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Kämpfe im Irak: Islamisten nutzen geheimes Tunnelsystem


Kämpfe im Irak
Islamisten nutzen geheimes Tunnelsystem

Von reuters
Aktualisiert am 09.08.2014Lesedauer: 3 Min.
Irak: Geheime Tunnel, die noch von Saddam Hussein erbaut wurden, helfen den Islamisten bei ihrem Marsch auf BagdadVergrößern des BildesGeheime Tunnel, die noch von Saddam Hussein erbaut wurden, helfen den Islamisten bei ihrem Marsch auf Bagdad (Quelle: U.S. Army Handout/Reuters-bilder)
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Die Dschihadisten der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) nutzen bei ihren Kämpfen unterirdische Tunnel, um sich unerkannt bewegen zu können und von den Militärhubschraubern der irakischen Armee nicht entdeckt zu werden. "Das macht es für uns unmöglich, die Gegend unter Kontrolle zu bringen", sagte ein Geheimdienstmitarbeiter mit Blick auf Dschurf al-Sachar und die Städte unmittelbar südlich von Bagdad.

Die Tunnel ließ Saddam Hussein bereits in den 90er Jahren bauen, um darin Waffen vor den Inspektoren der Vereinten Nationen zu verbergen. Von einem Gelände in der Nähe einer Militäreinrichtung, die Saddams Soldaten einst benutzten, gelangten die Islamisten in das Tunnelsystem.

Das "Dreieck des Todes"

Während sich alle Blicke auf den rasanten Vormarsch der Extremisten von Norden aus auf Bagdad richten, warnen irakische Geheimdienstler und Militärs schon länger eindringlich vor der Gefahr aus dem Süden: Aus dem Euphrat-Tal knapp südlich der Hauptstadt seien die Islamisten auch dank der Tunnel - nahezu unbemerkt - bereits gefährlich nahe an Bagdad herangerückt.

"Dreieck des Todes" nannten US-Truppen diese Gegend südlich der Stadt wegen des erbitterten und kaum zu brechenden Widerstands von Al-Kaida. Schon damals handelte es sich um eine der gefährlichsten Regionen des Landes, denn sie bot ideale Verstecke für Untergrundkämpfer: Die Bewohner der Region betreiben Ackerbau, die grünen Felder werden von Bewässerungsgräben durchzogen. Auch heute bieten die dichte Vegetation und die Kanäle den Islamisten extrem gute Deckung bei ihrem Vormarsch in Richtung Bagdad.

Saddams Tunnel sind nun ein weiterer Trumpf in den Händen der IS.

"Sonst stehen sie kurz vor Bagdad"

"Wir haben der Regierung gesagt, dass ein Militäreinsatz hier dringend nötig ist, um die Eroberung weiterer Orte südlich von Bagdad durch IS zu verhindern. Andernfalls stehen sie sehr kurz vor der Hauptstadt", sagt Falah al-Radhi vom Provinzrat in Hilla, der Region südlich von Bagdad.

Bereits seit einigen Wochen verlegen die sunnitischen Aufständischen Kämpfer, Waffen und Nachschub aus ihren Hochburgen im Westen des Landes durch geheime Wüstentunnel in die Stadt Dschurf al-Sachar etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt.

Bagdad könnte ein Häuserkampf drohen

Die vollständige Einnahme der Hauptstadt dürfte den Islamisten allerdings schwerer fallen als ihre bisherigen Eroberungen: Die Stadt beherbergt Tausende Elitesoldaten und schiitische Milizen mit vielen Kämpfern. Sollte IS allerdings Städte im Süden Bagdads unter ihre Kontrolle bringen, würde dies der Organisation Selbstmordattentate und Autobombenanschläge in der Hauptstadt erleichtern.

Möglicherweise droht sogar ein neuer Häuserkampf wie 2006 und 2007, als sunnitische und schiitische Milizen sich Straßenzug um Straßenzug bekämpften.

Taktik der verbrannten Erde

Ende Juli seien 400 IS-Kämpfer bei Dschurf al-Sachar eingetroffen, um die Stadt am Ufer des Euphrat anzugreifen, berichtet ein hochrangiger Beamter in der Provinzhauptstadt Hilla. Sie hätten 200 Mörsergranaten auf den Ort abgefeuert. Selbstmordattentäter hätten sich mit eroberten Geländewagen, die ursprünglich vom US-Militär stammten, genähert und in die Luft gesprengt. Die Islamisten hätten mehrere Polizeiwachen und das Rathaus übernommen.

Die irakische Armee ringt verzweifelt darum, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie hat damit begonnen, sogenannte Fassbomben abzuwerfen, Fässer gefüllt mit Spreng- oder Treibstoff. "Die IS-Kämpfer haben die Stadt gestürmt und die Sicherheitskräfte vertrieben. Um die Kontrolle wiederzugewinnen, müssen wir uns nun um etwa 40 Quadratkilometer Ackerfläche kümmern", sagte ein Oberst.

"Wir haben mit einer Taktik der verbrannten Erde begonnen. Wir wissen, dass das hart ist. Aber die Armee-Hubschrauber müssen freie Sicht haben, um die Kämpfer zu verfolgen und vernichten."

Hunderte Schiiten bereits auf der Flucht

Regierungsvertreter befürchten, dass die Islamisten bei einem weiteren Vorrücken die Kontrolle über wichtige Straßenverbindungen zwischen Bagdad und den Städten im Herzen des schiitischen Siedlungsgebietes im Süden erringen könnten. Mit Nadschaf und Kerbela liegen zwei der Heiligen Städte der Schiiten in der Region, und IS hat diese zu ihrem Ziel erklärt. Viele schiitische Familien in der Gegend wollen es nicht darauf ankommen lassen. Hunderte sind bereits geflohen, da die Islamisten keinen Zweifel an ihren Absichten lassen.

"Es war ein schrecklicher Tag, als ich die bedrohlichen Flugblätter mit dem Symbol des Islamischen Staates gesehen habe: 'Verlass Dein Haus, sonst schlachten wir jeden, den wir erwischen'", zitiert Kadhum al-Jasiri aus dem Flugblatt der Islamisten.

Der Schiite flüchtete und ließ seine Fischzucht im Stich, weil er befürchtete, seine Frau und vier Söhne könnten enthauptet werden.

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