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Trump und Kim wollen reden: Was das atomare Tauwetter bedeutet


Schnell erklärt
So steht es um die atomare Abrüstung

Von Johannes Bebermeier, t-online.de

Aktualisiert am 09.03.2018Lesedauer: 3 Min.
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Militärparade in Nordkorea: Machthaber Kim Jong Un will mit Südkorea und den USA reden.Vergrößern des Bildes
Militärparade in Nordkorea: Machthaber Kim Jong Un will mit Südkorea und den USA reden. (Quelle: kyodo/dpa/leer)

Der Atomkonflikt mit Nordkorea scheint sich etwas zu entspannen. Eine Welt ohne Atomwaffen liegt aber noch in weiter Ferne.

Es ist gar nicht lange her, da schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter, er habe einen viel größeren und mächtigeren Atomknopf als Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Es war nur eine von vielen Drohungen auf beiden Seiten. Nun will Kim nicht nur mit Südkoreas Präsident Moon Jae In, sondern auch mit Trump sprechen. Eine Chance. Doch die atomare Bedrohung ist damit noch nicht gebannt. Wichtige Fragen und Antworten:

Wie groß ist die Gefahr derzeit?

Die nun geplanten Gespräche mit Nordkorea machen Hoffnung. Doch die vergangenen Monate waren von heftigen Drohungen geprägt. US-Präsident Donald Trump verabschiedete eine neue Nuklearstrategie, die auf Aufrüstung statt Abrüstung setzt. Russlands Präsident Wladimir Putin stellte angeblich nicht abfangbare Atomwaffen vor. Und zwischen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un drohte die Lage zu eskalieren.

Wie ernst war die Lage zwischen den USA und Nordkorea?

Durchaus ernst. "Es gab mehrere Situationen, wo es möglich erschien, dass tatsächlich Atomwaffen eingesetzt werden", sagt Anti-Atomwaffen-Aktivist Martin Hinrichs t-online.de. "Zum Beispiel als Kim Jong Un mit einem Angriff auf die US-Pazifikinseln Guam und Hawaii drohte." Hinrichs ist Vorstandsmitglied beim deutschen Ableger der Nichtregierungsorganisation ICAN, die für ihren Einsatz zur Abschaffung von Atomwaffen 2017 den Friedensnobelpreis bekam. Er sagt: "In den vergangenen Monaten waren wir so nah an einem Atomkrieg wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr."

Wie steht es um die atomare Abrüstung?

Eher schlecht. Das Friedensforschungsinstitut Sipri urteilt in seinem jüngsten Bericht von 2017, dass die Zahl der Atomwaffen weltweit zwar weiter sinke. Doch alle Atomstaaten modernisieren ihre Waffen gerade. Die USA wollen zum Beispiel 400 Milliarden Dollar in ihr Arsenal investieren. "Es findet weltweit ein neues unkontrolliertes Wettrüsten statt", sagt ICAN-Vorstand Hinrichs. "Daran sind nicht nur die USA, Russland und Nordkorea beteiligt, sondern auch China, Indien und Pakistan."

Aber es gab doch viele Abrüstungsabkommen?

Das ist richtig. Bei der Lösung des Kalten Kriegs waren sie aus Sicht von ICAN-Vorstand Hinrichs auch sehr wichtig. "Doch davon ist jetzt fast nichts mehr übrig", sagt er. Noch immer besitzen die USA und Russland mit Abstand die meisten Atomwaffen. Immerhin: Mitte der 80er-Jahre gab es noch fast 70.000 Atomwaffen, heute sind es laut Sipri weltweit 14.935.

Was ist mit den Abkommen geschehen?

Der aktuelle START-Vertrag zur Reduzierung von Atomsprengköpfen und Trägersystemen zwischen den USA und Russland läuft 2020 aus. Ein neuer ist bislang nicht in Sicht. Beim INF-Vertrag, der nukleare Mittelstreckensysteme verbietet, werfen sich beide Länder gegenseitig vor, ihn zu brechen. Den ABM-Vertrag haben die USA 2001 gekündigt. Er begrenzte die Zahl von Raketenabwehrsystemen. Der KSE-Vertrag regelte die Zahl schwerer konventioneller Waffensysteme in Europa. Russland setzte ihn 2008 erst aus und kündigte ihn faktisch 2015. Und auch der internationale Atomwaffensperrvertrag ist stark unter Druck. Er verbietet Nicht-Atomstaaten den Besitz von Atomwaffen, untersagt deren Verbreitung und verpflichtet die Atommächte im Gegenzug zur Abrüstung. Ob die Staaten aber genug für die Abrüstung tun, wird vielfach bestritten – was den Vertrag bedroht.

Aber kürzlich gab es doch einen neuen UN-Vertrag?

Das stimmt. Die Vereinten Nationen (UN) haben 2017 einen Vertrag über das Verbot von Kernwaffen verabschiedet. 122 Staaten stimmten ihm zu. Er verbietet Kernwaffen und die Drohung mit ihnen komplett. Allerdings sind die Atomstaaten selbst und viele ihrer Verbündeten wie Deutschland nicht dabei. ICAN-Vorstand Hinrichs hält ihn trotzdem für den größten Erfolg bei der atomaren Abrüstung seit Langem. "Die Weltgemeinschaft muss Druck ausüben auf die Atommächte", sagt er. "Es müssen für alle die gleichen Regeln gelten. Sonst werden weitere Staaten Atomwaffen anstreben."

Abrüstung liegt also in weiter Ferne?

Die Gespräche zwischen Kim Jong Un und Donald Trump werden als Chance gesehen, dass sich zumindest die Rhetorik entspannen könnte. Ob dann auch abgerüstet wird, gilt noch als unklar. "Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos", sagt ICAN-Vorstand Hinrichs. "Es gab in der Geschichte viele Waffensysteme, die verboten werden konnten. Chemiewaffen zum Beispiel." Auch wenn es trotzdem immer wieder zum Einsatz von Chemiewaffen kommt, sagt Hinrichs: "Ich will mir nicht vorstellen, wie Kriege heute aussähen, wenn es das Verbot nicht gäbe."

Verwendete Quellen
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