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Rätselhafter Patient: Die Milz macht's


Ein rätselhafter Patient
Die Milz macht's

spiegel-online, Dennis Ballwieser

23.11.2014Lesedauer: 3 Min.
Gerissene Milz (blauer Pfeil) im OberbauchVergrößern des BildesGerissene Milz (blauer Pfeil) im Oberbauch (Quelle: The Lancet)
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Der Mann ist müde und fiebrig, seine Milz stark geschwollen, im Krankenhaus bricht er zusammen. Erst eine Computertomografie offenbart, woran er leidet.

Drei Wochen lang leidet ein 61-jähriger Japaner unter ständiger Müdigkeit. Er hat leichtes Fieber und ist schnell aus der Puste. Schließlich sucht er im Metropolitan Tama Medical Center in Tokio Hilfe.

Die Ärzte befragen ihn: Er hat nicht abgenommen, hat auch keine Bauchschmerzen, Blutungen oder andere offensichtliche Probleme. Bei der Untersuchung fällt den Medizinern schnell die deutlich vergrößerte Milz des Mannes auf. Normalerweise ist das Organ auf der linken Körperseite nicht zu tasten. Doch bei diesem Patienten spürt man den Rand der Milz zehn Zentimeter unterhalb des linken Rippenbogens, berichten Kensuke Adachi und seine Kollegen im Fachmagazin "The Lancet". Auf der rechten Körperseite ist die Leber nicht vergrößert. Bei der Untersuchung finden die Ärzte auch geschwollenen Lymphknoten, die zum Beispiel auf eine Infektion hinweisen können.

Eine vergrößerte Milz kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel Infektionskrankheiten etwa mit dem Epstein-Barr-Virus, dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Oder bösartige Erkrankungen wie Leukämien oder Lymphome, also Krebserkrankungen der Abwehrzellen.

Im Blut des Mannes finden sich zu wenige für die Gerinnung wichtige Blutplättchen, auch die weißen Blutzellen sind verringert. Ein Wert, der anzeigt, dass das Immunsystem eine Erkrankung abwehrt, ist ebenfalls niedrig. Hinweise auf eine Infektion mit Viren finden die Ärzte in den Laboruntersuchungen nicht.

Kurz nach der Untersuchung klagt der Mann über Schmerzen

In einer Computertomografie (CT) sehen die Ärzte die deutlich vergrößerte Milz, allerdings keine Anzeichen anderer Tumore. Sie entnehmen eine Probe aus dem Knochenmark, bei der Untersuchung der Zellen des blutbildenden Systems dort ist alles normal.

Bei einer Bronchoskopie untersuchen die Ärzte anschließend mit einem Endoskop die Atemwege in der Lunge und nehmen Proben aus der Schleimhaut. Kurz nach der Untersuchung beginnt der Mann zu husten, hat Schmerzen in der linken Schulter und klagt über Bauchschmerzen. Zwei Stunden später bricht der Kreislauf des Patienten zusammen und der Hämoglobinwert im Blut fällt drastisch ab - ein Zeichen, dass der Mann irgendwo im Körper blutet.

Erneut wird er im Computertomografen untersucht. Diesmal (siehe Foto unten) sehen die Ärzte, dass die geschwollene Milz gerissen ist, sich Blut in der relativ starren Kapsel des Organs staut und auch in die Bauchhöhle läuft. Die Schulterschmerzen des Mannes passen zu diesem Befund: Wird das Zwerchfell durch einen Milzriss gereizt, strahlt der Schmerz bei vielen Patienten in die linke Schulter aus.

Sofort wird der Mann notoperiert, die Milz wird entfernt. Insgesamt holen die Chirurgen dabei drei Liter Blut aus der Bauchhöhle. Die Milz wiegt über ein Kilogramm, mehr als fünfmal so viel wie ein gesundes Organ, und ist nahezu auf doppelte Größe angeschwollen.

Als die Pathologen die Milz untersuchen, finden sie viele krankhaft veränderte Lymphozyten, Zellen des Abwehrsystems. Die genaue Analyse ergibt ein sogenanntes Non-Hodgkin-Lymphom, also eine Krebserkrankung der Abwehrzellen, bei der massenhaft kranke Zellen produziert werden, die die gesunden verdrängen. Die bei der Bronchoskopie entnommenen Proben und ebenfalls analysierte Hautproben liefern dasselbe Ergebnis.

Nach der Operation erholt sich der Mann. Er erhält unter anderem eine Chemotherapie und wird vorsichtshalber geimpft und mit Antibiotika behandelt. Bereits zwei Monate später sind seine Blutwerte wieder normal, er zeigt keine Zeichen eines Lymphoms mehr und hat sich auch nicht mit einer Infektionskrankheit angesteckt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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