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Nord-Stream-Tatort: Deutschland räumt Spur nach Russland ein


Anschlag auf die Pipelines
Nord Stream: Deutschland räumt Spur nach Russland ein

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 13.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Hat Russland mit der Pipeline-Sabotage zu tun? Die Bundeswehr hat russische Schiffe am Tatort dokumentiert.Vergrößern des Bildes
Hat Russland mit der Pipeline-Sabotage zu tun? Die Bundeswehr hat russische Schiffe am Tatort dokumentiert.

Noch immer sind die Explosionen der Gaspipelines in der Ostsee nicht aufgeklärt. Nun bestätigt Deutschland: Auch die Bundeswehr verfügt über Informationen zu verdächtigen Fahrten der russischen Marine.

Die Bundeswehr hat kurz vor den Anschlägen auf Nord Stream russische Militärschiffe am späteren Tatort registriert. Das bestätigt das Verteidigungsministerium nun erstmals auf Anfrage von t-online. Alle damit in Zusammenhang stehenden Informationen habe die Behörde dem Generalbundesanwalt für seine Ermittlungen zur Verfügung gestellt. Öffentlich sollen sie nicht werden.

t-online hatte im März exklusiv über einen geheimen russischen Konvoi zu den späteren Anschlagsorten berichtet, der offenkundig wenige Tage vor den Anschlägen eine Reaktion von Nato-Streitkräften auslöste. Teil des Konvois waren Spezialschiffe für Unterwassermissionen, unter anderem die mit einem Mini-U-Boot ausgestattete "SS-750" sowie das Hebeschiff "SB-123". Die Schiffe erreichten das Gebiet am 21. September 2022 und verließen es einen Tag später wieder. Am 26. September explodierten die Pipelines.

Fotos und Funksprüche

Recherchen internationaler Medien bestätigten anschließend Details des t-online-Berichts. Zunächst gab Dänemark gegenüber der dortigen Tageszeitung "Information" an, Fotos der Schiffe angefertigt zu haben. Unter anderen mehrere der "SS-750". Eine Recherchekooperation mehrerer skandinavischer Fernsehsender ergab außerdem, dass ein ehemaliger britischer Agent den Funk des Konvois abgehört hatte und so seine weitere Ortung ermöglichte – obwohl die Schiffe keine Positionsdaten sendeten.

Unklar blieb zunächst, ob Deutschland über eigene Informationen zu den russischen Schiffsbewegungen verfügte. Für Spekulationen sorgte, dass das Aufklärungsschiff "Oste" am 22. September auf dem Rückweg vom alljährlichen Herbstmanöver Northern Coasts für zwei Stunden im betreffenden Gebiet vor Bornholm Halt machte. Zur gleichen Zeit, als dort dänische und schwedische Schiffe und Flugzeuge offenbar die russischen Schiffe verfolgten.

"Untersuchungszweck gefährdet"

t-online stellte deswegen beim Verteidigungsministerium einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz und forderte alle Dokumente und die Kommunikation zu den russischen Schiffen an, die am 21. und 22. September am späteren Tatort gesichtet wurden, insbesondere alle Fotos, Videos und sonstige Dokumentationen, die an Bord der "Oste" erstellt wurden, sowie alle sonstigen Dokumentationen der konkreten sechs russischen Militärschiffe. Zwar lehnte das Ministerium den Antrag ab – allerdings nicht mit dem Hinweis, es gäbe keine Unterlagen dazu.

Stattdessen argumentiert das Ministerium, die Informationen seien dem Generalbundesanwalt übermittelt worden und ihr Bekanntwerden könne die Ermittlungen beeinträchtigen. "Es ist nicht auszuschließen, dass die hiesigen – dem Generalbundesanwalt überlassenen – amtlichen Informationen dort zu weiteren Ermittlungsansätzen führen und der Untersuchungszweck durch Preisgabe der Informationen gefährdet würde", heißt es im Bescheid. Damit ist erstmals offiziell, dass die russischen Schiffe Teil der deutschen Ermittlungen sind.

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Im Anschluss an die mutmaßliche Sabotage hatten deutsche, dänische und schwedische Strafverfolgungsbehörden jeweils eigenständige Ermittlungsverfahren eingeleitet. Schweden betrachtet einen staatlichen Akteur als weiterhin wahrscheinlichste Tatvariante. Generalbundesanwalt und Bundeskriminalamt folgen jedoch hauptsächlich Hinweisen, die bislang als Spuren in die Ukraine gedeutet werden. Demnach könnten die Anschläge von einem kleinen Team auf einer Segeljacht ausgeführt worden sein, wie unter anderem "Zeit", ARD und "Spiegel" berichteten.

Die Spurenlage wird allerdings nicht nur in Osteuropa und Skandinavien weiterhin mit Argwohn betrachtet. Auch in deutschen Sicherheits- und Expertenkreisen glauben viele weiterhin an absichtlich gelegte Fährten in die Ukraine, die die wahren Täter verschleiern sollen. Bruno Kahl, der Präsident des Bundesnachrichtendiensts, erklärte vor wenigen Wochen, es gebe Hinweise "in alle möglichen Richtungen".

Erst am Montagabend berichtete RTL, dass eine der verdächtigten Schlüsselpersonen sich derzeit frei in Russland bewegt. Das deckt sich mit bislang unveröffentlichten Recherchen von t-online. Russland hatte für Dienstag eine Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zum Thema beantragt. Deswegen stellten Deutschland, Dänemark und Schweden stellten in einem Schreiben an die Vereinten Nationen den Stand der Ermittlungen dar. Darin wird die Segeljacht erwähnt, die russischen Schiffe hingegen nicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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