t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandGesellschaft

Grundschuldirektorin schlägt Alarm: Dutzende Kinder schaffen die erste Klasse nicht


Grundschuldirektorin schlägt Alarm
Dutzende Kinder könnten 1. Klasse nicht schaffen

Von t-online, mir

Aktualisiert am 22.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Ein Kind sitzt im Klassenzimmer: Im Vergleich zu früher schneiden schon Grundschüler immer schlechter ab.Vergrößern des BildesIm Vergleich zu früher schneiden schon Grundschüler immer schlechter ab. (Quelle: Marcel Kusch/dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Studien zeigen: Grundschüler schneiden immer schlechter ab. Eine Schuldirektorin aus Ludwigshafen schlägt jetzt Alarm – und nennt die möglichen Gründe.

Das Leistungsniveau von Grundschülern ist auf dramatische Weise gesunken. Zu diesem Ergebnis kam im vergangenen Jahr eine Studie der Kultusministerkonferenz, die alle fünf Jahre stattfindet. Ihr zufolge haben Viertklässler deutlich mehr Probleme in Deutsch und in Mathe als noch vor zehn Jahren.

Doch das Problem zeigt sich bereits viel früher. Eine Grundschuldirektorin aus Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz hat sich jetzt mit einem schockierenden Befund an die Öffentlichkeit gewandt. Fast ein Drittel der Erstklässler an ihrer Schule ist versetzungsgefährdet. "40 von 132 Kindern haben das Ziel der ersten Klasse bisher nicht erreicht", sagte Barbara Mächtle, die seit fast 20 Jahren an der Grundschule Gräfenau unterrichtet, dem "Spiegel". Dies habe sie "schockiert": "Das sind fast doppelt so viele wie im Vorjahr."

Das ist der wichtigste Grund für das schlechte Abschneiden

Dafür gibt es Mächtle zufolge mehrere Gründe. Einer der wichtigsten sind ungenügende Deutschkenntnisse. "98 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund", sagte Mächtle: "Und manche waren gerade erst auf der Flucht."

Aber auch die staatlichen Strukturen sind ein Problem. In Ludwigshafen fehlten 2.000 Kitaplätze, so Mächtle. Die Folge: Die Versäumnisse des Elternhauses können nicht durch frühzeitige Förderung, etwa bei der Sprache, ausgeglichen werden.

Aber auch an sozialen Kompetenzen mangelt es immer stärker. "Viele Kinder wissen noch nicht einmal, was ein Mäppchen ist", berichtete Schuldirektorin Mächtle. Manche könnten keine Zahlen von Würfeln ablesen, hätten kaum soziale Kompetenzen.

Zu Hause bekommen diese Kinder mitunter wenig Unterstützung. Schuldirektorin Mächtle hat es zum Teil mit Eltern zu tun, die selbst nur vier Jahre lang eine Schule besucht hätten und nicht die Notwendigkeit zum regelmäßigen Schulbesuch sehen: "Wir müssen sehr viel aufklären." Das aber binde Zeit, die eigentlich für den Unterricht benötigt wird.

Bei anderen mangele es nicht am Willen, sondern an den Möglichkeiten. So berichtete Mächtle von Müttern, die gerne selbst Sprachkurse besuchen würden, aber für ihre kleinen Kinder keine Betreuung fänden.

In vielen Klassen sitzt keine Lehrkraft mehr

Verschärft wird die Situation durch den Lehrermangel. "In 4 von 22 Klassen sitzt derzeit keine ausgebildete Grundschullehrkraft", sagte Mächtle. Stattdessen unterrichteten unter anderem Studenten. Die Schulleiterin fordert: Es muss mehr Personal her, das den Kindern beim Erlernen von Alltagsfähigkeiten helfen kann. Wichtig wäre auch ein verpflichtendes letztes Kitajahr.

Nachdem die "Rheinpfalz" als erste Zeitung über die dramatische Situation an der Schule berichtet hatte, hat sich jetzt das zuständige Schulministerium eingeschaltet. In der kommenden Woche soll es ein Gespräch geben, wie die Lage verbessert werden kann.

Die Ludwigshafener Grundschule ist indes kein Einzelfall. Der Bildungsbericht 2022, der alle zwei Jahre die gesamte Bildungssituation analysiert, kommt zu dem Ergebnis, dass der Abbau sozialer Ungleichheiten in den Schullaufbahnen "eine große Herausforderung" bleibt: "Schüler:innen aus sozial schwächeren Elternhäusern besuchen nach der Grundschule deutlich seltener höher qualifizierende Schularten und Bildungsgänge als Gleichaltrige mit hohem Sozialstatus." Bereits im Grundschulalter bestünden Leistungsrückstände von bis zu einem Lernjahr. Das bittere Fazit: "Eine spürbare Entkoppelung von erreichten Kompetenzen und sozialer Herkunft lässt sich in den letzten 20 Jahren ebenso wenig feststellen wie eine nennenswerte Reduzierung des Anteils kompetenzschwacher Schüler:innen insgesamt."

Verwendete Quellen
  • Spiegel.de: 40 Kinder schaffen die erste Klasse wohl nicht – was ist da los?
  • KMK.org: KMK stellt sich neuesten Befunden des IQB-Bildungstrends: Gezielte Maßnahmen zur Sicherung der Mindeststandards sind notwendig
  • Bildungsbericht 2022
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website