t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon

Menü Icont-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
HomePolitikAuslandKrisen & Konflikte

Peschmerga-Kämpfer erreichen Kobane: Warum sie so wichtig sind


Warum die Peschmerga für den Kampf um Kobane so wichtig sind

spiegel-online, Von Hasnain Kazim und Raniah Salloum

Aktualisiert am 31.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Ein Peschmerga in neuer Ausrüstung - auf die schweren Waffen der Kurden-Kämpfer hoffen die Verteidiger von KobaneVergrößern des BildesEin Peschmerga in neuer Ausrüstung - auf die schweren Waffen der Kurden-Kämpfer hoffen die Verteidiger von Kobane (Quelle: ap-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilenAuf WhatsApp teilen

Begeistert werden die Peschmerga-Kämpfer im syrischen Kobane empfangen. Auf ihnen ruhen große Hoffnungen. Doch auf dem Schlachtfeld werden sie kaum Bedeutung haben - ihre Ankunft ist aus anderen Gründen wichtig.

Sehnsüchtig werden sie schon erwartet. Als der Konvoi der irakischen Kurden-Kämpfer endlich durch die türkische Stadt Sanliurfa fährt, ist der Jubel groß. Handys werden gezückt, Fahnen geschwenkt, hin und wieder explodieren Feuerwerkskörper. Wie Helden werden die Peschmerga gefeiert auf ihrem Weg an die syrische Grenze nach Kobane (Arabisch: Ain al-Arab). Ihr Konvoi ist ein Zeichen kurdischer Solidarität gegen die Dschihadisten des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) über drei Länder hinweg.

Ankunft macht Hoffnung

Am Donnerstag ist eine Vorhut der Peschmerga in Kobane eingetroffen. Die zehn irakischen Kurden sollen sich nun vor Ort zusammen mit den syrischen Kämpfern der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) ein Bild der Lage machen. Danach soll der restliche Konvoi folgen: Insgesamt werden 150 der irakischen Kämpfer in Kobane erwartet.

Schon seit Monaten wehren die syrischen Kurden in Kobane immer wieder die IS-Kämpfer ab. Längst haben die Kämpfe auch die Stadt selbst erreicht. Etwa ein Drittel von Kobane sei derzeit unter der Kontrolle des IS, schätzt ein YPG-Vertreter. Nun macht die Ankunft der Kurden aus dem Irak vielen neue Hoffnung.

Was die Ankunft der Peschmerga für Kobane bedeutet:

Schwere Waffen und Munition: "Es geht nicht darum, dass 150 Peschmerga-Kämpfer kommen, sondern welche Waffen und Munition sie uns mitbringen. Wir brauchen Waffen. Kämpfer haben wir selber", sagt Idris Nassan, Sprecher der kurdischen Volksverteidigungseinheiten Spiegel Online. Die Peschmerga bringen Artillerie mit, erklärt Nassan. Denn Kobane verfügt nur über wenige schwere Waffen, während der IS gut gerüstet ist.

Anerkennung für Syriens Kurden: "Dass die Peschmerga nach Kobane kommen, hat für uns mehr politische Bedeutung als militärische", sagt Idris Nassan. Bisher hält sich Europa damit zurück, die syrischen Kurdenkämpfer zu unterstützen. Denn die YPG ist ein Ableger der türkisch-kurdischen Gruppe PKK, die als Terrororganisation eingestuft wird. Den irakischen Peschmerga dagegen hilft Europa. "Wenn wir nun gemeinsam in Kobane kämpfen, werden wir Teil des internationalen Kriegs gegen den IS", sagt Nassan. "Allein können wir den IS nicht besiegen, das ist eine multinationale Organisation."

Achtungserfolg für Iraks Kurden: Die irakische Kurdenführung von der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) möchte das Bürgerkriegschaos dazu nutzen, um für sich selbst mehr Autonomie oder sogar Unabhängigkeit herauszuhandeln. In Kobane kämpfen nun erstmals Peschmerga außerhalb des Iraks. Die irakische Kurden-Führung zeigt sich so staatsmännisch und unterstreicht ihre Ambition: "Kurdistan beweist, dass es auf Augenhöhe mit den anderen Ländern in der internationalen Koalition gegen den IS ist", sagte Falah Mustafa, Außenminister der kurdischen Regionalregierung im Irak.

Masud Barzani, Präsident der irakischen Kurdenregion, versprach vollmundig, man könne jederzeit mehr Peschmerga schicken, sollte die YPG das wollen. Im Irak konnten die Peschmerga in der Stadt Zumar zuletzt Fortschritte verzeichnen. Von dort aus hoffen sie im Sindschar-Gebirge eingeschlossene Jesiden-Kämpfer zu unterstützen. Außer den syrischen und irakischen Kurden sind auch arabische Kämpfer der "Freien Syrischen Armee" (FSA) in Kobane. Sie gelten als der moderate Teil der syrischen Opposition, den die US-Regierung
stärken will. Nach Angaben der YPG befinden sich derzeit zwischen 40 und 50 FSA-Kämpfer in Kobane. Die FSA und die Türkei sprechen von rund 200 Kämpfern. Erst seit wenigen Monaten machen syrische Araber und Kurden gemeinsame Sache gegen den IS. Das gegenseitige Misstrauen ist noch groß.

YPG-Vertreter Nassan auf weitere Unterstützung. "Das alles hilft uns und wird die Situation am Boden verändern", sagt er. "Aber der IS wird ebenfalls mehr Waffen und Kämpfer nach Kobane verlegen." Kobane ist nur eine von vielen Fronten im Krieg gegen den IS, der sich auf zwei Länder, Syrien und den Irak, erstreckt. Im Irak wurde am Donnerstag ein Massengrab mit rund 220 Leichen entdeckt - Angehörige eines sunnitischen Stammes, der die Dschihadisten bekämpfte. Je nach Bedarf verlagert der IS zusätzliche Kämpfer und Waffen hin und her. "Das gleicht einem Fass ohne Boden", sagt Nassan.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten für Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website