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Zerwürfnis mit Trump: Der sagenhafte Absturz des Steve Bannon


Zerwürfnis mit Donald Trump
Der sagenhafte Absturz des Steve Bannon

Fabian Reinbold, Washington

10.01.2018Lesedauer: 4 Min.
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Steve Bannon: Sein Abgang als Chef von Breitbart News ist besiegeltVergrößern des Bildes
Steve Bannon: Sein Abgang als Chef von Breitbart News ist besiegelt (Quelle: Alex Brandon/ap)

Steve Bannon wollte Amerika radikal umkrempeln – und kam diesem Ziel gefährlich nah. Doch nach dem Zerwürfnis mit Donald Trump endet seine Karriere jetzt jäh.

Am Ende blieb Steve Bannon noch die Flucht in die Geschichte. In den letzten Tagen soll er wieder in Analogien zu Thomas Cromwell geschwelgt haben, berichten Vertraute. Jenem Berater von Heinrich VIII. aus dem 16. Jahrhundert, der nach einem Zerwürfnis mit dem König schließlich enthauptet, und dessen Kopf auf der London Bridge aufgespießt wurde.

Bannons Heinrich VIII. heißt Donald J. Trump.

Wenige Tage, nachdem der US-Präsident seinen früheren Chefberater öffentlich als jemanden aburteilte, der seinen Verstand verloren habe, ist Bannon tatsächlich sehr viel abhanden gekommen. Am Dienstag teilte das Internetportal Breitbart News in vier knappen Sätzen mit, man gehe mit dem Vorstandschef Bannon auseinander. Damit verliert Bannon sein Geschütz, vor dem sich so viele in Washington gefürchtet hatten.

Der zweitmächtigste Mann der Welt?

Bannon machte Breitbart groß, Breitbart machte Bannon groß, und beides trug ganz entscheidend dazu bei, dass Trump die Präsidentschaftswahl gewann – zum Dank nahm dieser Bannon mit ins Weiße Haus. Vielen galt Bannon nun gar als Mann, der Trump lenkte. Elf Monate, nachdem die Zeitschrift „Time“ fragte, ob Bannon der zweitmächtigste Mann der Welt sei, hat dieser in kurzer Zeit so gut wie alle politische Durchschlagskraft verloren. Was für ein Absturz!

Der Anlass war das so viel diskutierte Buch „Fire and Fury“. Bannons Sicht durchzieht diesen hoch umstrittenen Insiderbericht aus dem Weißen Haus. Und in mehreren Zitaten teilte er dermaßen gegen Trump und dessen engstes Umfeld aus, dass Trump zum großen Schlag ausholte - und ein Exempel dafür statuierte, was jenen droht, von denen er sich verraten fühlt. (Hier lesen Sie mehr zu Bannons Rolle im Buch.)

Bannons Entschuldigung für seine Bemerkungen kam am Wochenende und damit zu spät. Zuvor hatte Rebekah Mercer schon das Urteil über Bannon besiegelt. Die erzkonservative Milliardärstochter finanzierte jahrelang Bannons Aktivitäten, Breitbart und später auch Trumps Wahlkampf. Am vergangenen Donnerstag machte sie klar, dass sie auf Trumps Seite steht – und nicht länger auf der Bannons.

Blitzkarriere und rasanter Abstieg

Der 64-jährige Bannon hat sicherlich weiterhin große Pläne, um die amerikanische Politik und seine Hassliebe, die republikanische Partei, auf "America First"-Kurs zu eichen. Doch er ist zum Revolutionär ohne Plattform geschrumpft. Für neue Kampagnen müsste er sich auch neue Unterstützer suchen.

Es ist ein atemberaubender Abstieg nach einer Blitzkarriere. Bannon, im früheren Leben Investmentbanker und Filmproduzent, erfand sich neu als Radikalkonservativer und machte aus der Nischenwebsite Breitbart News nicht nur ein großes Internetportal, sondern zugleich das Lieblingsorgan einer neuen Rechten, das er im Wahlkampf 2016 zur vollen Blüte führte: Ausgehend von Bannons Breitbart prägten Nationalisten, Rassisten und Verschwörungstheoretiker der sogenannten „Alt-Right“-Bewegung den Internetwahlkampf mit täglicher Stimmungsmache gegen Hillary Clinton und für Trump.

Dieser holte den Breitbart-Chef im August 2016 als Wahlkampfchef und schusterte ihm mit Amtsantritt eine neue Position im Weißen Haus zu: Strategiechef des US-Präsidenten.

Bannon – Markenzeichen: mehrere übereinander getragende Hemden und Cargohosen – schlich nun im Anzug durch das Zentrum der Macht. Aus seiner Feder stammen die großen Trump-Themen von „America First“ und den „vergessenen Männern und Frauen Amerikas“ – seine Ideen eines „wirtschaftlichen Nationalismus“ prägten Trumps Antrittsrede und unterfütterten den Rückzug aus internationalen Abkommen. Bannon war verantwortlich für ein über Nacht eingesetztes Einreiseverbot gegen Bürger aus mehreren islamisch geprägten Staaten.

Bannon gegen die "Globalisten"

Es ist insofern die Unwahrheit, als Trump in seiner Abrechnung vergangene Woche behauptete: „Steve hat nichts mit mir und der Präsidentschaft zu tun."

Doch Bannon wurde auch rasch Zentrum interner Kämpfe im Weißen Haus. Er wetterte unentwegt gegen jene, die er als „Globalisten“ verspottete: all jene, die seine Vision von America First nicht teilten, etwa Trump-Schwiegersohn Jared Kushner und Tochter Ivanka. Breitbart hatte dieses Wort zum politischen Kampfbegriff gemacht – und versuchte darüber im vergangenen Sommer auch den Nationalen Sicherheitsberater und Bannon-Konkurrenten H.R. McMaster zu stürzen.

Kurz darauf warf Trump Bannon raus – und dieser wurde prompt wieder Breitbart-Chef. Für die moderateren Kräfte im Weißen Haus ein Erfolg, und auch Bannon verkaufte den Wechsel als Aufstieg: In der neuen Position könne er noch freier agieren, um die republikanische Partei weiter in seinem Sinne umbauen zu können.

Er wollte mit der Macht von Breitbart radikale Kandidaten gegen das republikanische Establishment in den Wahlen 2018 in Stellung bringen. Es war seine große Kampfansage an die Parteielite.

Doch gleich der erste Anlauf ging schief. In Alabama trommelte Bannon für den Rechtsaußen-Kandidaten Roy Moore – auch als gegen ihn mehrere Frauen den Vorwurf erhoben, er habe sie belästigt, als sie noch minderjährig waren. Er überredete Trump, Moore zu unterstützen. Moore verlor, und Trump hat sich maßlos geärgert.

Es gab viele Amts- und Mandatsträger in der republikanischen Partei, die vor Bannons Kampfansage zitterten. Sie können vorerst aufatmen.

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