgt dafür, dass die Mutter weniger ansteckend wird. Für einen zusätzlichen Schutz bekommt das Kind direkt nach der Geburt Antikörper gegen die Viren und eine erste Impfung verabreicht. Diese Maßnahmen können die Gefahr einer Übertragung deutlich senken.

Ablauf der Behandlung bei schwerer Hepatitis B

Eine akute Hepatitis B kann in seltenen Fällen – bei 0,1 bis 1 Prozent der Erkrankten – lebensbedrohliche Ausmaße nehmen. Fachleute sprechen dann von einer fulminanten Hepatitis.

Diese mündet binnen weniger Wochen in ein Leberversagen, welches tödlich enden kann. Um das zu verhindern, ist zum einen eine frühzeitige Behandlung mit Virostatika notwendig. Zum anderen benötigen die Betroffenen meist eine Lebertransplantation.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: (Abrufdatum: 10.6.2022)
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 10.6.2022)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 10.6.2022)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 10.6.2022)
  • Hepatitis B. Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: https://gesund.bund.de (Stand: 11.8.2020)
  • Herold, G.: Herold Innere Medizin 2022. Selbstverlag, Köln 2021
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