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"Titanic": Warum der Ozeanliner kein Kreuzfahrtschiff war


Berühmter Ozeanliner
Warum die "Titanic" kein Kreuzfahrtschiff war

  • Christopher Clausen Porträt
Von Christopher Clausen

Aktualisiert am 11.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Auf dem Weg in die Katastrophe: Diese Aufnahmen zeigen die Geschichte der "Titanic". (Quelle: t-online)

Geht es um die Beschreibung des 1912 gesunkenen Ozeanliners "Titanic", fällt oft auch das Wort "Kreuzfahrtschiff". Warum das nicht stimmt.

Der Untergang der "Titanic" im Jahr 1912 war eine der größten Schiffskatastrophen der zivilen Schifffahrt und bis heute unvergessen: Der Mythos des unsinkbaren Schiffes, der Luxus an Bord, die vielen Schicksale der mehr als 2.200 Personen an Bord – das fasziniert die Menschen noch heute.

Festgehalten wurde das in unzähligen Spielfilmen (der erste stammt übrigens schon aus dem Jahr 1912, der bekannteste aus dem Jahr 1997), Dokumentationen und mittlerweile auch einem faszinierenden Computermodell. Zuletzt gerieten die neuen hochauflösenden Bilder ihres Wracks und die Katastrophe der "Titan"-Tauchkapsel in die Schlagzeilen. Doch immer wieder ist von der "Titanic" als Kreuzfahrtschiff die Rede. Und das ist falsch.

Als Linienschiff im Nordatlantikdienst

Wie ihr Schwesterschiff, die "Olympic" (Jungfernfahrt 1911 und erst 1935 abgewrackt) trug die "Titanic" das Kürzel "R.M.S.", Royal Mail Ship (Königliches Postschiff). Ihr Einsatzgebiet war der transatlantische Liniendienst von Europa in die USA, wo sich viele Passagiere der Dritten Klasse ein glücklicheres Leben erhofften – und wo viele ihrer Erste-Klasse-Passagiere zu Geld gekommen waren.

Die "Titanic" sollte nach einem regelmäßigen Fahrplan die Route von und nach New York fahren – wozu es bekanntermaßen niemals kam. Die Jungfernfahrt wurde gleichzeitig zu ihrem letzten Einsatz. Auch wenn ihre Kabinen teils luxuriös ausgestattet waren: Sie dienten als Herberge während der Transportzeit von einem Ziel zum anderen.

In ihrem Rumpf waren neben dem Gepäck der Passagiere auch unzählige Frachtgüter (darunter ein Auto) und Postsäcke verstaut – die Fliegerei steckte noch in den Kinderschuhen. Erst 1919 gelang dem Piloten John Alcock und dem Navigator Arthur Whitten Brown der erste Nonstop-Flug über den Atlantik.

Geschwindigkeit zählte

Die meisten Schiffe fuhren also in dieser Zeit mit einer speziellen Aufgabe übers Meer. Insbesondere bei den großen Passagierschiffen spielte auch die Geschwindigkeit eine Rolle: Viele Reedereien eiferten darum, das legendäre "Blaue Band" für die schnellste Atlantiküberquerung zu erringen.

Auch wenn das nicht jedes Schiff technisch erreichen konnte und dies in erster Linie fürs Prestige diente: Je kürzer eine Überfahrt, desto häufiger konnte man neue Passagiere an Bord nehmen.

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Die "Mauretania" im Jahr 1907. Sie war 22 Jahre lang das schnellste Schiff der Welt. (Quelle: . via www.imago-images.de)

Sollte die "Titanic" einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen?

Im Film aus dem Jahr 1997 sieht man eine Szene, in der Reedereichef Bruce Ismay den Kapitän dazu überredet, die "Titanic" etwas schneller fahren zu lassen, um die frühere Ankunft in New York in die Schlagzeilen zu bringen. Ob dieses Gespräch so stattfand, ist umstritten.

Fest steht: Für einen Geschwindigkeitsrekord war die "Titanic" nicht gebaut, sie setzte auf Luxus während der Überfahrt. Ihre Höchstgeschwindigkeit sollte bei 23 bis 24 Knoten (44 km/h) liegen, die Reisegeschwindigkeit bei 21 Knoten (39 km/h). Zum Vergleich: Die "Mauretania" der konkurrierenden Cunard Line hatte das Blaue Band zu dieser Zeit inne und fuhr bis zu 28 Knoten (52 km/h) schnell.

Kreuzfahrten: Schwimmende Hotels

Kreuzfahrten hingegen haben eine gänzlich andere Ausrichtung: Hier geht es nicht darum, nach Plan von einem Hafen zum anderen zu gelangen, wie es unter anderem die "Titanic" tun sollte. Hier stehen touristische Ziele und häufig auch eine Rundreise zu mehreren Häfen in verschiedenen Ländern auf dem Plan. Kreuzfahrtschiffe sind schwimmende Hotels, die den Ort wechseln. Geschwindigkeit spielt bei dieser Art des Reisens nur eine untergeordnete Rolle – schließlich ist der Weg das Ziel.

Der Begriff der Kreuzfahrt stammt vom Wort "Kreuzen", also dem Hin- und Herfahren auf dem Wasser. Daraus abgeleitet ist auch der "Kreuzer", den die Marine beispielsweise zur Aufklärung, zum Bewachen von Küsten oder anderen Operationen an feindlichen Küsten einsetzt.

So entstanden Kreuzfahrten

Die ersten Kreuzfahrten hat die Peninsular and Oriental Navigation Company" (P&O Cruises) schon 1844 veranstaltet, unter anderem nach Malta oder Gibraltar.

Ihren ersten Boom erlebten diese Luxustouren für betuchte Passagiere Ende des 19. Jahrhunderts: Weil Fahrten über den Atlantik im Winter noch gefährlicher als im Sommer waren und auch seltener stattfanden, suchten die Reedereien wie die "Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft" (Hapag), mit ihrem Direktor Albert Ballin, nach alternativen Zielen für ihre Linienschiffe in den kalten Monaten. Und damit auch nach einer neuen, zusätzlichen Geldquelle.

Das entwickelte sich zum großen Erfolg, sodass es eigene Schiffe dafür brauchte. Hier sollte der Komfort im Mittelpunkt stehen: 1901 wurde in Deutschland die "Prinzessin Victoria Luise" als offiziell erstes reines Kreuzfahrtschiff der Welt in Dienst gestellt.

Als die Luftfahrt immer stärker zur Konkurrenz wurde, wurden Kreuzfahrten für die Reedereien zum wichtigen Standbein, um ihre Schiffe auszulasten. Man lackierte Schiffe wie die "Titanic"-Konkurrentin "Mauretania" in ihren letzten Dienstjahren weiß und steuerte neue Häfen an – auch wenn sie ursprünglich für etwas anderes gedacht waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden immer weniger dieser großen Liner gebaut. Post ließ sich mit dem Flugzeug deutlich schneller transportieren, Güter und Waren gingen massenweise auf den neuen Fracht- und Containerschiffen auf die Reise über die Meere.

Boom der Kreuzfahrt, Aussterben der Linienschiffe

Reine Transatlantikliner im regelmäßigen Dienst starben langsam aus: Die "Queen Elizabeth II" war bis zum Start der "Queen Mary 2" im Jahr 2004 ab 1987 das einzige verbliebene Schiff, das noch einen Liniendienst auf der Nordatlantikroute anbot. Heute ist die "Queen Mary 2" der einzige verbliebene aktive Liner, der speziell auch für die Anforderungen des Transatlantikdienstes konstruiert wurde.

Kreuzfahrten hingegen sind mittlerweile keine Luxusreisen mehr, sondern für die breite Masse ausgelegt. Die Industrie boomt: Die Schiffe werden immer größer, bieten immer mehr Betten und immer neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Passagiere.

Das hat aber auch Schattenseiten: Beliebte Ziele wie Dubrovnik in Kroatien oder das italienische Venedig ächzen unter den Touristenmassen, die von den Schiffen strömen. Und auch auf die Umwelt hat die steigende Zahl der Schiffe Auswirkungen – wobei viele Reedereien versprechen, dass sie sich aktiv um den Klimaschutz bemühen würden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • hanseatreisen.de: "Die Geschichte der Kreuzfahrt"
  • planet-wissen.de: "Geschichte der Kreuzfahrt"
  • Lexikon-Artikel zu Titanic, Olympic, Mauretania und weiteren Schiffen
  • welt.de: "Der erste Atlantiküberflieger hieß nicht Lindbergh"
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