Donald Trump vor Gericht: Tanya Chutkan – diese Richterin urteilt über ihn

Donald Trump steht vor Gericht und seine Richterin Tanya Chutkan ist bekannt für harte Strafen und Spenden an den Ex-Präsidenten Barack Obama. Trump-Unterstützer erwarten deshalb keinen fairen Prozess.

Die 61-jährige Tanya Chutkan steht vor dem wichtigsten und politisch heikelsten Prozess ihrer Karriere: Sie soll in der Anklage um Donald Trump verhandeln. Dem ehemaligen US-Präsidenten wird in der aktuellen Anklage der Versuch der Wahlmanipulation vorgeworfen. Im Prozess soll auch seine Rolle in dem Angriff auf den Kongress am 6. Januar 2021 verhandelt werden.

An dem Tag hatten radikale Trump-Anhänger das Kapitol in Washington gestürmt, als dort der Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl 2020 bestätigt werden sollte. Trump hatte seine Anhänger zuvor dazu aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren und "auf Teufel komm raus" zu kämpfen.

Mit den radikalen Trump-Anhängern kennt sich Bundesrichterin Chutkan bestens aus. Etwa ein Dutzend von ihnen hatte sie bereits auf der Anklagebank vor sich sitzen. Viele bestrafte sie wesentlich härter, als es die Anklage gefordert hatte.

Trumps Richterin wurde ausgelost

Sie hat sich nie – anders als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen –, direkt zu Trump geäußert. Ein Bundesrichter nannte Trump in einem der Prozesse um den 6. Januar einen "Scharlatan", ein anderer nannte die Verurteilten "Spielfiguren" von Trump, schreibt "Politico". Vom Chutkan sind nur zwei Aussagen über Trump überliefert, in keiner nennt sie ihm beim Namen. In einem Verfahren sagte sie dem Angeklagten, er sei nicht aus Liebe für sein Land zum Kapitol gezogen, "sondern für einen Mann", schreibt das ZDF. In einer Anweisung schreibt sie nach Trumps Amtszeit: "Präsidenten sind keine Könige, und der Kläger ist kein Präsident."

Das Zitat stammt aus einer früheren Auseinandersetzung der Richterin mit Trump. Vor knapp zwei Jahren versuchte der Ex-Präsident die Herausgabe seiner Unterlagen aus dem Weißen Haus an den Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses zu verhindern, der den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar aufklären sollte. Chutkan wies die Bemühungen Trumps ab.

An ihren berühmtesten Angeklagten kam Chutkan per Zufall: Das Los entschied, wer von den 22 Bundesrichterinnen und Bundesrichtern den Fall verhandeln soll. Die erfahrene Juristin wird über die Parteigrenzen hinweg geachtet. 2014 wurde sie erstmals als Bundesrichterin ernannt, vom damaligen Präsidenten Obama. Gewählt wurde Chutkan vom Senat, und zwar sowohl von den Demokraten als auch von den Republikanern. Die Abstimmung fiel 95 zu 0 aus.

Chutkan stammt aus Jamaika, kam für das College in die USA, studierte Jura in Pennsylvania. Mehr als zehn Jahre arbeitete sie als Pflichtverteidigerin, danach für eine Großkanzlei, bevor sie Bundesrichterin wurde.

Spenden für Obamas Wahlkampf

Trumps Unterstützer und Anwälte versuchen, Chutkan als nicht neutral und ungerecht darzustellen. Allein ihre Ernennung durch seinen Vorgänger macht sie für Trump zu einer "Obama-Richterin". Dazu kommt, dass Chutkan Geld an Obamas Wahlkampagnen spendete. In früheren Urteilen zeigte die 61-Jährige ein eher liberales Weltbild, schreibt die "New York Times".

Am Ende entscheidet nicht Chutkan über Schuld- oder Freispruch, sondern die Geschworenen. Sollten die Jury Trump für schuldig halten, erwarten ihn aber ein hartes Urteil und eine lange Haftstrafe. Chutkan legt in dem Fall das Strafmaß fest und wird sich nicht von der Prominenz ihres aktuellen Angeklagten blenden lassen.