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Vergewaltigungs-Vorwürfe: Statt zum Gericht geht Donald Trump lieber golfen


Vorwürfe gegen Ex-Präsidenten
Vergewaltigungsprozess? Trump geht stattdessen golfen


Aktualisiert am 08.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Eine Schande, eine Lügnerin: Donald Trump schimpft gegen E. Jean Carroll.Vergrößern des Bildes
Eine "Schande", eine "Lügnerin": Donald Trump schimpft gegen E. Jean Carroll. (Quelle: DAMIEN STORAN)

E. Jean Carroll beschuldigt Donald J. Trump der Körperverletzung und Verleumdung. Jetzt soll das Verfahren zu einem Ende kommen. Und Trump? Der spielt lieber Golf.

Sein Desinteresse an den heiklen Vorwürfen gegen ihn hätte Donald Trump nicht deutlicher machen können. Nicht nur ist der ehemalige Präsident kein einziges Mal vor Gericht in New York zu dem Prozess erschienen, in dem es um Vergewaltigung und Verleumdung geht. Ausgerechnet am Tag der Abschlusserklärungen spielte Trump im weit entfernten Irland Golf in seinem dortigen Privatclub.

Während Trump also entspannt abschlug, hörten sich die Jurymitglieder der Zivilklage von E. Jean Carroll in Manhattan die Schlussplädoyers an. Sieben Tage lang haben sie nun Zeugenaussagen gehört. Carroll selbst hat dreimal ausgesagt. Nach diesen Plädoyers wird sich die Jury zurückziehen und zu einem Ergebnis darüber kommen, ob sie den Berichten der Zeugen Glauben schenkt oder nicht. Gab es den mutmaßlichen sexuellen Übergriff durch Donald Trump in einer Umkleidekabine eines New Yorker Kaufhauses im Jahr 1996 oder gab es ihn nicht?

"Eine politische Attacke"

Trump hatte ursprünglich damit gedroht, er werde in New York vorbeikommen, um ebenfalls persönlich auszusagen und seine Anklägerin E. Jean Carroll zu konfrontieren. Er hatte sie zudem als eine "Schande" und als "Lügnerin" bezeichnet. Trump weigerte sich außerdem, Carroll bei ihrem Namen zu nennen, und bestand darauf, er habe "keine Ahnung, wer sie ist".

Dann aber verpasste Trump am Sonntag eine Frist, um das Gericht über seine Aussageabsichten offiziell in Kenntnis zu setzen. Stattdessen schlug er Bälle auf seinem Golfplatz.

Die Jurymitglieder bekamen in dem kurzen Prozess allerdings ein Video vorgespielt. Darin war ein Trump zu sehen, der zwar aufgebracht und schlecht gelaunt, aber auch kämpferisch wirkte – und mehrmals eine mutmaßliche Vergewaltigung leugnete. Trump wiederholte außerdem seine seit vielen Jahren bekannte Behauptung, E. Jean Carroll sei überhaupt "nicht mein Typ".

Laut Trump steckt hinter der Carroll-Klage "ein politischer Angriff" von Aktivisten der Demokratischen Partei, die den Prozess zudem finanzieren würden. "Nur so glauben sie, die Wahl gewinnen zu können, weil sie verlieren, Biden verliert", sagte Trump. Einen Beleg für seine Behauptung brachte er hingegen nicht hervor.

Details und zahlreiche Zeuginnen

Die heute 79-Jährige hingegen schilderte in dem Verfahren ausführlich den mutmaßlichen Hergang von Trumps Übergriff im New Yorker Kaufhaus Bergdorf Goodman im Frühjahr 1996. Demnach sei sie mit Trump einkaufen gewesen, als er sie plötzlich gegen eine Garderobenwand gedrängt habe. "Er beugte sich hinunter und zog meine Strumpfhose herunter", sagte sie vor Gericht aus. Obwohl sie sich gewehrt habe, sei es ihr nicht möglich gewesen, sich aus Trumps Griff zu lösen. Dann habe er sie vergewaltigt.

Unterstützt wurde ihre Aussage von Freundinnen der ehemaligen Kolumnistin des Magazins "Elle". Demnach habe Carroll sich ihnen unmittelbar anvertraut. Sie seien aber von ihr zur Geheimhaltung verpflichtet worden. Warum sich Carroll erst so spät wieder an die Öffentlichkeit gewandt hat? Ihre Antwort lautet, dass ihr erst die weltweite #MeToo-Bewegung einen notwendigen Ruck dazu gegeben habe. Carroll, die einst ihre Anstellung bei "Elle" im Zuge der Vorwürfe verloren hatte, will nach eigenen Angaben ihren Ruf wiederherstellen.

Ausgesagt hatten außerdem zwei weitere Frauen, die ihrerseits Trump vorwerfen, sich an ihnen körperlich vergriffen zu haben. Diese hatten zwar nichts mit dem Carroll-Fall zu tun, dienten der Anklage aber als Erbringerinnen von Beweisen dafür, dass Trumps Verhalten gegenüber Frauen in eine eindeutige Richtung weise.

Trumps Meinung zu Frauen scheint unverändert zu sein

Trumps Anwalt bezeichnete die Aussagen von Carroll und ihren Freundinnen als verschwörerische Absprache mit dem einzigen Ziel, Donald Trump politisch zu schaden. Der Ex-Präsident plant, im Jahr 2024 erneut für das Weiße Haus zu kandidieren.

Kurz vor seiner möglichen dritten Kandidatur wirkt der Prozess wie eine Wiederholung der Lage vor Trumps erster Kandidatur. Damals wurde 2016 eine Tonbandaufnahme veröffentlicht, auf der Trump sich mit folgenden Worten über Frauen äußerte: "You can grab ’em by the pussy." Übersetzt auf Deutsch heißt das in etwa: "Du kannst ihnen an die Muschi greifen." Diese Aufnahme wurde nun auch vor der Jury in Manhattan wieder abgespielt.

Von Carrolls Anwältin Roberta A. Kaplan dazu befragt, rechtfertigte Trump in dem Prozess seine Aussage von einst: "Nun, historisch gesehen trifft das auf Stars zu", sagte er in seiner Video-Aussage. "Es trifft auf Stars zu, dass sie Frauen an die Muschi greifen können?", hakte Kaplan nach. Trumps Antwort: "Nun, wenn Sie sich die letzten Millionen Jahre ansehen, dann war das wohl weitgehend zutreffend", sagte Trump. "Nicht immer, aber weitgehend zutreffend. Leider oder zum Glück."

Sollte die Jury zu dem Ergebnis kommen, dass Carrolls Anschuldigungen glaubhaft sind, kann sie ihr das Recht auf Schadenersatz zusprechen. Die Höhe der Summe festzulegen, liegt ebenfalls bei der Jury. Dass Donald Trump wegen dieser Angelegenheit eine Gefängnisstrafe droht, ist formal bereits ausgeschlossen. Inwieweit ihm das Urteil politisch schaden könnte, ist hingegen offen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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