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Donald Trump in Davos: „America first“ bedeute nicht „Amerika allein“


Trumps Rede in Davos
Ein Präsident als Handlungsreisender

Eine Analyse von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 26.01.2018Lesedauer: 3 Min.
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Weltwirtschaftsforum in Davos: Donald Trumps Rede stand im Zentrum der AufmerksamkeitVergrößern des Bildes
Weltwirtschaftsforum in Davos: Donald Trumps Rede stand im Zentrum der Aufmerksamkeit (Quelle: Gian Ehrenzeller/dpa)

Investieren Sie jetzt in Amerika! Das war die Donald Trumps Botschaft an das Weltwirtschaftsforum – bei den großen Streitfragen gab er sich ganz zahm.

Den ersten Erfolg konnte Donald Trump schon anderthalb Stunden vor seiner Rede verbuchen. Die Schlangen waren so lang wie bei niemand anderem in Davos. Wie bei einem Rolling-Stones-Konzert, stöhnte ein anstehender Journalist.

Die längste Schlange, die größte Aufmerksamkeit. Solche Dinge sind Trump wichtig. Und er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bekam er sie alle. Auch wenn er erst spät eintraf, dominierte er das Treffen und heimste von den versammelten Wirtschaftsbossen viel Lob ein.

Die aufgebaute Spannung vor seinem Auftritt am Freitagnachmittag entlud sich relativ unspektakulär. In einer kurzen Rede von knapp 20 Minuten lieferte er genau das, was das Weiße Haus zuvor in Aussicht gestellt hatte:

  • Trump lobte seine eigene Politik ausführlichst. Seine Steuersenkungen, die Aktienmärkte auf Höhenflug, den Arbeitsmarkt ("2,4 Millionen neuen Jobs seit meiner Wahl") – alle Zahlen sollten zeigen: Amerika steht unter seiner Regentschaft sehr gut da. Er rührte unablässig die Werbetrommel. Immer wieder sagte Trump sinngemäß den Satz: Investieren Sie jetzt in Amerika! Eine bessere Zeit habe es nie gegeben: "Jetzt ist der perfekte Moment, um ihre Unternehmen, Jobs und Investitionen in die USA zu bringen“, sagte Trump und klang dabei wie ein Vertreter. Außerdem hätten die USA „die besten Arbeiter weltweit“.
  • Zweitens versuchte Trump, die Welt zu beruhigen: „America first“ bedeute nicht „Amerika allein“. Man sei weiterhin bereit, Handelsabkommen einzugehen, allerdings unter Bedingungen, die Trump „fair“ nannte. Er sprach von bilateralen Abkommen, etwa mit den Pazifik-Staaten des TTP-Abkommens, aus dem er die USA abzog, „vielleicht auch multilateral“, sagte er, wurde aber nicht konkreter. Doch erst im Konkreten wird es interessant: Fair heißt für Trump nämlich etwa, dass keine Handelsüberschüsse bestehen dürfen, wie es etwa der Fall mit Deutschland und den USA ist.
  • Und schließlich betonte Trump, dass die USA sich weiterhin bei internationalen Fragen engagierten und mitarbeiten würden, „eine bessere Welt zu erschaffen“. Er hob die Bekämpfung des „Islamischen Staats“ hervor und die Bedrohung durch Nordkorea. Amerika bleibe ein Partner, sollte die Botschaft lauten. Nicht unwichtig, denn seit seinem Amtsantritt haben die USA international massiv an Ansehen und Einfluss verloren.

Sein sanfter Ton in internationalen Fragen mag manche im Publikum überrascht haben. Er sprach nicht von einem „Handelskrieg“ – ein Wort, das seine Berater zuvor auch in Davos in den Mund genommen hatten. Trump hält auf internationalem Parkett öfter solche zurückhaltenden Reden. Er las vom Teleprompter ab. Er sprach nicht über Schutzzölle. Er erwähnte mit einem Satz das Problem Industriespionage, nannte aber nicht China beim Namen. Kein Wort zum Reizthema Klimaschutz. Es war eine Rede, die beruhigen sollte.

Donald Trumps Davos-Rede im Video:

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Etwas Trump-hafter wurde es bei der kurzen Frage-und-Antwort-Runde mit Weltwirtschaftsforum-Chef Klaus Schwab im Anschluss. Da sagte Trump diesen Satz: Hätte nicht er sondern Hillary Clinton die Wahl gewonnen, wären die Märkte nicht um 50 Prozent angezogen, sondern um 50 Prozent abgestürzt. Und beklagte sich dann noch über die Presse, was sogar im höflichen Publikum von Davos Buhrufe auslöste.

Für Trump war der Besuch dennoch ein Erfolg. Ja, er blieb vage. Aber Angela Merkel und Emmanuel Macron konnten neben allgemeinen Bekenntnissen zur Zusammenarbeit und gegen Protektionismus eben auch keine konkreten Zukunftsvisionen liefern.

Die Treffen mit den Wirtschaftsbossen konnte Trump sichtlich genießen. Am Donnerstagabend hatten sich die Vorstände 15 globaler Konzerne wie Siemens, Bayer oder Total vom US-Präsidenten abfragen lassen, was sie zuletzt in seinem Land investierten haben und was sie in Zukunft zu investieren gedenken. Trump lobte sie, und bekam seinerseits reichlich Anerkennung für seine Steuer- und Wirtschaftspolitik.

Das sind genau die Bilder, mit denen Trump zu Hause punkten kann.

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