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Hugo Chávez: Obama reagiert auf Tod ohne Beileid


Internationale Politik
Chávez und die USA: In Hassliebe vereint

spiegel-online, Von Marc Pitzke

Aktualisiert am 06.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Nach Chávez' Tod setzt Obama auf politische ReformenVergrößern des BildesNach Chávez' Tod setzt Obama auf politische Reformen (Quelle: Reuters-bilder)
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"Esel", "Teufel", "Hitler": Jahrzehntelang beharkten sich Hugo Chávez und die USA als Erzfeinde, die nicht ohne einander auskamen. Nach Chávez' Tod setzt US-Präsident Obama nun auf politische Reformen in Venezuela - eine Hoffnung, die sich kaum erfüllen dürfte.

Die Reaktion von US-Präsident Barack Obama auf den Tod seines venezolanischen Amtskollegen Hugo Chávez war bemerkenswert: Was fehlte, war Beileid.

Venezuela schlage "ein neues Kapitel in seiner Geschichte" auf, hieß es , in der Chávez' Name nur einmal vorkam, fast am Rande. Dieses Kapitel möge doch bitte Folgendes enthalten: "demokratische Prinzipien, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für Menschenrechte". Punkt, aus.

Ein Seitenhieb zum Abschied: Anders als sonst üblich in solchen Fällen verlor Barack Obama kein Wort über Chávez' Leben und Wirken. Doch ignorieren konnte das Weiße Haus den Todesfall nicht. Also rief Obama seine Kritik noch einmal ins Grab nach - und gab damit einer politischen Hoffnung Ausdruck, die sich kaum erfüllen dürfte.

Das ist typisch für das schizophrene Verhältnis, das Chávez und Washington seit Jahrzehnten pflegten. Sie hassten sich, politisch und gelegentlich auch persönlich. Doch irgendwie konnten sie nicht ohne den anderen - wie ein Ehepaar, dem die Scheidung zu kostspielig ist.

Diese Hassliebe zeigte sich im wankelmütigen Umgangston dieser Erzfeinde, die sich mal anfauchten, mal ignorierten und mal leise gegeneinander agitierten. Sie zeigte sich in den Tiraden der Republikaner gegen Chávez selbst jetzt, nach seinem Ableben, und in der Glamour-Faszination, die er auf viele Stars Hollywoods ausübte. Und sie zeigte sich noch am Dienstag in der Ausweisung zweier US-Militärattachés, kurz vor Chávez' Krebstod.

Wie ein begeisterter Tourist

Nach seinem missglückten Putschversuch 1992 hatten die USA Chávez zunächst zur Persona non grata erklärt. Erst als er sechs Jahre später die Präsidentenwahl gewann, gewährte ihm das State Department ein Einreisevisum.

Prompt besuchte Chávez 1999 die USA - wie ein begeisterter Tourist. Er läutete die Glocke der New York Stock Exchange und warf, als lebenslanger Baseball-Fan, im Yankee-Stadion den ersten Pitch. Präsident Bill Clinton empfing ihn im Weißen Haus. Washington ließ Chávez lange gewähren - nicht zuletzt wegen seiner lukrativen Ölgeschäfte in und mit Venezuela.

Doch Chávez trieb das Spiel bis auf die Spitze. So beehrte er im August 2000 den irakischen Despoten Saddam Hussein - als erster Staatschef seit dem Golfkrieg.

2002 kippte das Verhältnis zwischen den USA und Venezuela nach einem erneuten Putschversuch endgültig. Diesmal war es Chávez, der kurz die Macht verlor, sich aber mit Hilfe des kubanischen Staatschefs Fidel Castro, seines engsten Freundes, halten konnte. Chávez rächte sich an seinen Feinden - und an den USA, die von dem Coup vorab gewusst haben sollen.

Chávez nannte Bush einen "Esel"

Chávez' Hass konzentrierte sich auf Clintons Nachfolger George W. Bush, dem er Kriegstreiberei und den Versuch vorwarf, ihn ermorden lassen zu wollen. Je lauter er wetterte, umso stärker wurde sein eigener Ruf daheim - ohne Widerstand des Weißen Hauses, dessen außenpolitische Aufmerksamkeit anderswo lag.

Die Sprüche wurden heftiger, die Aktionen auch. Chávez nannte Bush einen "Esel", warf ihm Rassismus vor. Er schloss US-Vertretungen in Venezuela, sperrte seinen Luftraum für Flüge der US-Drogenfahndung, kungelte mit Iran. Prophezeite eine "multipolare Welt", ohne die geschwächten USA. Nicht immer ignorierten die das Poltern aus Caracas. Bushs Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verglich Chávez einmal mit Hitler. Das State Department setzte Venezuela auf eine Liste von Nationen, die sich im "Krieg gegen den Terror" als "unkooperativ" erwiesen hätten.

Lob von Hollywoods Prominenz

Unterdessen hofierte Chávez US-Reporter. Allen voran Jon Lee Anderson vom "New Yorker", den er auch mal in seinem Staatsjet mitnahm. Er selbst besuchte die USA unbehelligt weiter, insgesamt sieben Mal.

Einer dieser Besuche wurde zur legendärsten Episode des bilateralen Zanks: 2006 trat Chávez vor der Uno-Vollversammlung auf und verhöhnte Bush, der dort am Vortag gesprochen hatte. "Gestern war der Teufel hier", schimpfte er auf Spanisch. "Es riecht heute noch nach Schwefel." Womit er sich bekreuzigte.

Hollywoods Prominenz hofierte ihn trotzdem - bis zum Schluss. Der Schauspieler und Aktivist Sean Penn nahm noch im Dezember an einer Mahnwache für den kranken Chávez in Bolivien teil und nannte ihn "eine der wichtigsten Kräfte, die wir auf diesem Planeten haben".

Solche Töne sind jetzt seltener zu hören. Der demokratische Kongressabgeordnete José Serrano würdigte Chávez als einen "Führer, der die Bedürfnisse der Armen kannte". Der Republikaner Ed Royce dagegen twitterte: "Diesen Diktator wären wir los."

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