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Todesstrafe: Die USA suchen nach neuen Hinrichtungsmethoden


Giftspritzen-Debakel
Die USA suchen nach neuen Hinrichtungsmethoden

Von ap
30.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Ein Stuhl ist in der Hinrichtungskammer des Utah State Prison in Draper im US-Bundesstaat Utah.Vergrößern des BildesEin Stuhl ist in der Hinrichtungskammer des Utah State Prison in Draper im US-Bundesstaat Utah. (Quelle: dpa-bilder)
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US-Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe verhängt wird, stehen vor einem Problem: Die bisher für Hinrichtungen verwendeten Injektionsmittel sind kaum mehr erhältlich, zudem gibt es neue Zweifel um die Wirksamkeit von Giftspritzen. Einige Abgeordnete in diesen Staaten bringen nun die Rückkehr zu früher angewandten Hinrichtungsmethoden wie Erschießungskommandos, den elektrischen Stuhl oder Gaskammern ins Spiel.

Diese Methoden waren vor mehreren Jahrzehnten weitgehend abgeschafft worden, um die Todesstrafe für die Öffentlichkeit akzeptabler zu machen und mögliche juristische Bedenken auszuräumen. Stattdessen wurden Giftspritzen von den 1980er Jahren an zum Standard. Sie sollten Hinrichtungen zu einer klinisch sauberen Angelegenheit machen und möglichst verhindern, dass der Todeskandidat Schmerzen erleidet.

Doch manchen Volksvertretern scheint die Giftspritze als solche nun zu kompliziert geworden zu sein: Europäische Pharmaunternehmen liefern die dafür nötigen Mittel nicht mehr, da sie ihre Produkte nicht für Hinrichtungen verwendet sehen möchten. Zudem drohen Klagen erster Angehöriger von Todeskandidaten, die mit neuartigen Giftcocktails hingerichtet wurden und dabei offenbar über Maßen leiden mussten.

"Mein ganzer Körper fühlt sich an, als ob er brennt."

Mindestens zwei Exekutionen sorgten in jüngster Zeit dabei für Aufsehen: Mitte Januar vergingen in Ohio nach der Injektion einer erstmals verwendeten Kombination aus dem Beruhigungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon 26 Minuten, bis der verurteilte Mörder Dennis McGuire tot war. In dieser Zeit rang der Mann mehrfach nach Luft - die längste Exekution seit Wiederaufnahme der Vollstreckung der Todesstrafe in Ohio. Und Anfang Januar lauteten die letzte Worte von Michael Lee Wilson in Oklahoma: "Mein ganzer Körper fühlt sich an, als ob er brennt."

Die Zahl der Hinrichtungen in den USA ging zuletzt zurück, von 98 im Rekordjahr 1999 auf 39 im vergangenen Jahr. Einige Staaten schafften die Todesstrafe ganz ab, andere bieten schon jetzt eine Alternative zu Giftspritzen. In acht Staaten können Verurteilte den elektrischen Stuhl wählen, zuletzt wurde auf diese Art im Januar 2013 ein Häftling in Virginia hingerichtet.

Keine Hinrichtung durch den Strang seit 1996

In drei Staaten sind Hinrichtungen in der Gaskammer möglich, wenngleich es in einem davon, Missouri, eine solche Einrichtung nicht mehr gibt. In drei weiteren Staaten können sich Delinquenten für den Tod durch den Strang entscheiden. Zuletzt war dies 1996 der Fall.

Missouri änderte den Giftcocktail, nachdem die dafür nötigen drei Medikamente nicht mehr zu beschaffen waren. 2012 wurde stattdessen der Einsatz von Propofol eingeführt, jenem Betäubungsmittel, an dem Popstar Michael Jackson 2009 nach einer Überdosis starb. Doch die EU drohte daraufhin mit Exportbeschränkungen für Propofol, sollte das Mittel für Hinrichtungen verwendet werden.

Auch Krankenhäuser in den USA sind jedoch auf dieses gängige Anästhetikum angewiesen. Im Oktober 2013 setzte Gouverneur Jay Nixon deshalb eine angesetzte Hinrichtung aus und wies die Behörden an, ein neues Mittel zu finden. Wenige Tage später gab der US-Staat bekannt, dass nun eine Form von Pentobarbital für Hinrichtungen eingesetzt werde. Woher das Mittel kommt und wer es herstellt, wurde nicht mitgeteilt.

Seither wurden damit zwei Delinquenten hingerichtet. Beide Häftlinge zeigten keine äußerlichen Anzeichen von Qualen, doch das öffentlichkeitsscheue Vorgehen der Behörden führte zu einer Klage und einer parlamentarischen Anfrage.

Erschießungskommandos als "humanste Lösung"?

Die Debatte über alternative Injektionsmittel werde unweigerlich vor Gericht enden und die Vollstreckung von Todesurteilen damit verzögern, meint der republikanische Politiker Rick Brattin aus Missouri, der die Rückkehr zu überholt geglaubten Hinrichtungsmethoden verficht. Es sei nicht fair, dass Angehörige von Mordopfern Jahre oder Jahrzehnte darauf warten müssten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werde.

Stattdessen schlug Brattin vor, den Einsatz von Erschießungskommandos zu ermöglichen. "Das ist kein Versuch, die Zeit in die 1850er Jahre oder den Wilden Westen zurückzudrehen. Ich sehe lediglich ein Problem voraus und versuche, eine Lösung zu finden, die am humansten und zugleich wirtschaftlichsten für unseren Staat ist."

Von zivilen Erschießungskommandos wurden seit Ende des Bürgerkriegs 1865 drei Häftlinge hingerichtet, zuletzt 2010, alle in Utah. Der US-Staat hat diese Hinrichtungsart inzwischen im Prinzip abgeschafft, vor dem 3. Mai 2004 verurteilte Häftlinge können sich aber weiterhin dafür entscheiden.

Die Staatsanwaltschaft in Missouri erwägt derweil die Möglichkeit, wieder eine Gaskammer zu bauen. Und ein Abgeordneter aus Virginia setzt sich für den elektrischen Stuhl ein, sofern tödliche Injektionsmittel nicht erhältlich sind.

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