Nach Wahlniederlage Clinton macht FBI-Chef Vorwürfe
Nach ihrer Wahlniederlage hat Hillary Clinton dem Direktor der US-Bundespolizei FBI, James Comey, Vorwürfe gemacht. Es habe ihr geschadet, dass neue FBI-Ermittlungen zur Nutzung ihres privaten E-Mail-Kontos weniger als zwei Wochen vor der Wahl bekannt gemacht worden seien.
Clinton sprach laut US-Medien in einer Telefonkonferenz mit Wahlkampfunterstützern. "Es gibt viele Gründe, warum eine Wahl nicht erfolgreich ist", sagte Clinton laut dem Online-Magazin "Quartz", das sich auf einen Teilnehmer der Telefonkonferenz berief.
Dem Sender CNN zufolge sagte sie bei der Telefonkonferenz, Comey habe ihr einen "Doppelschlag" verpasst, indem er am 29. Oktober die Einleitung neuer Untersuchungen publik gemacht und dann am Sonntag vor der Wahl plötzlich bekanntgegeben habe, dass nichts Belastendes gefunden worden sei.
"Aber unsere Analyse ist, dass Jim Comeys Brief (an den US-Kongress), in dem er Zweifel äußerte, die grundlos und unbegründet waren - und es erwiesenermaßen sind - uns den Schwung genommen hat."
Vorteil für Trump
Der zweite Brief habe Trump-Befürworter schlicht befeuert und zugleich keine der noch unentschiedenen Wähler überzeugt, die ihr zugeneigt hätten. Zusammen sei das "zu viel" gewesen, um es zu überwinden.
Clinton räumte den Angaben zufolge aber ein, dass es andere Gegenwinde im Wahlkampf gegeben habe, die nicht "angemessen bekämpft" worden seien.
Comey hatte den Kongress am 28. Oktober darüber informiert, dass seine Behörde im Zusammenhang mit dem E-Mail-Skandal um Clinton neu aufgetauchte Korrespondenz prüfe. Zwei Tage vor dem Urnengang entlastete Comey dann die Kandidatin der Demokraten, indem er schrieb, in den neu entdeckten E-Mails seien keine Hinweise auf strafbare Handlungen gefunden worden.
"Rückenwind" aus den Segeln genommen
Die Briefe des FBI-Direktors waren zu einem Zeitpunkt in den Wahlkampf geplatzt, als Clinton gerade von ihrem Erfolg bei den TV-Debatten gegen Trump profitierte. "Nach der dritten Debatte fühlten wir uns so gut mit dem, wo wir waren", sagte Clinton laut der "Quartz"-Quelle. Sie habe in den meisten entscheidenden Staaten vorne gelegen und habe "Rückenwind" gespürt.
Clinton hatte in ihren vier Jahren als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Comey erteilte ihr dafür im Juli eine scharfe Rüge, sah aber keinen Hinweis auf strafbares Verhalten.