Libanon: Hisbollah soll komplexeres Tunnelnetz besitzen als Hamas in Gaza

Die Terrororganisation Hisbollah soll ein weit verzweigtes Tunnel-Netz im Süden des Landes für Angriffe gegen Israel nutzen. Es sei "viel raffinierter" als das in Gaza.

Das Vorgehen ist aus Gaza bekannt: Terroristen der Hamas operieren aus einem unterirdischen Tunnelsystem heraus. Ein noch viel größeres Tunnelnetz als in Gaza soll im Süden des Libanon existieren, von wo die islamistische Terrororganisation Hisbollah Angriffe auf Israel verübt. Das berichtet die "Times of Israel" unter Berufung auf den Sicherheitsexperten Tal Beeri. Dieser leitet das Alma Center Research Department und untersucht die Hisbollah im Libanon.

Allein der "Angriffstunnel" soll wahrscheinlich 34 Kilometer lang sein, hat Beeri aus mehreren Quellen ausgemacht. "Wir fanden Material, darunter Aufnahmen von Pick-ups in einem Tunnel mit verschiedenen Abzweigungen", sagte Beeri der "Times of Israel". Der Experte hat außerdem eine "Polygon-Karte" ausfindig gemacht, die das "Land der Tunnel" im Südlibanon zeigen soll. "Die Karte ist von einer unbekannten Partei mit Polygonen (Kreisen) versehen, die 36 geografische Regionen, Städte und Dörfer bezeichnen."

"Viel raffinierter" als Tunnel im Gazastreifen

Er geht davon aus, dass die Polygone die Aufmarschzentren der Hisbollah sind. Zwischen allen Zentren sollen Tunnel angelegt sein, die untereinander vernetzt sind. Beeri bezeichnet die mutmaßlichen Tunnel der Hisbollah im Vergleich zu denen der Hamas in Gaza als "viel raffinierter".

"Wir haben mehrere Arten von Tunneln im Libanon identifiziert: Erstens das, was alle als Angriffstunnel bezeichnen, besonders große und lange Tunnel, die von einem Gebiet zum anderen führen", sagte der Experte der "Times of Israel". In diese Tunnel könne man mit Fahrzeugen und sogar mittelgroßen Lastwagen einfahren. Außerdem gebe es taktische Tunnel, durch die nur Menschen passen würden und die für den Kampf im Untergrund ausgelegt sind.

Hisbollah nutzt Tunnel für Raketenangriffe

Und dann soll es noch mutmaßliche Sprengstofftunnel geben: "Sie werden einzig und allein zu dem Zweck gegraben, um darin Sprengstoff zu deponieren, der bei einem Manöver der israelischen Armee im Libanon zur Explosion gebracht werden soll."

Auch bei den Angriffen aus der Luft auf Israel soll die Hisbollah die Tunnel nutzen. Die Lastwagen, die die Raketen transportieren, werden durch die Tunnel an den Abschussort gefahren. "Theoretisch kann an der Abschussstelle eine Plattform oder ein Abhang errichtet werden, der vom Tunnel aus nach oben führt. Der Lkw verlässt den Tunnel, zündet und fährt wieder hinunter", so Beeri. Damit sei es schwer, aus der Luft den Abschussort zu finden. "Wenn man über das Gelände fliegt, sieht man nur den Berg."