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Syrien-Konflikt "brandgefährlich": Berlin warnt vor Krieg


Berlin warnt vor Konfrontation der Großmächte

Von reuters, dpa
Aktualisiert am 08.10.2015Lesedauer: 3 Min.
Russische Kriegsschiffe schießen Raketen vom Kaspischem Meer aus auf Ziele in Syrien ab.Vergrößern des BildesRussische Kriegsschiffe schießen Raketen vom Kaspischem Meer aus auf Ziele in Syrien ab. (Quelle: dpa-bilder)
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Die Bundesregierung befürchtet, dass es durch das Eingreifen Russlands in Syrien zu einer militärischen Konfrontation mit Ländern wie den USA, Frankreich und den Golfmonarchien kommen könnte. "Wir sind weit über einen Stellvertreterkrieg hinaus", sagte Außenamtssprecher Martin Schäfer in Berlin.

"Das, was wir in Syrien erleben, ist wirklich brandgefährlich", sagte er. Länder wie die USA, Russland, Frankreich oder die Golfmonarchien sind direkt militärisch aktiv. "Ein kleiner Unfall, eine kleine Panne, eine Fehlentscheidung eines kleinen Soldaten, und wir haben eine Situation, die eine völlig andere ist", sagte Schäfer mit Hinweis auf das Eindringen mindestens eines russischen Kampfflugzeugs in den türkischen Luftraum. Die Bundesregierung fordere alle Beteiligten auf, alles daran zu setzen, solche Unfälle, Missverständnisse oder Pannen zu vermeiden.

Berlin fordert eine politische Lösung

Nur eine politische Lösung könne den Krieg in Syrien beenden. Dazu müssten sich sowohl die USA, Russland, die Europäer als auch die großen Regionalmächte wie die Türkei, Saudi-Arabien und Iran an einen Tisch setzen, sagte Schäfer.

Syrische Opposition meldet Bodenoffensive gegen Rebellen

Syrien hat indes nach Oppositionsangaben erstmals gemeinsam mit Russland eine große Offensive gegen Aufständische eingeleitet. Die Angriffe schienen sich nicht gegen die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) zu richten, teilte die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte mit. Es tobten heftige Kämpfe im Westen des Landes. Anzeichen für den Einsatz russischer Bodentruppen gebe es nicht. Auch die Türkei warf der Regierung in Moskau vor, überwiegend Angriffe gegen gemäßigte Rebellengruppen zu fliegen. Dies könnte zu einer neuen Flüchtlingswelle führen.

Die russisch-syrische Offensive richtete sich der Beobachterstelle zufolge gegen Rebellenstellungen nahe der wichtigen Nord-Süd-Straße im Westen des Landes. Große Teile der Region werden von den Truppen von Präsident Baschar al-Assad gehalten, der von Russland unterstützt wird. Bislang gebe es keine Hinweise, dass die regierungstreuen Kräfte vorgerückt seien, sagte der Chef der Beobachterstelle, Rami Abdulrahman. Ein mit der militärischen Lage vertraute Insider erklärte, auch Mitglieder der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon nähmen an Angriffen gegen vier Rebellenstellungen teil.

Türkei: Nur zwei von 57 russischen Angriffen gegen den IS

Seit Beginn der russischen Angriffe vor einer Woche wird der Regierung in Moskau vorgeworfen, gegen alle Gegner von Assad im syrischen Bürgerkrieg vorzugehen. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu erklärte in Istanbul, nur zwei von 57 Angriffen seien gegen den IS gerichtet gewesen. Die übrigen hätten Einrichtungen der gemäßigteren Rebellengruppen getroffen. "Im Moment ist die gemäßigte syrische Opposition fast die einzige Macht im Norden, die sich dem Islamischen Staat entgegenstellt", sagte er. Sollte sie geschwächt werden, könnte das einen neuen Flüchtlingsstrom auslösen.

Ein Kommandeur einer von den USA ausgebildeten gemäßigten Rebellengruppe sagte der Nachrichtenagentur Reuters, bei den russischen Angriffen seien ihre Hauptwaffendepots getroffen worden. Die Bombardierungen am Dienstag in der Provinz Aleppo hätten diese Lager komplett zerstört, erklärte Hassan Hadsch Ali von der Gruppe Liwa Sukur al-Dschabal. Deren Kämpfer hatten in Saudi-Arabien und Katar ein vom US-Geheimdienst CIA organisiertes Militärtraining durchlaufen.

USA fliegen Ausweichmanöver

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin, von vier russischen Kriegsschiffen im Kaspischen Meer seien 26 Raketen auf IS-Ziele abgefeuert worden. Putin nannte es zu früh, um über die Ergebnisse des Kampfes gegen die Islamisten zu sprechen.

Die USA passten ihre Militärstrategie mit Ausweichmanövern an die russischen Angriffe an. In mindestens einem Fall habe ein US-Kampfflugzeug seinen Kurs geändert, um eine "sichere Trennung" von russischen Maschinen zu gewährleisten, sagte Marine-Kapitän Jeff Davis im Pentagon. Wie nah die Flugzeuge sich kamen sowie wann und wie oft es bisher zu Ausweichmanövern kam, sagte Davis nicht.

Scharfer Tonfall zwischen Russland uns USA

Über die Flugbahnen russischer Marschflugkörper seien die USA nicht informiert worden, sagte Davis. Dass Russland diese im Kaspischen Meer positioniert habe, sei aber "keine Überraschung". Das Pentagon warte noch auf Rückmeldung aus Moskau zu Vorschlägen von vor einer Woche, sich mit Blick auf die Luftsicherheit abzusprechen. Zuvor hatte Pentagonsprecher Peter Cook solche Absprachen angedeutet. Davis erweckte nun den Eindruck, dass es nur bei einem Vorschlag blieb.

Seit Monaten bombardiert eine US-geführte Allianz IS-Stellungen in Syrien und dem Irak. Damit greifen zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg amerikanische und russische Einheiten gleichzeitig Ziele in einem Land an. Zwischen beiden Staaten herrscht ein scharfer Tonfall: US-Verteidigungsminister Ash Carter sprach von einer "tragisch verfehlten Strategie" der Regierung in Moskau und lehnte eine militärische Zusammenarbeit ab. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums erklärte daraufhin, die USA suchten nach einer Ausrede, um sich nicht am Kampf gegen den Terrorismus zu beteiligen.

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