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Syrien-Krieg? Donald Trump hat "mehrere Optionen" auf dem Tisch


Konflikt in Syrien
Sucht Trump die Konfrontation mit Russland?

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 12.04.2018Lesedauer: 4 Min.
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USS Arleigh Burke: Der Zerstörer hat die US-Küste mit Kurs Mittelmeer verlassenVergrößern des Bildes
"USS Arleigh Burke": Der Zerstörer hat die US-Küste mit Kurs Mittelmeer verlassen (Quelle: U.S. Navy/Justin Yarborough/reuters)

Per Tweet droht Donald Trump mit Raketenangriffen auf Syrien – nicht nur gegen Diktator Assad, sondern auch dessen Schutzmacht Russland. Doch Washington streitet noch über grundlegende Strategiefragen.

Er hat wieder einmal alle aufgeschreckt. Mit seinem Tweet, der Raketenschläge in Syrien ankündigt und zugleich Moskau droht, hat Donald Trump die Angst vor einer militärischen Konfrontation der Atommächte USA und Russland in Syrien geschürt.

Frühmorgens, also wahrscheinlich noch während des morgendlichen TV-Konsums in den Schlafräumen des Weißen Hauses, setzte Trump den Tweet ab.

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Form und Zeitpunkt dieser Ankündigung haben in Washington viele Beobachter überrascht. Schließlich hat Trump immer wieder gesagt, er werde niemals Militärschläge vorab dem Gegner mitteilen. Genau das hat er per Tweet nun allerdings getan.

Am Mittwochnachmittag ruderte seine Sprecherin dann auch zurück: Es sei noch keine Entscheidung über ein Vorgehen gegen Syrien gefallen, sagte Sarah Sanders. Der Präsident habe mehrere Optionen auf dem Tisch. Auch Verteidigungsminister Jim Mattis bremste: Man werte immer noch Informationen zum mutmaßlichen Giftgasangriff von Duma aus.

Rein inhaltlich ist Trumps Tweet wenig überraschend: Er lässt seit Tagen keinen Zweifel an seiner Absicht, Vergeltungsmaßnahmen gegen den Angriff in Duma auszuführen – und da Moskaus Einheiten eine so wichtige Rolle an der Seite der Truppen von Baschar al-Assad eingenommen haben, beträfen solche Angriffe wahrscheinlich auch Russland. Das ist die extrem heikle Ausgangslage, die Trump zu berücksichtigen hat.

Planungen für größeren Angriff

Es spricht tatsächlich einiges dafür, dass Trump eine größere Aktion statt eines einmaligen Vergeltungsschlages planen lässt: Er hat seine erste Reise nach Lateinamerika, zu der er am Freitag aufbrechen wollte, mit Verweis auf Syrien abgesagt. Am Mittwoch verließen mehrere Zerstörer die Marinebasis in Virginia mit Kurs aufs Mittelmeer. Trump telefoniert mit Emmanuel Macron, der ebenfalls das Assad-Regime wegen des Giftgaseinsatzes empfindlich treffen will. Und schließlich greift Trump auch seit Sonntag kontinuierlich Wladimir Putin für dessen Assad-Unterstützung an. Ein bemerkenswerter Schritt, weil Trump bis dahin jegliche direkte Kritik an Putin vermieden hat.

Wird er dabei aber wirklich eine Konfrontation mit Russland riskieren? Trumps offensive Drohungen sind Mittel seines Politikstils, mit dem er Stärke symbolisieren und Zugeständnisse abpressen will – und in dem er sich zur Zeit bestätigt sieht. Er brüstet sich etwa damit, dass seine Drohtweets gegen Kim Jong Un den nordkoreanischen Diktator an den Verhandlungstisch brächten. Auf diese Taktik scheint er nun auch im Fall Putins zu setzen.

Bei Attacken würden auch Russen ins Visier geraten

Doch die Gemengelage in Syrien ist höchstkompliziert: Moskau bestimmt die Geschehnisse im syrischen Krieg zu einem großen Teil mit. Russische Militärberater unterstützten Assads Truppen. Zudem unterhält Russland zwei Stützpunkte in Syrien, dominiert den Luftraum mit Kampfjets und Raketenabwehrsystemen, während Iran hingegen Assad mit Bodentruppen unterstützt.

Bei möglichen Großangriffen auf mehrere Ziele geraten somit auch russische Einheiten ins Visier, die zum Teil eng an der Seite der Assad-Truppen operieren. Und sollten die USA oder Frankreich Kampfflugzeuge losschicken, könnten diese von der russischen Luftabwehr abgeschossen werden – Angriffe von US-Kriegsschiffen oder von U-Booten aus sind daher die wahrscheinlichen Varianten.

Erwartet wird auch, dass die US-Armee Moskau vor einem Angriff warnen wird, damit die Russen ihre Männer in Sicherheit bringen können. Zumindest drängt das Pentagon darauf, russische Opfer zu vermeiden. So soll verhindert werden, dass es zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Moskau kommt, deren Folgen nicht abzuschätzen wären.

So haben es die USA auch beim Vergeltungsschlag nach dem Giftgasangriff von Chan Scheichun im April 2017 gehandhabt. 90 Minuten vor dem Angriff wurde das russische Militär informiert. Es gab dann auch keine russischen Opfer auf der angegriffenen Basis Schariat. Der Nebeneffekt: Die Russen warnten ihrerseits auch die syrischen Verbündeten – der Schaden war überschaubar und mit russischer Hilfe konnten nach kurzer Zeit wieder syrische Kampfflieger vom getroffenen Flugfeld abfliegen.

Die Suche nach einer Syrien-Strategie

Trumps Tweets täuschen nicht nur über diese heiklen Fragen hinweg, sondern auch darüber, dass seine Regierung keine klare Syrien-Strategie verfolgt.

Im März erklärte der Befehlshaber der US-Regionalkommandos Nahost im Kongress verdutzten Senatoren, er könne nicht sagen, ob das Ziel der US-Regierung nach wie vor darin bestehe, dass Assad aus dem Amt entfernt würde.

Trump selbst hat sich für diese Fragen jedenfalls nie sonderlich interessiert. Der US-Präsident will zwar ein Ausrufezeichen setzen, scheut aber gleichzeitig einen größeren Einsatz. Die 2.000 US-Soldaten, die auf syrischem Gebiet gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" kämpfen, will er am liebsten abziehen.

"Der schlimmste Fehler seit dem Rückzug aus dem Irak"

Dabei widersprechen ihm sowohl Pentagon-Vertreter als auch Republikaner im Kongress. Ein Abzug "wäre der schlimmste Fehler seit Obamas Rückzug aus dem Irak", gab der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham jetzt zu Protokoll. Am Mittwochabend (Ortszeit) wird Trump mit der Führungsriege aus dem Kongress zu Abend essen und dabei wohl auch seine Syrien-Pläne besprechen.

Augenblicklich spricht viel dafür, dass Trump mit seiner Drohung an Russland symbolische Stärke beweisen will. Und es dann bei dem mehrtägigen Beschuss von Kriegsschiffen belässt. Dieser brächte ihm daheim Applaus ein, aber würde die USA nicht weiter in den vertrackten Syrien-Krieg hineinziehen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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