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Russland wittert "Desinformation": Nach Leak von US-Geheimpapieren?


Angebliche Geheimdienstpapiere
"Die Lage an der Front sagt etwas ganz anderes"

Von dpa, t-online, cck

Aktualisiert am 11.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Ukrainische Soldaten in einem Schützengraben an der Front in der Nähe von Donezk.Vergrößern des BildesUkrainische Soldaten in einem Schützengraben an der Front in der Nähe von Donezk. (Quelle: KAI PFAFFENBACH)
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Die Veröffentlichung angeblicher US-Geheimdienstpapiere sorgt für Spekulationen. Russische Militärblogger reagieren verunsichert.

Nachdem angebliche US-Geheimdokumente im Internet aufgetaucht sind, äußern Vertreter der russischen Seite Skepsis. Am Donnerstag waren Papiere über die Vorbereitung einer ukrainischen Gegenoffensive im Netz veröffentlicht worden, bevor am Freitag ein weiterer Schwung mit Dokumenten über die Ukraine, China und den Nahen Osten an die Öffentlichkeit gelangten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Bereits seit der ersten Veröffentlichung wird nun spekuliert, was es mit den Papieren auf sich hat und wer sie veröffentlicht haben könnte. Ob die Dokumente echt sind, ist nicht bekannt. Es sind allerdings bereits einige offensichtliche Fälschungen in russischen Kanälen aufgetaucht. Während US-Experten Hinweise für russische Desinformation sehen, zeigt die russische Seite in die andere Richtung. Einige vermuten ein Täuschungsmanöver.

"Klassische Desinformationskampagne"

So etwa Wladimir Rogow, Mitglied der von Russland eingesetzten Militärverwaltung im teilweise besetzten südukrainischen Saporischschja. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Ukraine rund 50.000 Soldaten im Frontgebiet habe. "Aber ich denke, das ist eine klassische Desinformationskampagne, die uns in die Irre führen soll, dass sie (die ukrainischen Einheiten) noch nicht bereit seien und wir uns entspannen können", sagte er.

Einige Informationen aus dem Dossier seien sicher wahr, doch solle damit die Illusion erzeugt werden, es sei noch Zeit bis zu einem ukrainischen Angriff. "Die Lage an der Front sagt etwas ganz anderes: Die Technik kommt und ist schon bereit, die Leute daran ausgebildet, die Anzahl der Soldaten groß genug", warnte Rogow. Das Gebiet Saporischschja gilt nach Einschätzung von Experten als wahrscheinlichste Stoßrichtung für eine ukrainische Gegenoffensive.

Militärblogger skeptisch

Auch einige russische Militärblogger gehen davon aus, dass die Dokumente gezielt gestreut werden, um das russische Militärkommando zu verwirren, wie das "Insitute for the Study of War" (ISW) berichtet. Blogger Boris Rozhin weist etwa auf seinem Telegramkanal darauf hin, dass es in der Vergangenheit immer wieder Fälle gegeben hat, in denen Geheimdienste angebliche Pläne in Umlauf gebracht haben, um den Gegner in die Irre zu führen, wie es etwa die Briten im Zweiten Weltkrieg taten. Er merkte allerdings auch an, dass es auch Fälle von tatsächlich verlorenen Plänen gab.

Blogger Vоенкор Котенок Z äußerte sich ebenfalls zweifelnd. US-Medien würden das Leck als größten Erfolg des russischen Geheimdienstes seit Beginn der Spezialoperation bezeichnen, schreibt er. Als Spezialoperation wird in Russland der Überfall auf die Ukraine bezeichnet. Die Frage aber sei, ob man dem Lob "offen feindlich gesinnter Quellen" trauen könne, schreibt er weiter und lässt anklingen, es könne sich um einen Teil eines größeren Plans zur Verwirrung Russlands handeln.

Ukraine: Handelt sich um "Geheimdienstspiel"

Unterdessen zeigte sich Kiew wenig überrascht von dem Vorgang. "Es ist ein gewöhnliches Geheimdienstspiel", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, am Samstag bei Twitter und Telegram. Die russischen Geheimdienste hätten die Dokumente selbst erstellt mit dem Ziel, unter den Verbündeten der Ukraine Zweifel und Zwietracht zu säen und von den nächsten Etappen im Krieg abzulenken.

Bei dem Material handele es sich um eine Sammlung von Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen, die mit Erfindungen und abgefangenen Informationen vermischt seien, schrieb Podoljak. Das sei mit dem Stempel eines Lecks geheimer Daten versehen und im Internet und sozialen Netzwerken veröffentlicht worden in der Hoffnung, so eine gewisse Glaubwürdigkeit zu erzeugen.

Kremlsprecher sieht USA und Nato als Teil des Konflikts

Das ISW schreibt weiter, die Reaktionen zeigten, wie verunsichert die russische Kriegsbloggerszene über eine möglicherweise anstehende ukrainische Gegenoffensive sei. "Die Reaktionen auf die Dokumente deuten darauf hin, dass russische Milblogger die Gültigkeit ihrer eigenen Einschätzungen und Spekulationen über mögliche ukrainische Gegenoffensiven und ihre Fähigkeit, ukrainische Operationen vorherzusagen, zunehmend überdenken", schreibt das ISW weiter.

Für den Kreml sind sie Dokumente ein Beweis für die Kriegsbeteiligung der USA. "Wir haben nicht die leisesten Zweifel an einer direkten oder indirekten Verwicklung der USA und der Nato in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem US-Fernsehsender CNN.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment, April 7, 2023
  • Telegram-Kanal von Boris Rozhin und Vоенкор Котенок
  • Twitter-Kanal von Mychajlo Podoljak
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