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Papst-Vertrauter ist arbeitslos – Georg Gänswein "sucht" nun Arbeit


Der Fall des Georg Gänswein
Papst-Vertrauter "sucht" jetzt Arbeit

Von t-online, cc

Aktualisiert am 17.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Erzbischof Georg Gänswein im August 2023 in seiner Heimatdiözese Freiburg.Vergrößern des BildesErzbischof Georg Gänswein im August 2023 in seiner Heimatdiözese Freiburg. (Quelle: Philipp von Ditfurth)
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Er war der engste Vertraute von Papst Benedikt XVI. Nach dem Tod Joseph Ratzingers fiel Georg Gänswein im Vatikan in Ungnade. Nun startet er in Deutschland ein neues Leben.

Breisgau statt Vatikan. Kaiserstuhl statt Papstthron. Das ist grob gesagt das neue Leben des Georg Gänswein. Der 67-jährige Geistliche war einst einer der mächtigsten Männer innerhalb der katholischen Kurie, zog als engster Vertrauter des deutschen Papstes Benedikt XVI. in Rom die Fäden. Nun ist Gänswein wieder in Deutschland. Und er startet hier so etwas wie ein neues Leben.

Am Dienstag hielt er eine Messe im bayerischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild, wurde dabei von den zahlreich erschienen Gläubigen mit freundlichem Applaus begrüßt. Joseph Ratzinger, wie Papst Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen hieß, wird von vielen Menschen in Bayern auch nach seinem Tod im Dezember 2022 verehrt. Etwas von dieser tief empfundenen Zuneigung bekam nun auch Gänswein zu spüren.

Auf Geheiß von Papst Franziskus I. war Gänswein im Juli 2023 in seine Heimatdiözese Freiburg zurückgekehrt. Nicht ganz freiwillig, wie es aus Kirchenkreisen verlautete. Von "Abschiebung" war die Rede, davon, dass Gänswein bei Franziskus I. in "Ungnade" gefallen sei und der amtierende Papst ihn "in die Verbannung geschickt" habe. Tatsächlich hatte Franziskus I. Gänswein wohl schon Mitte Mai ein Ultimatum gesetzt: bis zum 1. Juli sollte er Rom verlassen. Weitere Aufgaben wurden ihm nicht zugedacht.

Gänswein musste also ohne neues Amt gehen. Ein herber Schlag für den Mann, der als Privatsekretär Benedikt XVI. seit 2005 in der Schaltzentrale der katholischen Kirche gewirkt hatte.

Franziskus I. warf Gänswein schließlich raus

Doch Gänswein war umstritten. Der als erzkonservativ geltende Geistliche hatte seinen Unmut über den als Reformpapst angetretenen Franziskus I. sogar in einem Buch mit dem Titel "Nichts als die Wahreit" kundgetan. Erschienen war es 2022, kurz nach dem Tod Joseph Ratzingers. Darin beklagte er unter anderem den Umgang des aktuellen Amtsinhabers mit ihm und plauderte Interna aus dem Inneren des Vatikan aus. Das kam dort nicht gut an.

Nach dem Tod Ratzingers hatte Gänswein dem aktuellen Papst offenbar Vorschläge für seine Weiterverwendung gemacht. Ein Posten als Nuntius in Costa Rica sei im Gespräch gewesen, hieß es. Er selbst dementierte das. Auch eine Anstellung als Theologieprofessor. Am Ende wurde es nichts von alldem. Franziskus I., das muss man wohl so sagen, warf Gänswein schlichtweg raus.

Nun also wieder Deutschland. Vertraute Umgebung. Den Auftritt im Wallfahrtsort Maria Vesperbild genoss Gänswein, der von Benedikt XVI. 2013 zum Erzbischof ernannt worden war. Der 67-Jährige habe in dem Ort, in dem er auch früher schon oft Urlaub gemacht hatte, "ein Stück Heimat gefunden", wo er "wieder neu auftanken" dürfe, sagte Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart.

Alles zurück auf Anfang

Dafür hat er nun ausreichend Zeit. Im Bistum Freiburg lebt Gänswein derzeit im Priesterseminar und will aushelfen, wenn er gebraucht wird, wie er kürzlich bei einer Buchvorstellung sagte: "Ich bin jetzt hier, bin auf der Arbeitssuche, sozusagen."

Aushelfen. Arbeit suchen. Es sind ungewöhnliche Worte für einen der ehemals einflussreichsten Männer in der Kirche. In seiner Predigt zum katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt sprach Gänswein über die Vorstellung vom Himmel, die leibliche Auferstehung. Auch wenn die Vorstellung von anderen belächelt werde, zeige sie doch eine zentrale katholische Hoffnung: völlig von Gott angenommen zu sein.

Angenommen-Werden ist auch für Gänswein ein Thema. "Jeder Mensch sehnt sich nach Angenommen-Sein", sagte er bei seiner Predigt – vor allem in schwierigen Lebenssituationen. Er sprach von "vielen Türen, die uns vor der Nase zugeschlagen worden sind", von "Verleumdung aus dem Hinterhalt" und auch von Einsamkeit.

Wer wollte, konnte darin sicherlich einen Bezug zu seiner eigenen Biografie erkennen. Der ehemalige Privatsekretär des Papstes fängt neu an. Da, wo für ihn alles angefangen hat.

Verwendete Quellen
  • stern.de: "Alle Wege führen aus Rom – wie Erzbischof Georg Gänswein bei Papst Franziskus in Ungnade fiel" (kostenpflichtig)
  • zdf.de: "Papst verbannt Gänswein offenbar aus Vatikan"
  • zeit.de: "Zwischen zwei Päpsten" (kostenpflichtig)
  • sz.de: "Gänswein: Berichte über Posten in Costa Rica "Fake News""
  • katholisch.at: ""Nichts als die Wahrheit": Gänswein weist Vorwürfe an Buch zurück"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.
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