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Der Iran hat bald Atombombe: Behörde warnt vor verdächtiger Uranproduktion


Atomwaffen-Programm
Der Iran könnte bald die Bombe haben


Aktualisiert am 15.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Der iranische Präsident Ebrahim Raisi (Archivbild): Der Iran verfüge über 22-mal so viel Uran wie erlaubt, sagt die Internationalen Atomenergie-Organisation.Vergrößern des Bildes
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi (Archivbild): Der Iran verfüge über 22-mal so viel Uran wie erlaubt, sagt die Internationale Atomenergie-Organisation. (Quelle: Iranian Presidency/imago-images-bilder)

Nach dem iranischen Angriff auf Israel wächst die Sorge vor dem Atomwaffenprogramm. Laut Experten sei der Iran innerhalb weniger Monate in der Lage, Nuklearwaffen herzustellen.

Mit Hunderten Drohnen und Raketen hat der Iran in der Nacht auf Sonntag Israel angegriffen, es droht eine weitere Eskalation der Lage im Nahen Osten. Sorge macht dabei auch das Atomwaffenprogramm des Landes. Denn laut Expertenmeinungen könnte der Iran schon in naher Zukunft eine Atombombe besitzen. "Iran wird sich nuklear bewaffnen", warnte nun der Nahost-Experte und Islamwissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, bei Caren Miosga in der ARD.

Irans Präsident Ebrahim Raisi hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt: "Der kleinste Fehler ihrerseits gegen die Sicherheit unseres Landes wird begegnet mit der Zerstörung der Städte Tel Aviv und Haifa." Nun besteht die Befürchtung, dass er dies tatsächlich umsetzen könnte.

Irans Uran "sehr nah an waffenfähigem Level"

Der Iran macht bei seinem Atomprogramm seit dem vergangenen Jahr große Fortschritte und behindert internationale Kontrolleure dabei, das Projekt zu kontrollieren, berichtete das Nachrichtenportal "The National" aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits im Januar. Das Programm "galoppiert voran", teilte Rafael Grossi, der Leiter der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos dem Medium mit.

"Der Iran ist der einzige Staat ohne Nuklearwaffen, der Uran auf diesem sehr, sehr hohen Niveau anreichert – sehr nahe am waffenfähigen Level", sagte Grossi. Er rief den Iran auf, sich an das internationale Verbot zur Verbreitung von Atomwaffen zu halten.

"Wir haben alles, es ist nur nicht zusammengebaut"

Die iranische Regierung behauptet, das Programm diene nur der zivilen Energiegewinnung; westliche Regierungen hingegen behaupten, das iranische Regime wolle Atomwaffen, um seine Feinde einzuschüchtern. Er sage nicht, dass der Iran Nuklearwaffen besitze – doch selbst wenn das Programm für rein zivile Zwecke bestimmt sei, verstoße es gegen internationale Regeln, erklärte Grossi. Zudem sei kritisch, dass die Regierung in Teheran weiter zahlreichen Kontrolleuren der IAEA zu bestimmten Einrichtungen den Zugang verwehre, je nachdem, welche Nationalität sie haben.

Doch es gibt auch offensivere Stimmen aus dem Iran. Ali Akbar Salehi, Ex-Außenminister und früherer Chef der Nuklearbehörde, erklärte etwa im Februar, man verfüge über sämtliche Bestandteile für die Nuklearwaffen. Für Grossi ist das besorgniserregend: "Ein hochrangiger Funktionär sagt faktisch: 'Wir haben alles, es ist nur nicht zusammengebaut.'"

Uranproduktion verdreifacht

Thomas Jäger, Professor für internationale Beziehungen, beurteilte im Gespräch mit t-online im Januar das Atomwaffenprogramm der islamischen Republik ähnlich: "Der Iran ist laut entsprechenden Berichten innerhalb der nächsten zwölf Monate in der Lage, nukleare Waffen herzustellen." Fachleute der Nichtregierungsorganisation Wisconsin Project on Nuclear Arms Control schätzen sogar, dass der Iran bereits in drei Wochen genug Uran für fünf Sprengköpfe angereichert habe.

Die Konflikte in der Region spielten sich auf unterschiedlichen Ebenen ab, machtpolitisch wie religiös. Das iranische Atomprogramm sei auch ein Grund dafür, warum etwa Saudi-Arabien aufrüste und Waffen aus Deutschland kaufe. Irans Nachbarn vertrauen also nicht darauf, dass es bei einem zivilen Nuklearprojekt bleibt.

Im Sommer hatte der Iran die Anreicherung vorübergehend reduziert, während informelle Gespräche mit Vertretern der USA über ein Atomabkommen wiederaufgenommen worden waren. Seit Beginn des Kriegs zwischen der palästinensischen Terrororganisation Hamas, die mit dem Iran verbündet ist, und Israel hatten die Spannungen zwischen Washington und Teheran aber wieder erheblich zugenommen.

Iran hat Uranproduktion verdreifacht

Nach Angaben der IAEA hat der Iran seit November seine monatliche Produktion von bis zu 60 Prozent angereichertem Uran verdreifacht. Aktuell seien es neun Kilogramm pro Monat – im Juni hatte das Land die Produktion auf monatlich drei Kilogramm zurückgefahren.

Die letzten Schätzungen der IAEA stammen vom 10. Februar, seitdem sind keine neuen Zahlen bekannt. Da der Iran seine Zusammenarbeit mit der Agentur reduziert hat, ist die Agentur nicht mehr in der Lage, die Vorräte des Iran an angereichertem Uran jederzeit genau zu überprüfen.

IAEA-Inspektoren hatten die erhöhte Produktionsrate am 19. und 24. Dezember in den Atomanlagen Natans und Fordow festgestellt, hieß es weiter. Zum Bau von Atomwaffen ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig, zur Stromerzeugung mit Atomkraft ist eine Anreicherung auf 3,67 Prozent ausreichend. Im vergangenen Jahr wurden Spuren von 84-prozentigem Uran gefunden, dabei soll es sich laut iranischen Angaben aber um ein Versehen gehandelt haben.

22-mal so viel Uran wie erlaubt

Im November hatte die IAEA in einem vorliegenden, vertraulichen Bericht die Uranbestände des Iran beschrieben. Die Menge an angereichertem Uran sei 22-mal so hoch wie die in dem 2015 abgeschlossenen Iran-Atomabkommen vereinbarte Menge. Mittlerweile verfüge das Land über mindestens 128 Kilogramm an hoch angereichertem Uran mit einem fast atomwaffentauglichen Reinheitsgrad. Für eine Atombombe sind laut Experten etwa 50 Kilogramm nötig.

Offenbar fehlt für die tatsächliche Fertigstellung der Bombe aber noch die politische Entscheidung. Und die ist nach Ansicht vieler Fachleute durch die Ereignisse in jüngerer Vergangenheit deutlich wahrscheinlicher geworden. "Wir haben eine Situation, in der die Sicherheitsanreize für den Iran, Nuklearwaffen herzustellen, gewachsen sind", warnt etwa David Albright, einer der führenden Experten für Atomwaffen.

Atomabkommen 2028 gescheitert – weil Trump es platzen ließ

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA hatten den Anstieg der Urananreicherung im Iran verurteilt. Die Entscheidung zeige, dass es dem Iran an gutem Willen zur Deeskalation mangele, zudem sei das Vorgehen im angespannten regionalen Kontext unverantwortlich, teilte das US-Außenministerium mit. "Wir drängen den Iran, diese Schritte sofort rückgängig zu machen und sein Atomprogramm zu deeskalieren", hieß es weiter.

Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian hatte im Dezember verkündet, das Nuklearabkommen sei "nutzlos". Sein Land und die USA seien zurzeit nicht auf dem Weg, das Abkommen wiederherzustellen, der Iran würde dies aber erwägen, falls es seinen Interessen diene.

Die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland sowie Russland und China hatten 2015 ein Abkommen mit dem Iran abgeschlossen. Es sollte verhindern, dass Iran Atomwaffen entwickelt. 2018 stiegen die USA unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aus dem Abkommen aus. Daraufhin hielt sich auch der Iran schrittweise nicht mehr an seine Verpflichtungen. Die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Abkommens sind seither ergebnislos geblieben. Durch die Angriffe des Iran am Samstag auf Israel könnte das nun eine neue Dringlichkeit erhalten.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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