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Gefräßige Raupen: Riesige Schwammspinner-Plage in Süddeutschland


Gefräßige Raupen
Riesige Schwammspinner-Plage breitet sich über Deutschland aus

Von dpa, t-online, jb

Aktualisiert am 18.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Schwammspinnerraupen: Die Insekten befallen gerade Häuser in Wäldern in Süddeutschland.Vergrößern des BildesSchwammspinnerraupen: Die Insekten befallen gerade Häuser in Wäldern in Süddeutschland. (Quelle: Bodo Schackow/dpa)
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Große Waldgebiete in Süddeutschland sind fast kahlgefressen – das ist das Werk des Schwammspinners. In Bayern und in Thüringen sind die schwarzen Raupen unterwegs. Der Nachtfalter wird für die Menschen zur echten Plage.

Zu Tausenden bevölkern die schwarzen, haarigen bis zu sieben Zentimeter langen Tierchen Gärten und Häuser und sogar Freibäder: Schwammspinnerraupen. In diesem Frühjahr hat sich das Insekt explosionsartig vermehrt. Zwar sind die Tiere nicht gefährlich, allerdings sehr lästig, wie derzeit mehrere Regionen in Süddeutschland feststellen müssen.

Chemische Bekämpfung zu schädlich für die Umwelt

So beispielsweise im thüringischen Gera. Hier treten die Tiere massenweise auf und fressen ganze Gärten kahl. Die Kommune bot den Anwohnern vergangene Woche Ausweichquartiere an – diese wurden allerdings nicht in Anspruch genommen, wie eine Sprecherin sagt. Die Feuerwehr verteilte Fliegengitter.

Zur Bekämpfung der gefräßigen Schwammspinnerraupen in Gera will die Stadt vorerst kein chemisches Insektizid einsetzen. Ein Mittel, das die bis zu fünf Zentimeter langen Schädlinge in ihrem jetzigen Entwicklungsstadium noch vernichten könnte, würde auch anderen Lebewesen und der Umwelt schaden, sagt Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt bei der Stadt. "Das würde andere Insekten im Breitband hinwegraffen, weil es nicht spezifisch wirkt." Im kommenden Jahr könnten die Raupen frühzeitig mit einem biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel beseitigt werden. Zudem könnten die Eier der Tiere aufgesammelt werden.

"Man wird sie nicht mehr los"

Vor Gunzenhausen, einer bayerischen Stadt, habe die Raupen bereits ein 117 Hektar großes Waldgelände kahlgefressen – und sich anschließend auf den Weg in benachbarte Regionen gemacht. Als Soforthilfe seien professionelle Schädlingsbekämpfer beauftragt worden.

Mittlerweile sind die gefräßigen Schwammspinnerraupen auch in der Nähe von Leipzig aufgetaucht und fressen dort Bäume kahl. Auf etwa 20 Hektar fressen die schwarzbraunen Tiere am Cospudener See an der A38 Blätter von Roteiche und Birke, wie Bernd Becker, Leiter der Forstbehörde im Landkreis Leipzig berichtet. "Man hört die Schwammspinner im Wald fressen."

Vor allem die Fassaden der an den Wald angrenzenden Häuser sind übersät mit Schwammspinnern. Sie kommen nachts, sie fliegen draußen an den Kopf, und man wird sie nicht mehr los, klagt eine geplagte Hausbesitzerin im Bayerischen Rundfunk.

Vorzeitiger Einsatz von Pestiziden wurde abgelehnt

Der Schwammspinner (Lymantria dispar) ist ein Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter und ist vor allem im südlichen Europa weit verbreitet. Besonders nach warm-trockenen Frühsommern kommt es bei dem Insekt häufig zu einer massiven Vermehrung und somit einem Massenfraß, der das Wachstum der Bäume stark beeinträchtigen und für den Menschen lästig sein kann. Besonders Hainbuchen und Eichen werden von dem Insekt stark befallen. Erst Ende Juni stellt die Schwammspinnerraupe ihren Fraß ein. Anschließend können sich die Bäume – bei guten Witterungsbedinungen – von den Schäden erholen und anschließend neue Blätter bilden. Ist der Schaden, den das Insekt verursacht hat allerdings zu groß, so sterben die Pflanzen ab. Das ist besonders bei Eichen häufig der Fall.

Nach einem Stadtratsbeschluss war in diesem Jahr in Gunzenhausen auf eine chemische Bekämpfung des Insekts verzichtet worden. Grund sei gewesen, dass der Staatsforstbetrieb den Einsatz von Pestiziden abgelehnt habe, sagt der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Fitz (CSU).

Pestizideinsatz womöglich schädlicher für Nützlinge als für die Raupe

Schwammspinner haben eine große Anzahl natürlicher Feinde wie Raupenfliegen und Brackwespen, die dazu beitragen können, eine Massenvermehrung auf natürliche Weise enden zu lassen, wie es bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) heißt.

Der britische Naturschützer Dave Goulson erklärt, gerade der Einsatz von Insektiziden schaffe einen Teufelskreis: Beim Spritzen sterben nicht nur die Schädlinge, wie der Schwammspinner, sondern auch viele ihrer Feinde. Die Populationen der Pflanzenschädlinge erholen sich davon oft weitaus schneller als die ihrer Feinde – in der Folge könne der Schädlingsbefall danach schlimmer sein als ganz ohne Pestizideinsatz.

Verwendete Quellen
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