t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeLebenWeihnachten

Benimmregeln: Diese Knigge vergessen viele Gäste | Übersicht


Benimm- und Anstandsregeln
"Polnischer Abgang"? Das sollte man sich als Gast gut überlegen

  • Jennifer Buchholz
Von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 13.12.2023Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
Qualitativ geprüfter Inhalt

Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Polnischer Abgang: Wenn Gäste, ohne sich zu verabschieden, gehen, kann das bei einigen Gastgebern zu Missmut führen. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Polnischer Abgang (Symbolbild): Wenn Gäste gehen, ohne sich zu verabschieden, kann das bei einigen Gastgebern zu Missmut führen. (Quelle: domoyega/getty-images-bilder)

Es heißt: "Man soll gehen, wenn es am schönsten ist." Aber wie stellen Gäste das am besten an? Ein kleiner Knigge zum Besuch bei Freunden klärt die wichtigsten Fragen.

Eine Feier auszurichten, macht Spaß, bedeutet zugleich aber auch Stress und Arbeit – sowohl vorher als auch währenddessen und hinterher. Einige Gastgeber haben dabei so viel zu tun, dass sie für jede Unterstützung und einen möglichst ruhigen Ablauf dankbar sind. Sollten Sie als Gast beim Auftischen, Wegräumen oder Abwaschen helfen? Was können Sie tun, damit auch der Gastgeber seine Feier genießen kann? Und wie sollten Sie sich verhalten, wenn Sie genug von den Feierlichkeiten oder einen anderen Termin haben und vorzeitig gehen möchten?

Pünktlich oder lieber zehn Minuten später erscheinen?

Ob Sie pünktlich zur Startzeit der Feierlichkeit oder etwas später erscheinen sollten, hängt von der Formulierung der Einladung ab. "Um 18 Uhr" bedeutet, dass Sie pünktlich um 18 Uhr vor Ort sein sollten – und nicht erst 30 Minuten später. "Ab 18 Uhr" heißt, dass Sie auch noch bis zu eine Stunde später erscheinen können.

Wichtig: Aus Höflichkeit und um zusätzlichen Stress für den Gastgeber zu vermeiden, sollten Sie nicht vor der angegebenen Uhrzeit erscheinen.

Tipp
Bringen Sie keine unerwarteten Gäste mit. Es kann sein, dass durch die zusätzliche Person nicht genug Essen für alle Anwesenden vorhanden ist oder kein weiterer Sitzplatz an der gedeckten Tafel zur Verfügung steht.

Muss ein Gastgeschenk sein?

Blumen, Pralinen, Sekt oder Wein sind ideale Gastgeschenke – auch dann, wenn es sich bei der Veranstaltung nicht um eine Hochzeit, einen Geburtstag oder ein Weihnachtsfest handelt. Mit dem Mitbringsel drücken Sie Anerkennung für den Gastgeber und die ihm durch die Einladung entstandene Arbeit aus.

Info
Der Blumenstrauß sollte ohne Umschlagpapier überreicht werden.

Lieblingsplatz reservieren?

Hat der Gastgeber zum Essen geladen, legen einige Gäste gerne ihr Portemonnaie oder Handy auf den Platz, an dem sie gerne sitzen würden, und zwar bevor das eigentliche Festmahl beginnt. Das kann als unhöflich und egoistisch gedeutet werden.

Warten Sie besser ab, bis der Gastgeber Sie zum Tisch bittet. Vielleicht hat er sich auch eine für ihn plausible Sitzordnung überlegt. Mit dem vorzeitigen Reservieren eines für Sie geeigneten Platzes würden Sie den Ablaufplan des Gastgebers womöglich durcheinanderbringen.

Was ist, wenn das Essen nicht schmeckt?

Gastgeber sind bemüht, ihren Gästen ein leckeres Essen zu kredenzen und dabei auch – soweit es ihnen möglich ist – auf Sonderwünsche bei Unverträglichkeiten oder Ernährungsvorlieben einzugehen. Dennoch kann es passieren, dass bei den Speisen nicht alle Belange jedes Einzelnen bedacht oder umgesetzt werden konnten. Anstatt also nach einer sogenannten Extrawurst zu fragen, sollten Sie essen, was auf den Tisch gestellt wird.

Schmeckt Ihnen das Essen nicht – beispielsweise weil es Ihnen zu scharf oder zu stark gewürzt ist – sollten Sie es nicht wie bei einem Restaurantbesuch beanstanden und Nachbesserung verlangen. Knigge-Experten empfehlen, sich bei unbekanntem Essen erst einmal eine kleine Portion auf den Teller zu tun und es dann vorsichtig zu probieren.

Wenn es Ihnen partout nicht schmeckt, sollten Sie das dem Gastgeber auf dessen Nachfrage möglichst höflich und unverfänglich mitteilen. Hierfür eignen sich Sätze wie "Die Komposition kannte ich noch nicht", "Der Geschmack ist interessant" oder "Das sind für mich noch unbekannte Gewürze". Haben Sie sich jedoch die Portion selbst aufgetan, sollten Sie auch alles aufessen.

Beim Abräumen oder Abwaschen helfen?

Einige Gäste wollen besonders höflich und zuvorkommend sein und räumen daher nach dem Essen ihren Teller direkt selbst ab. Das sollten Sie jedoch lieber lassen. Denn häufig herrscht nach dem reichlichen und deftigen Festmahl eine entspannte Stimmung, die durch das Aufstehen und Abräumen gestört würde.

Achten Sie am besten auf das Verhalten des Gastgebers. Wenn dieser nach einer bestimmten Zeit damit anfängt, das Geschirr in die Küche zu bringen, können Sie ihn höflich fragen, ob er dabei Unterstützung wünscht. Verneint er Ihr Angebot, sollten Sie ihm auch nicht helfen. Denn es kann sein, dass durch weitere beim Abräumen helfende Personen der Gastgeber in zusätzlichen Stress gerät: Denn nun muss er nicht nur überlegen, wo er das benutzte Geschirr abstellt, sondern zugleich auch seine Helfer koordinieren.

Wünscht der Gastgeber keine Unterstützung, sollten Sie also sitzen bleiben und die gemütliche Atmosphäre am Tisch genießen. Dadurch verhindern Sie auch, dass Sie dem Gastgeber beim Ab- und Aufräumen womöglich im Weg stehen.

Heimliches Verschwinden oder große Verabschiedung?

Sie sind erschöpft vom Tag oder den Feierlichkeiten, wollen Ihre Ruhe haben und am liebsten einfach nur nach Hause? Oder haben Sie noch einen Anschlusstermin, zu dem Sie ebenfalls pünktlich erscheinen wollen? Unabhängig von Ihren Beweggründen sollten Sie einen sogenannten "polnischen Abgang" oder eine "französische Empfehlung" – also das klammheimliche Verschwinden von der Feier – vermeiden. Denn das gilt als besonders unhöflich und kann für den Gastgeber – aber auch später für Sie als Gast – zu einer Bredouille werden.

Stattdessen sollten Sie zumindest so viel Höflichkeit und Anstand wahren, sich für die Einladung und den schönen Abend beim Gastgeber zu bedanken.

Neben einer persönlichen Verabschiedung zumindest beim Gastgeber ist auch der richtige Zeitpunkt wichtig. Nach dem Essen sollten Sie noch mindestens eine Stunde verweilen – andernfalls kann es so aussehen, als seien Sie nur gekommen, um sich den Bauch kostengünstig vollzuschlagen. Achtung: Handelt es sich um einen Geburtstag, in den hineingefeiert werden soll, sollten Sie auch hier nicht vor Mitternacht gehen, sondern mindestens noch 60 Minuten nach dem Anstoßen bleiben.

Tipp: Aus Höflichkeit sollten Sie weder zu früh gehen noch zu lange bleiben. Wenn dem Gastgeber jedoch bereits die Augen zufallen oder er schon wieder fleißig die Wohnung aufräumt und säubert – also bereits wieder sehr im Stress ist –, sollten Sie lieber die Party verlassen. Auch dezente Hinweise des Gastgebers wie "Wisst ihr, wie ihr nach Hause kommt?" sollten Sie nicht ignorieren, sondern die Gelegenheit für einen Aufbruch nach Hause nutzen.

Verwendete Quellen
  • Knigge-Coaching Stefanie Frieser
  • Inge Wolff: Umgangsformen: Ein moderner Knigge; ISBN 978-3809415572
  • Inge Wolff: Geldgeschenke und Gutscheine, gewusst wie; ISBN 978-3824111121
  • Inge Wolff: Anti-Blamier-Knigge: So verbessern Sie Ihren Auftritt, ISBN 978-3774263437
  • Benehmensberatung: "Auch ein Gast hat Pflichten"
  • Brigitte: "Fünf Regeln, wie man stilvoll eine Party verlässt"
  • Bento.de "Warum teilen Deutsche so ungern ihre Mahlzeiten"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website