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Barack Obama wird 60: Joe Bidens Angst vor der Feier in Corona-Zeiten


Riesige Geburtstagsparty
Joe Bidens Angst vor Obamas Eliten-Feier

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns

Aktualisiert am 04.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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Barack Obama und Joe Biden im Jahr 2017: Biden war Obamas Vizepräsident, bevor er im November selbst zum US-Präsidenten gewählt wurde. (Quelle: Marianique Santos/imago-images-bilder)

Joe Biden will nicht an der Riesenfeier zu Barack Obamas 60. Geburtstag teilnehmen. Angeblich aus Zeitgründen. Tatsächlich fürchtet das Weiße Haus schlechte Presse – und die Delta-Variante.

An sich ist es nicht die Aufgabe der Pressesprecherin des amtierenden US-Präsidenten, einen früheren Präsidenten in Schutz zu nehmen oder sich überhaupt zu dessen Angelegenheiten zu äußern. Joe Bidens Sprecherin Jen Psaki aber sah sich genötigt, doch etwas zu sagen über die für das Wochenende geplante Riesenfeier zum heutigen 60. Geburtstag von Barack Obama. Denn die Biden-Regierung sieht sich angesichts der explodierenden Corona-Zahlen in den USA wachsender Kritik an ihrem Gesundheitsmanagement ausgesetzt.

Insbesondere viele der konservativen US-Medien und Politiker der Republikaner werfen dem amtierenden Präsidenten immer häufiger vor, die Corona-Lage nicht im Griff zu haben. So war es kein Zufall, dass der "Fox News"-Reporter Peter Doocy die Chance im Weißen Haus nutzte, um Jen Psaki planmäßig in Erklärungsnot zu bringen.

"Gibt Präsident Obama ein falsches Beispiel dafür ab, wie ernst man Covid-19 nehmen muss, wenn er diese Woche eine Geburtstagsparty mit Hunderten Gästen veranstaltet?" Es schien, als habe Psaki diese Frage erwartet. Sie antwortet, aber nicht frei, sondern liest stellenweise Wort für Wort von ihrem Skript ab. Obama habe immer dafür gekämpft, dass sich die Menschen impfen lassen, sagt sie. Die Feier auf der Insel Martha's Vineyard im Bundesstaat Massachusetts fände in einer Gegend statt, die kein hohes Infektionsrisiko habe. Das Event sei nicht "indoor", sondern "outdoor", Gäste würden getestet und es gäbe noch andere Sicherheitsvorkehrungen, deren Details aber vom Presseteam Barack Obamas in Erfahrung zu bringen seien.

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Angst vor der falschen Botschaft

Tatsächlich ist sich die Biden-Regierung der Brisanz dieses 60. Geburtstages wohl bewusst. Schon einen Tag zuvor hatte das Weiße Haus verbreiten lassen, dass der amtierende Präsident nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen könne, angeblich aus terminlichen Gründen. Biden würde mit Obama deshalb zu einem späteren Zeitpunkt zusammentreffen.

Die Angst davor, eine falsche Botschaft auszusenden, dürfte der eigentliche Grund sein: Mutmaßlich 500 prominente und vermögende Gäste mit angeblich 200 Bediensteten feiern mitten in der Delta-Corona-Welle eine große Party auf einer Insel, abgeschottet vom Rest des Landes.

Obama hatte 2019 ein riesiges Anwesen auf Martha's Vineyard für mehrere Millionen US-Dollar gekauft.

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Während das Weiße Haus bislang beispielsweise keinen Weg zu finden vermag, Millionen von Mietern vor drohender Obdachlosigkeit zu bewahren, weil sie ihre Mieten coronabedingt nicht mehr zahlen können, kann sich Joe Biden eine solche Feier und vor allem nicht die Bilder und die Berichterstattung dazu leisten.

Im ganzen Land nehmen die Restriktionen derzeit wieder zu. In New York etwa soll es künftig nur noch Geimpften erlaubt sein, Restaurants, Fitnessstudios und andere Innenaktivitäten zu besuchen. Zwar hat Joe Biden inzwischen sein schon für Juni angekündigtes Ziel erreicht, 70 Prozent der erwachsenen Amerikaner zu impfen. Doch das ist nur der Durchschnitt. In vielen Bundesstaaten sieht die Impfquote nach wie vor dürftig aus. Insbesondere bei den Jüngeren gibt es weiterhin wenig Fortschritt.

Wie sehr Joe Biden unter Druck steht, macht eine Fernsehansprache deutlich, in der er sich mit Gouverneuren anlegte, die zu wenig gegen die Pandemie unternehmen würden: "Wenn Sie schon nicht helfen, dann gehen Sie wenigstens den Leuten aus dem Weg, die versuchen, das Richtige zu tun", sagte er. Dann wurde er noch deutlicher: "Nur zwei Staaten, Florida und Texas, sind für ein Drittel aller neuen Covid-19-Fälle im ganzen Land verantwortlich."

Lauern auf Fehltritte

Es geht für Joe Biden um mehr als nur um die versäumte Party eines besten Freundes. Der Erfolg seiner Präsidentschaft hängt maßgeblich mit seinem Pandemiemanagement zusammen. Punkten muss er unbedingt bei Wählern, die sich enttäuscht abgewandt haben, die sich abgehängt fühlen. Alles an seiner Politik ist darauf ausgelegt, diesen enttäuschten Teil der Mittelschicht für die Demokraten zurückzugewinnen.

Seine erste Prüfung dafür sind die Zwischenwahlen im kommenden Jahr. Jede Gelegenheit, die eine Berichterstattung über die Abgehobenheit der Washingtoner Eliten nach sich ziehen könnte, muss Biden versuchen zu meiden. Er darf also im Grunde gar nicht mitfeiern.

Zu gern nehmen sich gerade Trump-nahe Medien solcher Themen an. Der berüchtigte "Fox-News"-Kommentator Tucker Carlson etwa befindet sich derzeit für eine Woche in Budapest. Von dort aus will er unter anderem den rechtskonservativen ungarischen Präsidenten Viktor Orbán interviewen. Er ließ es sich nicht nehmen, auch von dort aus umgehend Stellung zur geplanten Obama-Sause zu nehmen und witzelte, ob man die 200 Bediensteten etwa dafür benötigen würde, um Elefanten bei diesem "Superspreader-Event" herumzuführen.

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Tucker Carlson selbst nimmt an diesem Wochenende ebenfalls an einer Großveranstaltung teil. Im Rahmen seiner Ungarn-Woche wird er nach seinem Treffen mit Orbán beim "MCC Feszt" sprechen, einem konservativen Politik-Event. Neben Diskussionspanels zur "Rolle der Literatur zur Erhaltung der muttersprachlichen Kultur" und zu "Sozialen Fragen zum Geschlecht, Kinderschutz und Sexualaufklärung" wird es auch einen Programmpunkt geben, der heißt: "The world according to Tucker Carlson", die Welt aus der Sicht von Tucker Carlson.

Immerhin scheinen in Budapest die gleichen Bedingungen wie für Barack Obamas 60. Geburtstag zu gelten. "Das MCC Feszt-Programm ist nur für Besucher mit einem Impfausweis zugänglich. Falls Sie Ihre Immunität nicht nachweisen können, kann Ihnen der Zutritt zum Festivalprogramm ohne Entschädigung oder Rückerstattung der Gebühren verweigert werden", ist auf der Webseite zu lesen. Außerdem soll das Tragen von Masken und das Einhalten von Abstand vollumfänglich einzuhalten sein. Carlson scheint sich also anpassen zu müssen. Das Tragen von Masken bezeichnete er einst als "Zeichen politischen Gehorsams". Leute, die sie tragen würden, seien "Eiferer und Neurotiker".

Zu Donald Trumps 75. Geburtstag, den der Ex-Präsident im Juni in seinem Golfclub in New Jersey ebenfalls mit vielen Gästen und ohne Masken feierte, blieb ein solcher Aufschrei wie zu Barack Obamas Feier aus.

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