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USA: Wohin steuert die Militärmacht unter Trump?


Weltmacht USA
Unter Trump boomt vor allem das Militär

dpa, Maren Hennemuth

Aktualisiert am 07.09.2017Lesedauer: 4 Min.
US-Präsident Donald Trump salutiert auf der Andrews Air Force Base bevor er in die Air Force One steigt.Vergrößern des BildesUS-Präsident Donald Trump salutiert auf der Andrews Air Force Base bevor er in die Air Force One steigt. (Quelle: Alex Brandon/ap-bilder)
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Donald Trump hat ein Faible fürs Militär. Seinen Generälen lässt er deswegen immer mehr Freiheiten – auch weil der US-Präsident gerne den starken Mann gibt.

Als der Krieg begann, war er sechs Jahre alt. 16 Jahre später ging Jonathon Hunter selbst als Soldat nach Afghanistan. Es war sein erster Einsatz, 32 Tage war er im Land. Dann griff Anfang August 2017 ein Selbstmordattentäter den Konvoi an, in dem der 23-Jährige unterwegs war. Hunter starb. Er war eines der jüngsten Opfer in diesem längsten Krieg der USA.

Seit 16 Jahren sind nun schon US-Soldaten in dem Land am Hindukusch und in diesen Wochen wird in Washington wieder einmal darüber diskutiert, warum sie noch immer dort sind. Donald Trump entschied vor wenigen Tagen, die US-Truppen in Afghanistan aufzustocken. Gegen seinen Instinkt, wie er sagte. Eigentlich habe der US-Präsident die Soldaten abziehen wollen.

Bleiben oder Gehen – darüber wurden hitzige Diskussionen geführt im Weißen Haus. Rückzug oder Ausbau – das ist eine ganz grundsätzliche Frage unter Trump. Wohin steuert die Militärmacht USA? Trump hat sich während des Wahlkampfes gegen militärische Interventionen ausgesprochen, er wollte das Engagement zurückfahren. Aber er sagte auch, dass er den Kampf gegen den Terrorismus ausweiten werde. Er wollte mehr, aber gleichzeitig weniger.

"Mutter aller Bomben" über Afghanistan

Nach rund sieben Monaten wird klar: Trump macht nicht viel anders als sein demokratischer Vorgänger Barack Obama. Aber er lässt gern die Muskeln spielen. Während seiner ersten 100 Tage im Amt griff das Militär einen Stützpunkt der syrischen Luftwaffe an, warf die "Mutter aller Bomben" in Afghanistan ab und intensivierte die Luftangriffe im Irak.

Die US-Außenpolitik richte sich derzeit stark an nationaler Sicherheitspolitik und dem Militär aus, meint der Militärhistoriker Richard Kohn. Das liege daran, dass das Außenministerium unter Trump so schwach sei. Es war Verteidigungsminister James Mattis, der sich am Sonntag vor das Weiße Haus stellte und Drohungen an die Adresse von Nordkorea richtete. Nicht Außenminister Rex Tillerson.

US-Militär in mehr als 170 Ländern

Das Militär war schon immer ein entscheidender Pfeiler der Supermacht USA. Um sich der Größe dieser riesigen Maschinerie bewusst zu werden, muss man sich nur ein paar Zahlen anschauen. Auf 1,3 Millionen aktive Mitglieder kommen die vier Teilstreitkräfte zusammengerechnet. Rund 197.950 davon sind im Ausland stationiert, in mehr als 170 Ländern. Allein in Deutschland befinden sich noch immer 34.000 US-Soldaten.

Die Zeit der großen Kasernen in Übersee aus der Zeit des Kalten Krieges geht vorüber; aber längst gibt es selbst in den entlegensten Ecken der Welt unauffällige, kleine Stützpunkte. "Lily Pads" werden sie genannt, "Seerosenblätter". Die Idee: Wie bei Fröschen im Teich geht es von einem Blatt zum nächsten, um schnell und gut getarnt an Brennpunkte zu gelangen.

Soldaten werden Mädchen für alles

Statt im großen Stil Bodentruppen zu entsenden, setzen die USA seit einigen Jahren verstärkt auf Spezialkräfte. Sie sind nicht nur im Nahen Osten aktiv, sondern auch in Somalia, Tunesien oder dem Niger. Von einem "Schattenkrieg in Afrika" sprechen manche Beobachter.

Längst geht es im Pentagon um mehr als klassische Einsätze. Das US-Militär habe sich zur "One-Stop-Shopping-Lösung" für globale Probleme entwickelt, meint die Juraprofessorin Rosa Brooks, die von 2009 bis 2011 selbst im Verteidigungsministerium arbeitete. "Die Soldaten von heute analysieren Computercodes, trainieren afghanische Richter, bauen Ebola-Quarantänestationen, hören elektronische Kommunikation ab, entwickeln Seifenopern oder patrouillieren Küsten auf der Suche nach Piraten", schreibt Brooks in ihrem Buch "How Everything Became War and the Military Became Everything".

Gewaltiger Militäretat

Das alles verschlingt gewaltige Summen. In keinem anderen Land sind die Militärausgaben so hoch wie in den Vereinigten Staaten. Rund 584 Milliarden US-Dollar waren es 2016, das war so viel wie die folgenden sieben Länder zusammengerechnet erreichten. Trump will diese Summe noch einmal erhöhen.

Immer wieder hat der Republikaner versprochen, dass er die Streitkräfte stärken wolle. Seine Bewunderung für das Militärische hat Trump nie verhehlt. Wichtige Regierungsposten besetzte er mit Militärs, er nennt sie "seine Generäle". Sie haben an Einfluss im Weißen Haus gewonnen, zumindest für den Moment.

Streitkräfte können mehr selbst entscheiden

Es waren Verteidigungsminister James Mattis, der Nationale Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster und Trumps neuer Stabschef John Kelly, die hinter der Afghanistan-Entscheidung standen. Mattis und McMaster waren einst selbst in dem Land im Einsatz.

Und es ist nicht nur Afghanistan. Der Nahe Osten oder Afrika – wo immer man hinschaut, zeigt sich ein Muster: Trump lässt dem Militär freie Hand, das Pentagon bekommt schleichend mehr Freiheiten. Das Ministerium darf selbst über die Höhe der Soldaten in Afghanistan, Syrien und dem Irak entscheiden. Kommandeure im Jemen und Somalia müssen nicht mehr die gesamte Befehlskette abwarten, sondern können auch ohne Zustimmung aus Washington Luftangriffe oder Kommandoaktionen befehlen.

Immer mehr Kommandoaktionen

Schon wenige Wochen nach Trumps Amtsantritt stieg die Zahl der Luftschläge im Jemen. An einem einzigen Tag im März gab es zwei Dutzend Angriffe auf den dortigen Al-Kaida-Ableger. Auch die Einsätze von Spezialkräften im Jemen, Somalia und Pakistan haben zugenommen, wie die Denkfabrik Council on Foreign Relations nachgewiesen hat.

Während der letzten 193 Tage von Obama im Oval Office gab es demnach 21 solcher Operationen. Unter Trump waren es in einem vergleichbaren Zeitraum allein 92 im Jemen, vier in Pakistan und sechs in Somalia. In dem ostafrikanischen Land sind auch erstmals seit 23 Jahren wieder knapp 40 reguläre US-Soldaten stationiert.

Viel Lärm, wenig Veränderung

Papiere, die die grundsätzliche Militärstrategie erklären, gibt es bislang weder vom Weißen Haus noch vom Pentagon. Trump erklärt sich nicht, auch nach seiner Afghanistan-Rede blieben viele Fragen offen.

"Seine Ansprache enthielt im Prinzip mehr vom Selben. Sie haben den Auftrag und die Ziele nicht geändert", meint der Militärexperte Kohn. Er vergleicht die Situation mit dem Tanz beim Kabuki, einer japanischen Theaterform, bei der die Tänzer ihre Arme und den Oberkörper bewegen, die Position ihrer Füße aber kaum verändern. So sei das auch bei Trump. "Viel Lärm, viel Bewegung, viel Wirbel, aber alles bleibt gleich."

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