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Schwitzen: Ab wann Schwitzen krankhaft ist


Hyperhidrose
Ab wann Schwitzen krankhaft ist

Von ddp, dpa-tmn
Aktualisiert am 15.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Schwitzen ist an und für sich natürlich, doch bei einigen Menschen nimmt es überhand.Vergrößern des BildesSchwitzen ist an und für sich natürlich, doch bei einigen Menschen nimmt es überhand. (Quelle: Steinach/imago-images-bilder)
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Jeder schwitzt. Doch bei Menschen mit Hyperhidrose fließt der Schweiß, unkontrolliert und ohne Anlass. Besonders in der Öffentlichkeit kann das ehr unangenehm sein. Wir sagen Ihnen, woran man eine Hyperhidrose erkennt, und was am besten dagegen hilft.

Schwitzen ist oft lästig, aber lebensnotwendig. "Schwitzen ist ein physiologischer Prozess, der die Körpertemperatur stabil hält", erklärt Gerd Gauglitz, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie an der Ludwig Maximilian Universität. Bei der Verdunstung von Schweiß wird dem Körper Wärme entzogen - das schützt vor Überhitzung. Doch manche Menschen schwitzen weit mehr, als es für die Wärmeregulation nötig wäre. Medizinier sprechen dann von Hyperhidrose - krankhaftem Schwitzen.

13 Millionen Menschen sind betroffen

Eine konkrete Definition, wann es sich um eine Hyperhidrose handelt, gibt es nicht. "Beim krankhaften Schwitzen läuft das Wasser mitunter den Körper runter, auch temperatur- und anstrengungsunabhängig", weiß der Münchener Dermatologe. "Hyperhidrose ist mit Schwitzen beim Sport nicht vergleichbar", betont auch Prof. Thomas Dirschka vom Berufsverband deutscher Dermatologen. Der Schweiß läuft bei Betroffenen sturzbachartig.

Nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sind in den Industrienationen etwa 13 Millionen Menschen von schweißtreibenden Attacken betroffen. Meist beginnt die Krankheit in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter und hält ein Leben lang an.

Zwei Formen der Hyperhidrose

Mediziner unterscheiden zwischen einer Primären und Sekundären Hyperhidrose. Bei der primären Form sind die Schweißdrüsen überstimuliert. Es handelt sich jedoch nicht um eine Krankheit, sondern um die Folge von psychischen Ursachen wie Angst oder übermäßiger Anspannung.

Eine Sekundäre Hyperhidrose ist Symptom einer anderen Erkrankung, etwa einer Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes, Adipositas, Gicht oder Krebs. Vor allem starkes nächtliches Schwitzen sollten Betroffene abklären lassen, empfiehlt Ursula Hilpert-Mühlig, Vizepräsidentin des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker.

An welchen Stellen Betroffene schwitzen

Wenn Betroffene entweder an einer oder mehreren Stellen übermäßig stark schwitzen, ist von der Lokalisierten Hyperhidrose die Rede. Sie hat keine Grunderkrankung als Ursache. Meist sind die Achseln, Handinnenflächen und Fußsohlen betroffen.

Beim Generalisierten Schwitzen hingegen ist der ganze Körper betroffen, als mögliche Folge einer Erkrankung. Einen Standard-Test zur Diagnose der Hyperhidrose gibt es nicht. Nur ein Facharzt kann feststellen, ob das Schwitzen noch im normalen gesunden Bereich liegt.

Was Betroffene bei leichter Hyperhidrose tun können

Bei einer Leichten Hyperhidrose sollte man sich selbst Ruhe verordnen: zum Beispiel mit Entspannungsübungen, einem Yoga-Kurs, autogenem Training oder progressiver Muskelrelaxation. Auch Wechselduschen lindern die Beschwerden. "Sie stabilisieren den Kreislauf, das verbessert auch die Transpiration", weiß die Heilpraktikerin Hilpert-Mühlig und ergänzt: "Betroffene können es auch mit Salbeitee probieren. Hilpert-Mühlig empfiehlt eine zweimonatige Teekur, während der man täglich drei Tassen trinkt. Empfehlenswert ist auch eine regelmäßige Achselrasur. So beugen Betroffene Schweißgeruch vor. Außerdem sollte man Kaffee und scharfe Speisen zu meiden.

Medizinische Therapien für die Hyperhidrose

Bei einer lokalen, primären Hyperhidrose, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: etwa Deodorants mit einem höheren Aluminiumchlorid-Anteil. "Sie sind zwar wegen einer Studie als in Verruf geraten, Brustkrebs zu fördern, es gibt aber keine klaren Daten. Deshalb würde ich sie nicht aus der Behandlung verbannen", sagt der Dermatologe Gerd Gauglitz und warnt: "Auf frisch rasierte Achseln und in unnötig hohen Konzentrationen sollte man diese Deos aber nicht auftragen."

Eine weitere Option ist eine Injektion von Botulinumtoxin. Dabei werden Nerven vorübergehend blockiert, um das übermäßige Schwitzen zu reduzieren. Nötig sind ein bis zwei derartige Behandlungen pro Jahr. Diese kosten zwischen 550 bis 700 Euro und werden nicht von den gesetzliche Krankenkassen übernommen.

Hyperhidrose kann auch mit der sogenannten Iontophorese behandelt werden. Hierbei wird Strom durch die betroffenen Bereiche geleitet. Die Behandlung erfolgt in mehreren Sitzungen und soll die Aktivität der Schweißdrüsen hemmen. Diese Anwendung ist für Patienten sehr zeitaufwendig, die Kosten werden aber in der Regel von den Krankenkassen übernommen.

Außerdem gibt es Eingriffe, die das Schwitzen lindern sollen: Durch einen Absaugprozess werden nervale Strukturen zerstört, erklärt Dermatologe Dirschka. Bei der anderen, drastischeren Methode werden die Nerven durchtrennt. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass der Körper den Schweiß an anderer Stelle nach außen befördert - das sogenannte kompensatorisches Schwitzen.

Auch Medikamente können zum Einsatz kommen: Bei generalisiertem Schwitzen können sogenannte Anticholinergika eingesetzt werden. Sie gelten für Dermatologe Gauglitz bei lokalem Schwitzen nicht als Mittel der Wahl, ebensowenig wie das Absaugen.

Ob und welche Behandlungen bei Hyperhidrose von der Krankenkasse bernommen wird, ist nach Aussage des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen stets abhängig vom Einzelfall.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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