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Havanna: Auf einen Daiquiri mit Hemingway


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Havanna: Auf einen Daiquiri mit Hemingway

Fabian von Poser/srt

16.05.2012Lesedauer: 4 Min.
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Kubas Haupstadt Havanna: Gespickt mit alten CadillacsVergrößern des Bildes
Kubas Haupstadt Havanna: Gespickt mit alten Cadillacs (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Bar Floridita in der Altstadt der kubanischen Hauptstadt Havanna ist eine Legende - nicht erst seit den Besuchen des berühmten amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway. Wenn Sie wissen wollen wie es in den Straßen von Havanna und in Hemingways Lieblingsbar ausieht, klicken Sie sich durch unsere Foto-Show.

"Eine Hand voll Eisgranulat, zwei Teelöffel Zucker, einige Tropfen Maraschino und fünf Zentiliter dreijähriger Rum", sagt Barkeeper Nicolay. "Das ist das Rezept." Die rote Schürze hat er fest um den Leib gebunden, um den Arm ist ein Handtuch gewickelt. Dazu hat er stets ein Lächeln auf den Lippen. So oder so ähnlich muss es gewesen sein, als der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway einst am Tresen des Floridita saß.

Stammgast Hemingway

Oft sah er den Kellnern stundenlang bei ihrer Arbeit zu. Wie sie mit geschickten Handgriffen die Zutaten mischten, wie sie das Eis zerkleinerten und dann servierten. Und auch heute noch sitzt bei den Kellnern jeder Handgriff. Etwa 30 Sekunden werden weißer Rum, Eis und Zucker im Mixer vermengt, um dann in einem der trichterförmigen Cocktail-Gläser serviert zu werden. "Zwei Strohhalme rein und fertig", sagt Nicolay. >>

Ganz so wie es der Barmann an diesem heißen Tag macht, muss es der bekannteste Gast im Floridita in der Altstadt Havannas geliebt haben. Mehr als zwei Jahrzehnte verbrachte Hemingway in Kuba.

Entspannung auf hoher See

Ende der 1920er-Jahre kam er zum ersten Mal nach Havanna. Die Stadt faszinierte ihn von Beginn an.

Hier fand er Ruhe und das einfache Leben, hier fuhr er hinaus zum Hochseeangeln. Im Laufe der Jahre wurde Kuba zu seiner zweiten Heimat.

Havanna als Inspiration

1953 erhielt Hemingway den Pulitzer-Preis, ein Jahr später den Literaturnobelpreis für "Der alte Mann und das Meer". Die Inspiration für die Novelle fand er auf Kuba. >>

Als Vorbild für die Hauptfigur diente Hemingway der Fischer Gregorio Fuentes aus dem unweit von Havanna gelegenen Fischerdorf Cojímar.

Ehemaliges Hotelzimmer von Hemingway mit original Ausstattung

Es gibt heute viele Orte in der kubanischen Hauptstadt, die an den berühmten Schriftsteller erinnern. Das Hotel Ambos Mundos an der Ecke zur Calle Mercaderes zum Beispiel, in dessen fünftem Stock im Zimmer 511 Hemingway in den ersten Jahren auf Kuba residierte. Bis heute wurde es in seinem damaligen Zustand belassen und enthält noch Koffer, Kommode, Manuskripte und Schreibmaschine des Schriftstellers. Auch die Finca La Vigía in San Francisco de Paula, in der Hemingway viele Jahre lebte, und die mittlerweile Sitz des Museo Hemingway ist, ist so ein Ort. Nicht vergessen darf man die Bodeguita del Medio an der Straßenecke San Ignacio/Empedrado, ein weiteres Stammlokal Hemingways. Doch kaum ein Ort wird so häufig mit dem Schriftsteller in Verbindung gebracht wie das Floridita.

Pulsierendes Leben in den Straßen von Havanna

Schicht für Schicht steigt die Nachmittagshitze von den Dächern Havannas in die engen Häuserschluchten um das Capitol herab. Dies ist die richtige Zeit, um es wie Hemingway zu halten und einen Daiquiri zu schlürfen. Draußen nimmt das Treiben nach der Siesta wieder Fahrt auf. Vor dem Capitol, das unverkennbar dem großen Vorbild in Washington nachempfunden wurde, schieben sich bunte Oldtimer aus den 1940er- und 1950er-Jahren durch die Straßen, im Parque Central wird hitzig über Baseball und Fußball diskutiert, und direkt vor dem Floridita lassen sich Kubanerinnen mit dicken Zigarren im Mund von Touristen fotografieren. Schon von draußen ist die Live-Musik zu hören: Son, Salsa, Rumba. Kaum hält einem ein Bediensteter die Schwingtür auf, blasen dem Gast nicht nur Latino-Klänge entgegen, sondern auch die eiskalte Luft der Klimaanlage. Wer den Temperaturunterschied von 15 Grad am eigenen Leib spürt, der weiß, warum Hemingway an der Bar allzu oft mit einem dicken Seemannspulli gesehen wurde.

Die berühmte Bar ist fast 200 Jahre alt

Das Floridita ist bis heute eine Legende. 1817 als La Piña de Plata gegründet, wurde die Bar nur kurze Zeit später in La Florida und dann in Floridita umbenannt. 1953 wurde das Floridita von der Zeitschrift "Esquire" zu den sieben berühmtesten Bars der Welt gewählt, 1992 erhielt die Bar den Titel "Best of the Best - Five Star Diamond Award" der American Academy of Hospitality Sciences. >>

Stets waren hier Berühmtheiten aus Politik, Kultur und sozialem Leben zu Gast. Neben Hemingway auch Ikonen wie Giorgio Armani, Ornella Muti, Gary Cooper, Pierce Brosnan, Compay Segundo und Paco Rabanne. Doch trotz des Promi-Rummels sind die Kellner freundlich geblieben. Bereitwillig lassen sie sich von den Touristen beim Mixen der Cocktails fotografieren. An Hemingways ehemaligem Stammplatz befindet sich heute eine Büste, die an den Schriftsteller erinnert. Touristen lassen sich mit ihr ablichten, ganz so als säßen sie mit dem berühmten Schriftsteller hier.

Die Daiquiris sind teuer geworden

Sechs Pesos Convertibles kostet ein Daiquiri mittlerweile, fast sechs Euro. In der Wirtschaftskrise kann sich das kaum ein Kubaner leisten. Aber die Bar ist trotzdem meist voll, denn es gibt kaum einen Kuba-Reisenden, der hier nicht auf einen Daiquiri vorbeischaut. Der Besuch im Floridita ist beinahe so obligat wie der in einer der Zigarren- oder Rumfabriken auf Kuba - oder im Revolutionsmuseum. Hemingway verließ Kuba 1960. Am 2. Juli 1961 nahm er sich das Leben. Doch auf der Insel wird er noch heute verehrt. Kaum ein Amerikaner ist so beliebt wie er. Über seine Lieblingsbar kann man sagen, was man will.

Qualität der Cocktails sehr hochwertig

Man kann über das Publikum klagen, das hauptsächlich aus Touristen besteht. Man kann monieren, dass der kleine Laden oft viel zu voll ist. Man kann sich darüber mokieren, dass die Preise so gehalten sind, oder dass man fast nie einen Einheimischen hier sieht. Aber man kann nicht an der Qualität der Cocktails mäkeln. Großartig ist der Daiquiri, wunderbar die Klassiker Mojito und Cuba-Libre. Auch der "Papa Hemingway", den sie nach ihrem großen Vater benannt haben, ist ein Genuss. Und so verlässt kaum ein Besucher den historischen Ort unzufrieden. Und wenn es nur für eine kurze Abkühlung war, bevor man aus dem klimatisierten Raum durch die hölzerne Schwingtür zurück in die drückende Schwüle Havannas tritt.

Klicken Sie sich durch unsere Foto-Show und werfen Sie einen Blick in das Floridita.

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