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Ukraine: Waffen aus Israel? Merkava-Panzer könnten geliefert werden


Israels Balanceakt im Ukraine-Krieg
"Die Welt ist auf der Jagd nach Waffensystemen"

Von t-online, mam

Aktualisiert am 16.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Israelischer Merkava-Panzer (Archivbild): An welches europäische Land die Panzer geliefert werden sollen, ist ein Geheimnis.Vergrößern des BildesIsraelischer Merkava-Panzer (Archivbild): An welches europäische Land die Panzer geliefert werden sollen, ist geheim. (Quelle: Reuters Photographer/reuters)
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Waffen an die Ukraine zu liefern, würde für Israel ein hohes Risiko bedeuten. Andere Länder aber tun es, müssen eigene Depots wieder auffüllen – und steigern damit die israelischen Rüstungsexporte.

Israel versucht sich in einem heiklen Balanceakt: Das Land hatte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zwar scharf verurteilt und Kiew kürzlich humanitäre Hilfe zugesagt – sich sonst aber eher zurückhaltend in seiner Unterstützung gezeigt. Waffenlieferungen an die Ukraine lehnte Jerusalem bislang strikt ab. Auch die Prüfung, ob man der Ukraine ein Verteidigungssystem schicken könne, läuft seit Monaten.

Grund für Israels Zurückhaltung bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine ist, dass Russland den Luftraum in Israels Nachbarland Syrien kontrolliert. Im Konflikt mit dem islamischen Mullah-Regime im Iran will Israel verhindern, dass Teheran und mit ihm verbündete Terrormilizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss im Nahen Osten ausweiten. Dafür benötigt Israel jedoch Moskaus Einverständnis, denn nur so kann das Militär pro-iranische Milizen angreifen.

Waffenlieferungen an die Ukraine würden für Israel somit ein hohes Risiko darstellen, denn Russland könnte der Regierung in Jerusalem weitere Genehmigungen, um in Syrien zu agieren, untersagen. Das aber hindert die Regierung in Jerusalem nicht daran, zumindest Waffen an andere Länder zu liefern, die ihre Rüstungsdepots nach Waffenlieferungen, die sie ihrerseits an die Ukraine getätigt haben, wieder auffüllen wollen – auch in Europa.

Lieferung von Merkava-Panzern für die Ukraine?

So plant Israel anscheinend erstmals den Verkauf seines Merkava-Panzers an zwei Länder, eines davon soll europäisch sein. Dies wäre der erste Export des Flaggschiff-Kampffahrzeugs. Welches europäische Land mit Jerusalem in Verhandlung steht, ist jedoch ein Geheimnis. Auch wie viele Panzer die Lieferung umfassen soll, ist bislang unklar.

"Es gibt zwei potenzielle Länder, mit denen wir fortgeschrittene Verhandlungen über einen Verkauf der Merkava-Panzer führen", zitiert "The Times of Israel" Yair Kulas, den Leiter der Direktion für internationale Verteidigungskooperation des Ministeriums (SIBAT), unter Berufung auf die hebräische Zeitung "The Calcalist". Es sei ihm verboten zu sagen, wer die Verhandlungspartner seien. Eines der Länder befinde sich aber "auf dem europäischen Kontinent", so Kulas.

Der Merkava-Panzer – biblisches Hebräisch für "Streitwagen" – wurde eingeführt, nachdem Israels Panzerkorps in einem Krieg 1973 schwere Verluste gegen Ägypten und Syrien erlitten hatte. Nach dem Rückschlag war für die Regierung oberstes Ziel, die Abhängigkeit von Waffenlieferungen aus dem Ausland zu verringern.

"Die Welt ist auf der Jagd nach Waffensystemen"

Heute setzen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) bereits den Merkava der vierten Generation ein. Zu den potenziellen Verkäufen würden daher wahrscheinlich der ältere Merkava Mark 2 und einige der in den 1990er-Jahren eingeführten Merkava-Mark-3-Panzer gehören, berichtet "The Times of Israel". Letzterer kann mit bis zu 48 Geschossen geladen werden und ermöglicht es den Soldaten, aus der Fahrt heraus zu schießen. Berichten zufolge besitzt er zudem ein Automatiksystem, um Ziele automatisch zu fokussieren, sowie eine Klimaanlage und ein internes Telefon.

Angesichts des Krieges gegen die Ukraine haben viele Länder das von Russland angegriffene Land mit Waffenlieferungen unterstützt und müssen eigene Waffendepots nun wieder auffüllen. "Und hier kommen wir ins Spiel", so Kulas. "Die Welt ist auf der Jagd nach Waffensystemen." Produktionsprozesse aber brauchten Zeit, "und nicht jeder hat die Zeit zu warten".

Raketenabwehrsystem "Arrow 3" für Deutschland

Auch Deutschland will offenbar keine Zeit verstreichen lassen: Bereits wenige Monate nach Beginn der russischen Invasion hatte die Bundesregierung der Ukraine das Luftverteidigungssystem Patriot geliefert. Zugleich schaute man sich in Berlin nach Alternativen um, um das System baldmöglichst zu ersetzen – und bekundete etwa Interesse an dem israelischen Luftverteidigungssystem "Arrow 3".

Das soll nun bis Ende 2025 einsatzfähig sein, heißt es in einer Erklärung des Bundesverteidigungsministeriums vom Donnerstag. Bis Ende 2023 soll demnach eine vorvertragliche Vereinbarung mit der israelischen Regierung geschlossen werden, damit diese die Produktion des Verteidigungssystems einleite. Finanziert werden soll die fast vier Milliarden teure Anschaffung aus dem "Sondervermögen Bundeswehr", das nach dem Beginn des Ukraine-Krieges aufgelegt wurde. Auch eine mögliche Beteiligung anderer Nato-Länder wie Polen oder Dänemark soll noch geklärt werden.

In Israel ist das Flugabwehrsystem seit Anfang 2017 als Teil der Raketenabwehr im Regelbetrieb. Das System dient dort vor allem zum Schutz gegen mögliche iranische Angriffe mit Mittelstreckenraketen. Wie genau "Arrow 3" funktioniert, lesen Sie hier.

Israel verdoppelt Rüstungsexporte in nur zehn Jahren

Für Israel sei der "Arrow 3"-Verkauf an Deutschland der größte Rüstungsdeal seiner Geschichte, berichtet die "Tagesschau". Das Land habe seine Rüstungsexporte in weniger als zehn Jahren verdoppelt und im letzten Jahr Waffen im Wert von 11,5 Milliarden Euro verkauft, schreibt "The Times of Israel" unter Berufung auf offizielle Zahlen des Verteidigungsministeriums.

Demnach waren Länder im asiatisch-pazifischen Raum mit 30 Prozent der Gesamtexporte der größte Abnehmer israelischer Verteidigungsgüter, gefolgt von Europa mit 29 Prozent. Am meisten sollen Drohnen verkauft worden sein.

Grund für die gestiegene Nachfrage seien "geostrategische Veränderungen" in Europa, wie etwa der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem gebe es eine erhebliche Nachfrage vonseiten arabischer Nationen. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben ihre Beziehungen zu Israel erst kürzlich normalisiert.

Verwendete Quellen
  • timesofisrael.com: In first, Israel plans to sell vaunted Merkava tank to 2 countries, one in Europe (englisch)
  • timesofisrael.com: Israeli arms sales doubled in a decade, hit new record of $12.5 billion in 2022 (englisch)
  • timesofisrael.com: Germany advancing planned purchase of Israel’s Arrow 3 for $4.3 billion — report (englisch)
  • bmvg.de: Mitteilung des Bundesverteidigungsministeriums vom 15.06.2023
  • tagesschau.de: Israels größter Rüstungsdeal steht bevor
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
  • Eigene Recherche
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