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Kaiserschnitt: Zehn gute Gründe dafür


Die Geburt durch Operation
Zehn gute Gründe für den Kaiserschnitt

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 19.08.2015Lesedauer: 5 Min.
Kaiserschnitt: Viele Mütter lehnen ihn ab, alle sind froh, dass es ihn für den Notfall gibt.Vergrößern des BildesKaiserschnitt: Viele Mütter lehnen ihn ab, alle sind froh, dass es ihn für den Notfall gibt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Natürlich und möglichst unproblematisch - so wünschen sich wohl alle Frauen die Geburt. Doch manchmal muss das Baby - geplant oder überraschend - mit einem Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Dieser Eingriff ist heute eine Routine-Operation, Komplikationen für Mutter und Kind sind selten. Einige medizinische Gründe sprechen klar für einen Kaiserschnitt.

Fast jeder kennt eine Mutter, die ihr Kind nicht auf natürlichem Weg zur Welt gebracht hat. So war es auch bei Ina aus Dortmund. Sie musste jedes ihrer drei Kinder per Kaiserschnitt entbinden: "Bei unserem ältesten Sohn hat die Geburt extrem lange gedauert, so dass die Ärzte handeln mussten, weil mich nach mehr als zwanzig Stunden die Kräfte verließen und es für das Baby gefährlich wurde", erzählt sie.

Ihre Tochter erblickte zwei Jahre später ebenfalls per Kaiserschnitt das Licht der Welt, weil ihr Kopf zu groß war. "Mein zweiter Sohn musste dann auch auf diesem Weg geholt werden", erzählt Ina. "Eine natürliche Geburt war zu riskant, da mein Bauchgewebe durch die alten Vernarbungen und Verwachsungen nicht mehr elastisch genug war."

Jede dritte Geburt ist ein Kaiserschnitt

Rund jede dritte Entbindung in deutschen Krankenhäusern ist mittlerweile ein Kaiserschnitt. Die Zahl verdreifachte sich in den letzten drei Jahrzehnten. Dazu hätten auch juristische Aspekte beigetragen, erklärt Professor Ullrich Gembruch vom Universitätsklinikum Bonn. "Früher war eine Geburt ein Schicksal, das man angenommen hat, wenn man 'guter Hoffnung war'. Heute wird bei jeder Auffälligkeit sehr schnell geklagt. Durch den Kaiserschnitt lässt sich jedoch das Risiko für alle Beteiligten verringern, denn den Verlauf einer natürlichen Geburt kann man viel weniger vorhersagen und planen."

Wunschkaiserschnitt aus Bequemlichkeit?

Statistisch gesehen sind Frauen bei einer Kaiserschnitt-Entbindung einem dreimal höheren Risiko ausgesetzt zu sterben als bei einer natürlichen Geburt. Immerhin ist es eine Bauchoperation. Trotzdem sei das Risiko noch nie so gering wie heute gewesen und liege bei nur noch 0,04 Promille. Das ist eine von 25.000 Frauen, wie bei "Frauenärzte im Netz" zu lesen ist. Diese Sicherheit auf hohem medizinischem Niveau verleitet manche Schwangere womöglich dazu, sich freiwillig unters Messer legen, um den Qualen einer natürlichen Geburt zu entgehen.

Kritiker meinen sogar, dass solche "Wunschkaiserschnitte" maßgeblich zur steigenden Kaiserschnitt-Quote beitragen würden. Deshalb müssen sich Frauen heute oft für einen Kaiserschnitt rechtfertigen. Ihnen wird unterstellt, dass sie einfach nur bequem und schmerzfrei entbinden wollen. Dabei liegt meistens ein medizinischer Grund vor.

Immer mehr Frauen gelten als "Risikoschwangere"

Die Definition einer medizinischen Notwendigkeit wird heute weiter gefasst als früher. So hätten die zunehmenden Operationszahlen auch mit der Entwicklung der Medizintechnik und den verbesserten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei Ungeborenen zu tun, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erläutert.

Das habe wiederum zu einem erweiterten Risikoblick geführt, so dass die Zahl der im Mutterpass aufgeführten Risikofaktoren innerhalb weniger Jahre von zwölf auf 52 gestiegen sei. Immer mehr Frauen gelten so heute als "Risikoschwangere", obwohl sie meist gesünder leben und besser ernährt sind als noch zwei Generationen zuvor.

Mediziner unterscheiden zwischen absoluter und relativer Indikation

Bei der Entscheidung für einen Kaiserschnitt gibt es eindeutige medizinische Kriterien, die in der Fachsprache als "absolute Indikationen" bezeichnet werden. Sie machen nach Angaben der BZgA aber nur etwa fünfzehn Prozent der Kaiserschnitte aus. Dabei kann schon lange vor der Geburt feststehen, dass eine natürliche Entbindung unmöglich, beziehungsweise zu gefährlich ist. Oder es kommt während der Geburt zu lebensbedrohlichen Komplikationen für Mutter oder Kind, so dass der Kaiserschnitt als lebensrettende Maßnahmen unvermeidlich wird.

Dann ist ein Kaiserschnitt unvermeidbar

  1. wenn eine ungünstige Lage des Kindes, wie etwa die Querlage, eine normale Geburt unmöglich oder zu riskant macht.
  2. wenn das Baby, beziehungsweise sein Kopf so groß ist, dass es nicht durch das Becken der Mutter passt. Zu anatomisch bedingten Komplikationen kann es auch bei übergewichtigen oder zuckerkranken Schwangeren kommen. Hier ist das Risiko größer, dass auch das Baby kräftiger ist und dadurch schlechtere Chancen hat, auf natürlichem Weg zur Welt zu kommen.
  3. wenn ein Gebärmutterriss droht oder die Gebärmutter während der Geburt reißt. Eine komplette Ruptur, die sich am häufigsten während des Geburtsvorgangs ereignet und bei der alle Schichten der Gebärmuttermuskulatur sowie das Bauchfell reißen können, äußert sich meist durch einen plötzlichen scharfen Schmerz im Bauchraum und durch das Aussetzen der Wehen. Dann gelangen Blut, Fruchtwasser, die Plazenta und das Kind in die freie Bauchhöhle, was zu einer akuten Lebensgefahr für Mutter und Baby führt.
  4. wenn die Plazenta (Mutterkuchen) anatomisch so ungünstig liegt ist, dass der Muttermund verschlossen ist und der Geburtsweg versperrt ist.
  5. wenn es während der natürlichen Geburt zu einem Nabelschnurvorfall kommt. Dabei kann die Nabelschnur - häufig geschieht das nach eine vorzeitigen Blasensprung - zwischen Kind und Gebärmutterausgang eingeklemmt werden. Das kann innerhalb von wenigen Minuten zur einer massiven Blut- und Sauerstoff-Unterversorgung des Babys führen.
  6. wenn es zu einer Infektion er Eihöhle, der Plazenta und des Fötus während der Schwangerschaft kommt (Amnioninfektionssyndrom) und die Gefahr einer Sepsis für das Kind droht. Symptome sind Fieber, hohe Entzündungsparameter, Herzrasen bei Mutter beziehungsweise Kind, Druckschmerz am Bauch, zunehmende Wehen und übelriechendes Fruchtwasser.
  7. wenn sich der Mutterkuchen vorzeitig von der Gebärmutterwand löst. Dieses Risiko nimmt mit der Zahl der vorangegangenen Schwangerschaften zu. Die Ursache für eine Plazentaablösung kann ein sehr heftiger Stoß oder Schlag in die Bauchgegend sein. Auch ein verfrühtes Platzen der Fruchtblase noch vor Beginn der Geburtswehen kann eine Ablösung der Plazenta verursachen.
  8. wenn die Sauerstoffversorgung des Kindes schlecht ist, weil sich der Blutkreislauf der Plazenta zu den beiden Arterien in der Nabelschnur verlangsamt. Ursache kann eine geschädigte oder sich zu früh ablösende Plazenta sein. Auch eine gequetschte Nabelschnur etwa bei einer Steißlage oder eine zu lang andauernde Entbindung können die Sauerstoffzufuhr des Babys lebensgefährlich beeinträchtigen.
  9. wenn die Mutter unter Bluthochdruck leidet und zusätzlich zu viel Protein durch den Urin ausscheidet sowie vermehrt Wasser im Körper einlagert. Dann liegt eine sogenannte Präeklampsie vor, umgangssprachlich auch Schwangerschaftsvergiftung, die zumeist ab der 20. Schwangerschaftswoche auftritt. Sie kann im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Krampfanfälle auslösen.
  10. wenn das HELLP-Syndrom bei der Mutter auftritt. Das ist eine besonders schwere Form der Präeklampsie, bei der auch die Leberfunktion und die Blutgerinnung gestört sind.

Wann ein Kaiserschnitt spontan nötig wird

Der größte Anteil der Kaiserschnitte in deutschen Kliniken erfolgt aber aufgrund bestimmter Voraussetzungen oder Komplikationen, die diesen Eingriff von vorneherein nicht zwangsläufig nötig machen. Dann sprechen die Ärzte von relativen Indikationen:

  • Geburt von Mehrlingen
  • vorangegangene Kaiserschnitte
  • Geburtsstillstand
  • plötzlich auffällige Herztönen des Kindes
  • Steißlage des Babys
  • extrem lange und auszehrende Geburt, bei der Mutter oder Kind keine Kraft mehr haben
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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